Shape of Water - Das Flüstern des Wassers USA 2017 – 124min.

Filmkritik

Verwandte Seelen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Seinem Ruf als großer Bildermagier wird Guillermo del Toro (Crimson Peak) auch in seiner jüngsten Leinwandarbeit The Shape of Water gerecht, die von einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung zwischen einer stummen Putzfrau und einem sensiblen Amphibienmann handelt. Große Emotionen, Spannung, Komik und eine tolle Optik machen aus der Fantasy-Romanze ein berauschendes Erlebnis, das man unbedingt im Kino genießen sollte.

Anfang der sechziger Jahre, zur Hochzeit des Kalten Krieges, führt die über Gebärdensprache mit ihrer Umwelt kommunizierende Reinigungskraft Elisa (Sally Hawkins) ein monotones Leben ohne nennenswerte Abenteuer. Als eines Tages jedoch ein mysteriöses, in Südamerika gefangenes Wasserwesen (Doug Jones) an ihren Arbeitsplatz, ein Geheimlabor der US-Regierung, verschleppt wird, ist es um die einfühlsame Frau geschehen. Während Sicherheitschef Richard Strickland (furchteinflößend: Michael Shannon) die im Wettrüsten mit der Sowjetunion als Versuchskaninchen missbrauchte Kreatur regelmäßig foltert, fühlt sich Elisa magisch vom dem unbekannten Geschöpf angezogen und baut schon bald eine intime Beziehung zu ihm auf. Nur wenig später steht das Leben des Wassermannes allerdings auf dem Spiel, weshalb die Putzfrau den Gefangenen mithilfe ihres Nachbarn Giles (Richard Jenkins) kurzerhand aus dem Forschungskomplex befreien will.

Monster und Außenseiter scheinen den Mexikaner del Toro in besonderem Maße zu faszinieren. Viele seiner Werke widmen sich ausgestoßenen Figuren, solchen, die am Rande stehen und gerade deshalb umso interessanter sind. Die in Venedig mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnete Fantasy-Romanze The Shape of Water, deren betörend gefilmter Einstieg schon einen ganz eigenen Zauber verströmt, widmet sich einer unkonventionellen Liebesbeziehung und bettet diese überzeugend in die triste Realität des Kalten Krieges ein. Einerseits gelingt es immer wieder, das bedrückende, vom Wetteifern der Großmächte bestimmte damalige Angstklima heraufzubeschwören. Andererseits verbreitet der Film eine märchenhafte, manchmal mit bestechender Komik angereicherte Stimmung.

Dass das Geschehen trotz großer Gefühle nie kitschig wirkt, liegt nicht zuletzt an Hauptdarstellerin Sally Hawkins, die Elisas Sehnsüchte und ihre behutsame Annäherung an den Amphibienmann mimisch und gestisch auf erstaunlich differenzierte Weise zum Ausdruck bringt. Del Toros berührende, bildgewaltige und liebevoll ausgestattete Geschichte befasst sich auch mit der Angst und der Abscheu des Menschen vor dem Fremden, tritt in diesem Zusammenhang vehement für einen unvoreingenommenen Umgang ein und ist damit auch als politisches Statement auf unsere leider stark erhitzte Wirklichkeit zu lesen.

20.02.2024

4

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Kommentare

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Diana

vor 6 Jahren

Eigentlich grosser Fan von Del Toro und auch sonst schien der Film alles zu haben, was mich anspricht und doch war ich am Schluss etwas "underwhelmed". Der Film war ästhetisch wie immer bei Del Toro wunderschön anzuschauen und hatte eine tolle Atmosphäre, aber irgendwie ist mir vom Rest des Filmes sehr wenig geblieben. Die Erwartungen bei einem Del Toro-Film und dem ganzen Hype waren natürlich auch übernatürlich hoch. Schlecht war Shape of Water nicht, ich hätte mir nur gewünscht, er hätte in meinem Kopf etwas länger nachgehallt. Vielleicht hätte es bei jedem anderen Regisseuren 4 Sterne gegeben und ich bin etwas zu hart, aber eine winzig kleine Enttäuschung ist schon da.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 6 Jahren


oscon

vor 6 Jahren

Guillermo Del Toro inszeniert den Heldenfilm der 60er als Lustspiel; setzt dabei die üblichen Rollen aber diametral um:
So ist das vermeindliche Monster der tragische Held und der Mensch das verbitterte Scheusal.
Der Film ist künstlerisch hochstehend und doch schafft es Del Toro den Zuschauer mit Horror zu überraschen:
Sämtliche Charaktere sind grau-stufig gekennzeichnet und daher vielschichtig.
Grandios wuchtig spielt der sehr gut besetzte Cast mit Michael Shannon, Sally Hawkins, Richard Jenkins , Michael Stuhlbarg usw. Sehenswert!Mehr anzeigen


Barbarum

vor 6 Jahren

Im Grunde ist es überraschend, dass "The Shape of Water" funktioniert, und einzelne Szenen sind auch ziemlich hirnrissig. Dennoch schafft es del Toro, auch dank dem fabelhaften Cast, diese Horror-Liebes-Romanze, wenn auch ungewöhnlich so doch irgendwie überzeugend zu gestalten.


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