Mrs. Harris und ein Kleid von Dior Belgien, Ungarn, Grossbritannien, USA 2022 – 116min.
Filmkritik
Mode für jedermann: darauf muss man erst kommen
Eine Putzfrau aus London beschliesst, sich mit einem Dior-Kleid über den Tod ihres Mannes hinwegzutrösten. Ihr Kurztrip nach Paris wird für sie so unvergesslich wie für den schnieken Modedesigner und seine versnobte Entourage, denen sie so charmant wie unerschrocken einige Lektionen in Sachen Anstand, Arbeitsrecht und Geschäftstüchtigkeit erteilt.
Ada Harris schlägt sich im London der 1950er-Jahre als Putzfrau durch. Als sie erfährt, dass ihr Mann im Krieg gefallen ist, beschliesst sie sich mit einem Kleid von Dior zu trösten. Das ist allerdings schwieriger als gedacht. Dies nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern weil man bei Dior mit einer Kundin wie Ada nicht gerechnet hat. Doch Adas Charme, ihre Entschlossenheit und ihre pragmatische Art Probleme anzugehen, öffnen ihr nicht nur immer wieder neue Türen, sondern auch Herzen.
«Mrs. Harris Goes to Paris» beruht auf dem 1958 erschienen, bereits mehrfach verfilmten Roman «Flowers for Mrs. Harris» von Paul Gallico. Was diesen auszeichnet und ein bisschen auch märchenhaft macht, ist seiner Protagonistin Bescheidenheit: Obwohl sich ihr die Möglichkeit bietet, versucht Ada nicht aus ihrem Leben auszubrechen. Sie sucht keine neue Liebe, will nicht reich werden, sondern macht bloss einen Ausflug in eine andere Welt, deren Missstände – miserable Arbeitsbedingungen, Misswirtschaft, Hochnäsigkeit – sie übrigens auch bemängelt. Anthony Fabian hat Adas Geschichte mit viel Flair für die 1950er-Jahre inszeniert, vor allem die detailgetreu rekonstruierten Dior-Kostüme sind ein Hingucker. «Mrs. Harris Goes to Paris» ist mit Lambert Wilson, Alba Baptista, Isabelle Huppert in grösseren Rollen stark besetzt. Der wirkliche Star aber ist Lesley Manville, die – obwohl seit den 1970ern auf Bühne und Leinwand anzutreffen – hier zum ersten Mal eine Hauptrolle spielt und Ada derart liebreizend interpretiert, dass man sie ins Herz schliessen muss.
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Kommentare
Wenn das Gemüt wieder mal nach einem altmodischen Wohlfühlfilm verlangt: Et voilà.
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