News27. Februar 2023 Cineman Redaktion
Berlinale 2023: Der Goldene Bär geht an «Sur l’Adamant»
Unter der Leitung von Kristen Stewart, der jüngsten Jurypräsidentin in der Geschichte des Festivals, wurden bei der Berlinale 2023 am Samstagabend die Preise verliehen. Dabei haben die Auszeichnungen alle Prognosen widerlegt und vor allem etablierte Filmemacher belohnt.
Nach zehn Tagen Festival und unter den 18 Spielfilmen, die in diesem Jahr im Wettbewerb gezeigt wurden, schien der Film «Past Lives» die offensichtlichste Wahl für den Goldenen Bären zu sein. Trotz seiner schlichten, wenn nicht gar konventionellen Machart schien der Film der Filmemacherin Celine Song mit der über 20 Jahre verteilten Erzählung ihrer beiden Kindheitsfreunde die Herzen der Festivalbesucher erobert zu haben. Und doch war es schließlich Nicolas Philiberts Dokumentarfilm «Sur l'Adamant», der Carla Simóns «Alcarràs» ablöste.
Der 72-jährige Dokumentarfilmer, der 2002 den hochgelobten Film «Être et avoir» gedreht hat, hat seine Kamera auf einem Hausboot mit dem Namen «L'Adamant» in Paris platziert. Eine besondere Einrichtung, die tagsüber Menschen aufnimmt, die unter psychischen Störungen leiden. Ein Ort der Begegnung und des Austauschs, an dem diese schillernden Persönlichkeiten nacheinander von dem Filmemacher und seiner sensiblen Kamera beobachtet und dann angehört werden. Die Authentizität, die der Film ausstrahlt, hat die Jury für sich gewinnen können, sodass sie nun dem Film den Goldenen Bären verliehen hat.
Neben ihm, im Alter von 74 Jahren, erhält der Filmemacher Philippe Garrel den Preis für die beste Regie für seinen Film «Le Grand chariot». Die (sehr selbstbezogene) Erzählung über diese Familie von Puppenspielern war bei weitem nicht jedermanns Sache, aber vielleicht hat sie die Jury durch den Realismus ihrer Umsetzung beeindruckt. Der Große Preis der Jury ging an den deutschen Regisseur Christian Petzold für seinen Film «Roter Himmel». Der portugiesische Regisseur Joao Canijo erhielt den Preis der Jury für seinen Film «Mal Viver».
Dieses Quartett von Meistern der siebten Kunst erhält die höchsten Auszeichnungen des Festivals. Diese Preise sind zum Teil verdient, aber auch überraschend, da der Jahrgang 2023 den Weg für neue, talentierte, anspruchsvolle und engagierte Filmschaffende geebnet hatte, deren Filme den Wettbewerb aufmischten. Dazu gehörten der viel beachtete Film «Tótem» der Mexikanerin Lila Avilés und «Disco Boy» des Italieners Giacomo Abbruzzese. Die junge Schauspielerin Sofía Otero, die in «20.000 Species of Bees» zu sehen ist, ist mit ihren acht Jahren die jüngste Schauspielerin, die je mit einem Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung ausgezeichnet wurde. Der Silberne Bär für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle gewann die trans Schauspielerin Thea Ehre für ihre Rolle in «Bis ans Ende der Nacht».
Der erste Spielfilm der portugiesisch-schweizerischen Filmemacherin Jenna Hasse, «L'amour du monde», erhielt in der Auswahl Generation eine Lobende Erwähnung. Dieser Film, der ab dem 20. April in der Schweiz zu sehen sein wird, ist eine zeitgenössische Adaption des gleichnamigen Romans von Charles-Ferdinand Ramuz.
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