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Das Verschwinden von Bruno Bréguet Schweiz 2024 – 97min.

Filmkritik

Aktivist oder Terrorist?

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Der Dokumentarfilm «Das Verschwinden von Bruno Bréguet» rekonstruiert den Werdegang von Bruno Bréguet, eines Tessiner Freiheitskämpfers, der im politischen Klima der 70er- und 80er-Jahre als Terrorist gehandelt wurde, und zieht Parallelen zu heutigen Aktionen des zivilen Ungehorsams, wie den Klimademos am Gotthard oder Pro-Palästina-Protesten an Universitäten.

Der 20-jährige Tessiner Bruno Bréguet, ein Sympathisant der palästinensischen Freiheitsbewegung, wird 1970 in Israel verhaftet, als er versucht, Sprengstoff einzuführen. Nach sieben Jahren Haft schliesst er sich dem Terroristen Carlos dem Schakal an und wird für gescheiterte Attentate in Frankreich inhaftiert. Als er sich schliesslich in Griechenland niederlässt, verschwindet er 1995 auf einer Reise nach Italien spurlos. Der Dokumentarfilm kommt Bruno Bréguet anhand von Gesprächen mit Freund:innen und Gesinnungsgenoss:innen näher.

Wie kann ich mich gegen Ungerechtigkeit in der Welt wehren? Diese Frage stellt der Tessiner Dokumentarfilmer Olmo Cerri, indem er sich einem in Vergessenheit geratenen Schweizer Freiheitskämpfer widmet, der vom Staat als Terrorist bezeichnet wurde. Seine Freund:innen beschreiben Bruno Bréguet als lustigen und amüsanten Menschen, der ihnen bei der Renovierung ihrer Häuser half. Als er 1970 aber zum ersten Mal ein palästinensisches Flüchtlingslager besuchte, sei das Leiden dieses Volkes zu seinem lebenslangen Anliegen geworden.

Antikapitalismus, Ökologie und die Solidarität mit kämpfenden Völkern seien Schlüsselbegriffe, die in unserer Gegenwart nachhallen, meint Cerri und verbindet den zivilen Ungehorsam der 80er-Jahre wie die Anti-AKW-Demos oder die Zürcher Jugendbewegung mit heutigen Protesten wie den letztjährigen Demonstrationen gegen den Klimanotstand am Gotthard oder für einen Waffenstillstand im Israel-Palästina Konflikt, wie sie zur Zeit weltweit an Universitäten stattfinden. Der Film mahnt, dass das Verwechseln von zivilem Ungehorsam mit Terrorismus die Gefahr birgt, ein wertvolles Instrument der politischen Debatte zu zerstören.

13.06.2024

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