Swimming with Men Grossbritannien 2018 – 103min.

Filmkritik

Einfach mal untertauchen

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Oliver Parker (Johnny English – Jetzt erst recht) inszeniert in der britischen Komödie Swimming with Men eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Männern, die im Amateur-Synchronschwimmen ihre Bestimmung findet.

Jeder Mann geht wohl früher oder später durch eine Midlife-Crisis. So auch Eric (Rob Brydon), der sich seinen Lebensunterhalt mit seinem unsäglich langweiligen Job als Buchhalter verdient, genug von der ewig gleichen Pendlerei hat und die Liebe seiner Frau Heather (Jane Horrocks) zu verlieren glaubt, die gerade in der Lokalpolitik durchstartet und aus seiner Sicht ein Auge auf ihren charmanten Boss geworfen hat. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, hält Eric seinen unter Wasser: Beim allabendlichen Bahnenziehen im Schwimmbad. Eines Abends macht er Bekanntschaft mit der hiesigen Amateur-Synchronschwimmtruppe, die gerade ihre Schwebefigur zu perfektionieren versuchen.

Der rational veranlagte Eric gibt der bunt zusammengewürfelten Gruppe den Tipp, es der Symmetrie wegen mit einer geraden Anzahl an Männern zu probieren – und landet deshalb kurz darauf selbst beim Synchrontraining. Als die Gruppe nach einiger Zeit – Eric wohnt mittlerweile nicht mehr zu Hause, sondern in einem schäbigen Hotel – das Angebot bekommt, an der Amateur-Weltmeisterschaft ihr Land zu vertreten, lassen sie sich nach anfänglichen Zweifeln nicht zweimal bitten und trainieren mithilfe der Bademeisterin (Charlotte Riley) auf den grossen Auftritt hin, mit dem sich Eric auch seine Frau zurückzuerobern erhofft.

Swimming with Men kommt mit typisch britischem Humor daher, der sich hauptsächlich aus skurriler Situationskomik ergibt. Auch die Konstellation der bunt zusammengewürfelten Gruppe an mittelalterlichen Männern, die sich jede Woche in Badehose für meditatives Synchronschwimmen trifft, bietet natürlich Potential für allerlei skurrile Momente. Da wäre zum Beispiel der Senior Ted (Jim Carter), der – vielen wohl aus der TV-Serie Downton Abbey als strenger Hausmeister in Erinnerung – in gehobenem Alter und mit Mut zur Unförmigkeit in die Badehose steigt, um sich von seiner Frau abzulenken, Tom (Thomas Turgoose), der mit jungen Jahren schon allerlei kriminellen Blödsinn angestellt hat und für den das Schwimmbad wortwörtlich ein Auffangbecken ist, oder Luke (Rupert Graves), der als geschiedener Einzelgänger auf einem Hausboot wohnt. Leider nutzt die Komödie ihr Potential aber nicht voll aus; insgesamt könnte sie für einen typischen Feel-Good-Movie mehr Humor vertragen. Die tragische Komponente spiegelt zwar – auch dank einer schönen und manchmal beinahe künstlerischen Bildsprache – die Thematik der Midlife-Crisis passend wider, hätte aber mehr Tiefe gebraucht, um emotional wirklich zum Tragen zu kommen.

Was Swimming with Men schlussendlich aber nichtsdestotrotz sehenswert macht, ist zum einen die Thematik, die wohl vor allem, aber nicht nur Männer ansprechen dürfte und mit der „Erlösung“ des Synchronschwimmens – einer doch eher ungewöhnlichen, wenn auch symbolträchtigen Tätigkeit – kreativ umgesetzt wurde. Und zum anderen die Männer, die alle irgendwie so unbeholfen, verloren und gleichzeitig bestimmt wirken, dass man sie fast ins Herz schliessen muss. Das Finale des Films, für welches das Setting vom Schwimmbad in Mailand wieder in britische Gefielde wechselt, ist dann ein wenig gewollt harmonisch: Bestimmt nicht everybody’s cup of tea. Wem das zu viel sein sollte, kann es immer noch so machen wie die Männer in Swimming with men: Einfach mal untertauchen – tut offensichtlich Wunder.

20.02.2024

3

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Kommentare

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monago@bluewin.ch

vor 6 Jahren

https://www.cineman.ch/movie/2008/AlltFlyter/


monago@bluewin.ch

vor 6 Jahren

Ist das nicht einfach ein Remake der schwedischen Komödie „Männer im Wasser“ (Allt flyter) von Måns Herngren (2008)?


Mortimer1957

vor 6 Jahren

Feel good movie at its best! - British humour - thank God wurde er nicht von den Amis, Deutschen oder Franzosen gemacht, und dann noch basierend auf einer wahren Geschichte. Selbstironie, wohldosierter Slapstick, etwas Herzschmerz aber keine Sekunde langweilig. Ein paar bekannte Schauspieler, mehrheitlich jedoch frisch und unverbraucht, toller Schnitt, super Soundtrack.Mehr anzeigen


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