In the Heights USA 2020 – 143min.
Filmkritik
Ein Liebesbrief an New Yorks Latino-Kultur
Jon M. Chus filmische Adaption des Broadway Musicals von Lin-Manuel Miranda ist ein liebevoller und emotionaler Blick auf eine New Yorker Nachbarschaft und ihre heissblütigen Bewohner. Eine berührende Geschichte und grossartige Sing- und Tanznummern machen «In The Hights» zum Fühlgut-Film des Sommers.
Usnavi (Anthony Ramos) betreibt den Kleinladen, eine Bodega, in Washington Hights, wo die Bewohner allmorgendlich ihren Caffè con Leche, Cola oder ein Lottoticket kaufen. Aber Usnavi träumt davon, zurück in die Dominikanische Republik zu kehren, wo seine Familie herkommt. Er hat aber auch ein Auge auf Vanessa (Melissa Barrera) geworfen, die von einer Karriere als Modeschöpferin in Manhattan träumt. Nina (Leslie Grace) hingegen hat den Sprung aus dem Quarier hinaus geschafft und studiert an der Stanford Universität in Kalifornien, wo sie aber unglücklich ist, weil sie sich dort fremd fühlt und ihr Vater (Jimmy Smits) sein Geschäft Rosarios Limo Service verkaufen will, um ihr Studiengeld zu bezahlen. Als Nina für den Sommer nach Hause kommt und verkündet, sie gehe nicht zurück an die Uni, sterben nicht nur ihre, sondern auch die Hoffnung vieler anderer Einwohner von Washington Hights, die von einem besseren Leben träumen.
Als das Musical «In The Hights» im Jahre 2008 auf einer New Yorker Bühne Premiere hatte, krempelte es die Industrie völlig um. Das Stück von Lin-Manuel Miranda warf aktuelle Themen von Latinos in den USA auf und präsentierte eine Besetzung von Darstellern mit anderer Hautfarbe als es das vorwiegend weisse, alternde Broadway Publikum damals gewohnt war. Mit «In The Hights» und später «Hamilton» revolutionierte Miranda die Broadway Industrie, er inspirierte andere Musical-Produktionen und begeisterte eine neue Generation von Publikum für die Kunstform.
Regisseur John M. Chu («Crazy Rich») fängt die Ausgelassenheit und das Latino Flair des Musicals gekonnt ein. Mitreissende Tanzszenen, choreografiert von Christopher Scott («Step Up»), sind in Hinterhöfen, auf Häuserwänden und sogar in einem öffentlichen Swimmingpool angesetzt und unterstreichen die überschwängliche Lebensfreude, die in dieser Nachbarschaft herrscht. Zusammen mit der Drehbuchautorin Quiara Alegría Hudes, die mit Miranda schon am Musical gearbeitet hat, wurde das Drehbuch dem heutigen Klima angepasst und Themen wie DACA, der rechtliche Status der Kinder illegaler Einwanderer, oder die Gentrifizierung von Nachbarschaften wie Washington Hights, werden angesprochen.
Im Gegensatz zu «West Side Story», dem absoluten Klassiker unter den Filmmusicals, spricht «In The Hights» weniger von den Konflikten dieser Nachbarschaft als dass es einen etwas sentimentalen Blick auf ein Quartier im Umbruch wirft. Obwohl sich die meisten seiner Bewohner nichts mehr wünschen, als aus Washington Hights wegzuziehen, ist die Wehmütigkeit, dieses Stück Heimat zu verlassen, deutlich zu spüren. Wenn Daniela (Daphne Rubin-Vega), die Inhaberin des lokalen Schönheitssalons, von Spekulanten aus ihrem Geschäft getrieben wird und es in die Bronx verlegen muss, fühlt sich das für ihre Nachbarn wie ein kleiner Verrat an.
In den USA wurde dem Film vorgeworfen, mit der Besetzung seiner leichthäutigen Hauptdarsteller selber gegen die dunkelhäutigeren Afro-Latino Einwohner von Washington Hights zu diskriminieren, wofür sich Lin-Manuel Miranda entschuldigt hat. Aber es ist schwer, sich den mitreissenden Salsa-Rhythmen und eingängigen Melodien von «In The Hights» zu entziehen. In diesem grossartigen Ensemble versierter Musical-Darsteller stechen vor allem Anthony Ramos und Olga Mererdiz als Abuelita Claudia heraus und Jennifer Lopez-Ex Marc Anthony überrascht mit einem verblüffenden Cameo. Zusammen haben sie einen Liebesbrief an New Yorks Latino-Kultur und eine Party im Kinosal kreiert.
Dein Film-Rating
Kommentare
Eine sehr gelungene Umsetzung des Musicals für die Leinwand: Neben genial umgesetzten Choreographien ist der Film auch gesanglich super. Durch die grosse musikalische Abwechslung und die gut eingebundene Story wird der Film nie langweilig. Absolut zu empfehlen.
Es ist beeindruckend, das ursprünglich für die Bühne konzipierte Musical auf die Leinwand zu bringen. Der Aufwand ist riesig, die Gesangs- und Tanzchoreographien spektakulär. Doch der Inhalt zerfasert, entfernt das Publikum von den Figuren, sodass hinter dem schönen Schein letztlich wenig Sein steckt. Zudem ist die Filmdauer zu lange. Was für eine Enttäuschung!… Mehr anzeigen
Ein schier endloser 2,5-stündiger Song. Hinzu kommt, dass die Geschichte uninteressant ist. Für mich war es eine langweilige, eintönige Erfahrung.
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