Erica Jong - Breaking the Wall Schweiz 2022 – 95min.
Filmkritik
Lebensrückblick im Bann des Lockdowns
Kaspar Kasics Biografie der US-Schriftstellerin Erica Jong, deren freizügiger Debütroman im prüden Amerika der 1970er-Jahre wie eine Bombe einschlug, vermittelt auch einen Überblick über die jüngere historische Entwicklung des Feminismus.
Ein Rückblick auf Leben und Schaffen der US-Autorin und Feministin Erica Jong, gefertigt aus Archivmaterial und von Kaspar Kasics zwischen 2018 und 2020 gedrehten Aufnahmen. Als Referenzpunkt dient Jongs 1973 erschienener Romanerstling «Fear of Flying», der von weiblicher Sehnsucht nach (sexueller) Selbstbestimmung handelt, Jong schlagartig bekannt machte und noch heute als bedeutendes feministisches Pamphlet gilt. Jong hat ihr Engagement für die Frauen seit damals ebenso fortgesetzt wie ihre Schriftstellerei.
Die ersten Bilder zeigen New York im Lockdown 2020. Im Off ein Gespräch zwischen dem Regisseur und seiner Protagonistin. Sie wisse gar nicht, wie man diesen Film nun fertigstellen könne, meint die fast 80-jährige Schriftstellerin und fügt an, sie habe sich noch nie so isoliert gefühlt wie jetzt. Kaspar Kasics antwortet, er wisse noch nicht mal, wie der Film beginnen soll.
Obwohl «Erica Jong – Breaking the Wall» ein dokumentarisches Biopic ist, vermittelt der Film den Eindruck eines intensiven Gesprächs. Tatsächlich führt Kasics weniger Daten und Fakten vor, sondern zeigt Erica Jong im Alltag mit ihrer Familie und lässt sie dazwischen über ihre schriftstellerische Tätigkeit, ihr gesellschaftspolitisches Engagement und Frausein reflektieren. Angereichert mit Ausschnitten aus diversen Talkshows, in denen Jong den Moderatoren freundlich, aber dezidiert ihre Standpunkte erklärt, ist «Erica Jong – Breaking the Wall» das fesselnde Porträt einer charismatischen Frau und intelligenten (Vor-)Denkerin.
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