Sein - Gesund, Bewusst, Lebendig Deutschland 2020 – 100min.

Filmkritik

Kleine Anleitung zu mehr Lebensglück

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

In der Begegnung mit fünf Menschen, die im Moment einer Krise durch eine bewusste Veränderung ihres Alltags zu einer gesunderen Lebensqualität fanden, forscht Bernhard Koch der menschlichen Fähigkeit zur Selbstheilung nach. Sein Film ist auch eine praktische Anleitung.

Wer befänden uns in einer Zeit des Zuviels, heisst es in „Sein“. Eines Zuviels an Action und Arbeit, an Stadt, Stress und Kalorien, eines Zuviels auch an zu wenig Zeit für Ruhe und Erholung.

Mit diesem Zuviel muss der Mensch umzugehen lernen, denn es droht ihn krank zu machen. Das wird im Film so explizit nicht gesagt, aber belegt: Im Zentrum stehen fünf Menschen, die an einem Tiefpunkt ihres Lebens beschlossen, die Verantwortung für ihre körperliche und mentale Gesundheit zu übernehmen und ihrem Leben eine neue Richtung verpassten.

Koch begegnet seinen Protagonisten an Orten und bei der Ausübung von Tätigkeiten, die ihnen Heilung brachten und weiterhin bringen. Der Yogalehrerin Ranja Weis, die durch brasilianische Naturheiler die Verbindung zu ihrem Körper fand, in ihrem Studio. Den früher freudlos erfolgreichen IT-Spezialisten Stephan Engelhardt beim Heilkräutersammeln im Wald. Die dank veganer Ernährung nach Jahren von ihren Schmerzen befreite Mona Nicola im Bioladen. Christian Seiler, der bis zu einem Unfall durchs Leben raste, beim Achtsamkeitstraining im Garten und Dominique van Lith, welche die kurze Zeit, die ihr noch bleibt, ganz bewusst (er-)leben will, beim Rudern.

Sie alle erzählen von Krisen und Krankheiten, ihrem Moment der Katharsis, das sie zu einem gesünderen und bewussteren Sein führte. Ergänzt werden ihre Erzählungen durch Statements von Wissenschaftlern und Forschern, Medizinern, Therapeuten und Meditationslehrern. Die zur Heilung vorgestellten Methoden bauen alle auf dem Leitsatz der Einheit von Körper und Geist auf und sie erfordern eine gesteigerte Achtsamkeit. Sie eröffnen sich im weiten Feld von Bewegung, Ernährung, Entspannung, Yoga, Fasten und Meditation und werden im Film auch als praktische Anleitung für ein besseres Leben propagiert.

„Sein“ ist schön fotografiert und sucht in Naturaufnahmen immer die Ruhe. Gleichwohl lotet der Film, an dessen Anfang ein Zitat des japanischen Zen Meisters Suzuki Shunryu steht, nicht wirklich in der Tiefe. Vielmehr verharrt er auf der Oberfläche. Serviert in bunter Vielfalt unterschiedliche Heilmethoden, lässt in zahlreichen Kurzauftritten namhaft vorgestellte Personen kaum richtig zu Wort kommen und landet somit in genau dem Zuviel, das er zu Beginn beklagt. Das ist bedauerlich, ändert aber nichts an der Tatsache, dass „Sein – gesund, bewusst, lebendig“ viele (heilsame) Denkanstösse liefert.

26.03.2021

3.5

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