The Old Oak Belgien, Frankreich, Grossbritannien 2023 – 114min.

Filmkritik

Abschied von Ken Loach

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

1967 kam der erste Spielfilm von Ken Loach in die Kinos. Mehr als 55 Jahre und zwei Goldene Palmen später verabschiedet sich der britische Regisseur mit einem weiteren Sozialdrama nun endgültig in den Ruhestand.

Auch in Grossbritannien kommen 2016 viele Geflüchtete aus Syrien an. In einem kleinen Ort im Nordosten Englands werden sie dabei nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Dort gibt es jede Menge andere Sorgen, denn seit die Gruben geschlossen sind, gibt es kaum noch Arbeit und seitens Regierung werden Regionen wie diese weitgehend ignoriert. Doch während es zwischen den Neuankömmlingen und den Anwohnern zu Spannungen kommt, entspinnt sich zwischen der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari) und Pub-Besitzer TJ (Dave Turner) eine zaghafte Freundschaft.

Dass sich Ken Loach gerne aktuelle gesellschaftspolitische Themen vorknöpft, ist nichts Neues. Auch in «The Old Oak» nutzt er offenkundige Konflikte und Missstände für eine sehr menschliche Geschichte, die erfreulicherweise auf eine zugespitzte Überdramatisierung verzichtet. Wie immer hat der Regisseur (genau wie sein langjähriger Drehbuchautor Paul Laverty) dabei das Herz am rechten Fleck. Die Frage, ob er seine Prämisse dieses Mal für einen Schlag in die Magengrube nutzt oder sein Publikum doch lieber mit ein wenig Hoffnung entlässt, beantwortet sich angesichts der Tatsache, dass dies wohl sein letzter Film ist, fast von selbst.

Dass Loach bei all dem in altbekannter Manier wenig subtil ausbuchstabiert, worum es ihm geht, ist keine Überraschung. Bedauerlich ist nur, dass der 86-jährige im Fall von «The Old Oak» jenseits der Hauptrollen ein ungewohnt schlechtes Händchen bei der Auswahl seiner Laiendarstellenden bewiesen hat.

20.11.2023

3

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Kommentare

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thilda

vor 10 Monaten

Ein toller Film mit grossartigen Schauspielerinnen und Schauspielern. Die Geschichte geht ans Herz und berührt, allerdings in der Umsetzung ein paar unnötige Längen. Auf jeden Fall sehenswert.


caravaggio

vor 11 Monaten

Kann dem Kritiker nicht beistimmen. Für mich sind die Rollen der Laiendarsteller sehr gut gewählt.. und der Film durchaus "subtil ausbuchstabiert".. soweit "Subtilität" überhaupt Bestandteil von Ken-Loach-Filmen sein kann. Ich mag den Film sehr. Mich hat er berührt, bewegt, eigentlich gar begeistert. Vielleicht überlegt er es sich nochmal: Ken darf für mich gerne auch mit 100 noch Filme machen!Mehr anzeigen


thomasmarkus

vor 11 Monaten

Der Trailer liess eine absehbare Geschichte vermuten, gar voll Rührseligkeit.
Der Film war dann tatsächlich besser und differenzierter.
Und liess zum Glück auch Fragen offen.


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