Artikel20. September 2024

Kampf um die Macht in Gothams Unterwelt: 5 Gründe, die Serie «The Penguin» zu schauen

Kampf um die Macht in Gothams Unterwelt: 5 Gründe, die Serie «The Penguin» zu schauen
© Apple TV+

Braucht es das wirklich? Ein Serien-Spin-off zu Matt Reeves‘ grimmigem Superhelden-Thriller «The Batman» (2022), das um eine, wenn auch schillernde, Nebenfigur kreist? Der HBO-Produktion «The Penguin» schlug einiges an Skepsis entgegen. Die Qualität des Kinofilms erreicht die Serie, die auf Sky Show läuft, zwar nicht, aber es gibt gute Gründe, sich auf sie einzulassen. Wir haben 5 für euch zusammengetragen.

«The Penguin» setzt rund eine Woche nach der in «The Batman» gezeigten Flutung Gotham Citys ein, die Chaos und Verwüstung über die Stadt bringt. Am meisten leiden unter den Bedingungen, wie so oft, die Armen. Die Ermordung des führenden Mafiapaten Carmine Falcone hat in der Unterwelt ein Machtvakuum entstehen lassen, das Oswald «Oz» Cobb (Colin Farrell) alias «Der Pinguin», einer seiner Vertrauten, nun ausnutzen will. Dummerweise kommt ausgerechnet jetzt Carmines angeblich verrückte Tochter Sofia (Cristin Milioti) aus der Psychiatrie und ist entschlossen, ihre männlichen Verwandten herauszufordern.

1. Kaum wiederzuerkennen! Krass veränderter Colin Farrell spielt Antihelden mit Verve

Colin Farrell in «The Penguin» © IMDb

Die Frage ist durchaus berechtigt und stellte sich schon beim Film: Warum verpflichtet man Colin Farrell, um ihn dann hinter einer dicken Maske komplett verschwinden zu lassen? Wie auch immer man zu dieser Entscheidung steht – unbestreitbar ist, dass der irische Charakterkopf dem watschelnden und durch Narben verunstalteten Protagonisten eine markante Ausstrahlung verleiht, nicht zuletzt dank eines starken Akzents in der englischen Originalfassung.

Trotz Maskerade zeichnen sich auf dem Gesicht Emotionen ab, von denen zuweilen ganze Szenen leben. Die fürsorglichen, die impulsiven und die skrupellos-pragmatischen Seiten des Pinguins hervorholend, erschafft der Hauptdarsteller eine komplexe Figur, die von der clownesken Zeichnung in Tim Burtons «Batmans Rückkehr» (1992) nicht weiter entfernt sein könnte.

2. Hässliche Eigenschaften der Hauptfigur lustvoll herausgekehrt

Colin Farrell in «The Penguin» © IMDb

Anders als manche Gangsterstorys begeht «The Penguin» nicht den Fehler, das opportunistische und egoistische Handeln des Protagonisten zu beschönigen. Oz mag gelegentlich, unter anderem im Umgang mit seiner demenzkranken Mutter Francis (Deirdre O’Connell), erstaunlich feinfühlig sein. Immer wieder brechen aber auch sein Jähzorn und seine Rücksichtslosigkeit ungebremst hervor.

Um seine eigene Haut zu retten, scheut er in einer Szene beispielsweise nicht davor zurück, einen eigentlich unbeteiligten Jugendlichen über die Klinge springen zu lassen. Generell nimmt er Tote billigend in Kauf, wenn es ihm nur weiterhilft auf seinem Weg an die Spitze von Gothams Unterwelt. Nicht gerade das, was man einen klassischen Sympathieträger nennt.

3. Herrlich unberechenbar! Cristin Milioti überrascht als aufstrebende Gangstertochter

Cristin Milioti in «The Penguin» © IMDb

Die zweite Hauptfigur der Serie ist – zumindest nach Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Folgen – die durch ein schreckliches Kindheitserlebnis traumatisierte, von ihrer Familie übel behandelte Sofia Falcone. Obschon deren Backstory einige Klischees beinhaltet und Cristin Milioti ihre grossen, brauen Augen manchmal etwas zu betont aufreisst, lässt die als Mutter in «How I Met Your Mother» (2005-2014) bekannt gewordene US-Schauspielerin eine interessante, unberechenbare Persönlichkeit entstehen. Ihre Sofia ist labil, wirkt oft etwas angespannt, zeigt zugleich aber Entschlossenheit und Durchsetzungswillen. Letzteres gilt vor allem in der vierten Episode, die mit einem heftigen Paukenschlag endet.

4. Ersatzvater und Sohn? Der Pinguin und sein neuer Handlager Vic

Colin Farrell in «The Penguin» © IMDb

Gleich zum Auftakt überrascht Oz ein paar Teenager, die sich an seinem geliebten, violetten Wagen zu schaffen machen. In die Hände kriegt er einzig den stotternden Victor «Vic» Aguilar (Rhenzy Feliz), der aus einfachen hispanisch-amerikanischen Verhältnissen stammt. Zunächst braucht der Pinguin den jungen Mann nur, um eine Leiche zu entsorgen. Weil er in Vic Potenzial sieht, heuert er ihn dann aber als Fahrer und Laufburschen an.

Rasch – gefühlt etwas zu schnell – baut sich zwischen den beiden ein Vertrauensverhältnis auf. Oz erteilt dem Jugendlichen Lektionen über das Leben, spornt ihn dazu an, Ambitionen zu haben, und lässt ihm gegenüber sogar eine väterliche Seite aufblitzen. Auf dem Spiel steht ihre Beziehung allerdings in der dritten Folge, die Vic vor eine harte Entscheidung stellt.

5. Bedrückende Grundstimmung mit Auflockerungen

Clancy Brown und Colin Farrell in «The Penguin» © IMDb

Mit seiner dauerverregneten, pessimistischen Atmosphäre erinnerte «The Batman» an David Finchers nihilistischen Serienkillerthriller «Sieben» (1995). Erwartungsgemäss greift «The Penguin» die grimmige Stimmung auf. Auch hier schüttet es in diversen Szenen wie aus Eimern. Und die Farbpalette wird dominiert von stickigen Brauntönen.

Ab und an drängen sich aber kleine heitere Momente in das Geschehen – besonders im Zusammenspiel von Oz und Vic. Wem der Kinofilm über den in der Serie abwesenden Batman zu düster war, dürfte sich über die Auflockerungen freuen. Helfen sie «The Penguin» doch, sich ein wenig vom Leinwandstoff zu emanzipieren.

3.5 von 5 ★

«The Penguin» ist seit dem 20. September auf Sky Show zu sehen.

Hinweis: Diese Kritik basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Folgen.

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