The King of Staten Island USA 2020 – 138min.
Filmkritik
Endlich erwachsen
Judd Apatow (Beim ersten Mal, Jungfrau (40), männlich, sucht...) ist mit Filmen bekannt geworden, deren Humor sehr breit angelegt ist. Das gilt vor allem für die Filme, die er produziert hat, aber auch für seine Regie-Arbeiten. Diese leben aber nicht nur von der Vielzahl ihrer Gags, sondern auch den emotionalen Momenten. Bei The King of Staten Island darf man keine Komödie erwarten, wie sie Apatow in der Regel abliefert. Dies ist ein deutlich zurückhaltender Film.
Scott war erst sieben, als sein Vater, ein Feuerwehrmann, starb. Jetzt ist er 24 Jahre alt und hat sich praktisch immer noch nicht weiterentwickelt. Er wohnt noch zuhause, hat keinen richtigen Job, gammelt herum und träumt davon, ein Tattoo-Künstler zu werden, aber ihm mangelt es an Talent. Dafür hat er Träume: Von einem Tattoo-Restaurant, in dem man tätowiert wird und was essen kann. Als seine Mutter einen neuen Partner hat, ist Scott jedoch gezwungen, sich mit seiner Trauer auseinanderzusetzen und endlich erste Schritte zu unternehmen, um erwachsen zu werden.
The King of Staten Island ist ein interessanter Film. Einer, der sich den typischen Apatow-Mustern verweigert und stattdessen mehr in Richtung Drama geht. Es gibt zwar Szenen, die witzig sind, in erster Linie ist dies aber das Porträt eines jungen Mannes, der am Scheideweg steht, der immer noch gerne ein Teenager wäre, aber endlich erwachsen werden muss. Apatow schrieb das Skript mit seinem Star Pete Davidson. Es ist von Davidsons Leben inspiriert, dessen Vater Scott als Feuerwehrmann sein Leben im Einsatz liess. Das verleiht der Geschichte eine Authentizität, die man bei Apatows sonstigen Werken nicht unbedingt wiederfindet. Aber hier existiert sie, und sie macht The King of Staten Island zum vielleicht besten Film, den der umtriebige Regisseur bisher abgeliefert hat.
Es scheint, als ginge es in diesem Film nicht wirklich um etwas. Damit liegt man aber völlig falsch. Es geht um die ganz grossen Themen: Um den schweren Weg, erwachsen zu werden, darum, dass man erkennt, was man Gutes im Leben hat, und mehr noch die Akzeptanz, dass man im Leben Verantwortung übernehmen muss. Pete Davidson spielt das wunderbar. Seine Figur ist ein Loser, ein Träumer, ein grossgewordener Junge, aber auch jemand, der das Herz am rechten Fleck hat.
The King of Staten Island erscheint in seiner Machart roh, lebendig, gefühlvoll, authentisch – wie das Werk eines jungen, wilden Regisseurs. Das unterstreicht Judd Apatows Leistung, aber auch die von Pete Davidson, der den Zuschauer an seinem Leben teilhaben lässt. Herausgekommen ist eine Geschichte über das echte Leben, über echte Menschen. Keine Komödie, kein Drama, einfach nur die Geschichte eines Lebens.
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Kommentare
Ob Staten Island als Ort wirklich was für weniger Wohlhabende ist?
Vielleicht zuviel erwartet, da Apatow-Filme eigentlich mal gut waren. Hier aber gibts überlanges Geplätschere und viel Gebabbel um nichts. Hätte man das Teil auf 90 Minuten gekürzt, wäre es wahrscheinlich besser gekommen.
Der vierundzwanzigjährige Scott Carlin (Pete Davidson) ist „The King of Staten Island“. Als König lebt er bei seiner Mutter (Marisa Tomei) und hat vage Pläne, einmal Tätowierer zu werden. Hauptsächlich aber gibt er sich damit zufrieden, mit seinen Kumpels abzuhängen und Gelegenheitssex mit einer ehemaligen Schulfreundin (Bel Powley) zu haben. Was bald offenbar wird, Scott hat Probleme und diese machen ihn für sich selbst zum schlimmsten Feind. Pete Davidson, bekannt als SNL-Komiker oder als Kurzzeitverlobter von Ariana Grande, nahm als Co-Autor des Drehbuchs viele Anleihen bei sich selbst. Davidson, sei es auf der Stand-up-Bühne oder in den Medien, thematisierte schon öfters seine eigenen psychischen Probleme, sowohl Scott wie er leiden an der chronischen Darmerkrankung Morbus Crohn und beide mussten den frühen Verlust des Feuerwehrmann-Vaters bewältigen. In seinen besten Momenten schwingt der Film mit diesen Realitäten mit. Doch da Scott Freunde und Familie immer wieder vor den Kopf stösst, eine Entwicklung bei ihm, trotz einer Laufzeit von über zwei Stunden, kaum auszumachen ist, fällt es letztlich schwer für ihn als Figur Sympathie aufzubringen, was Judd Apatows neueste Komödie zwar zu einem teils berührenden, aber – auch aufgrund vieler unnützer Nebenhandlungen – genauso frustrierenden Film macht.… Mehr anzeigen
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