Artikel22. Dezember 2021 Alejandro Manjon
Pedro Almodóvar – Wahnsinn und Vernunft gehen Hand in Hand
Almodóvars meisterhaftes Talent liegt in der Textur seiner Filme mit exquisiten Soundtracks, in denen Frauen mit skurrilen Geschichten in den Fokus des Plots rücken. Almodóvars Filme zeichnen sich durch ihre Verbindung von Wahnsinn und Sinn aus. Einen seiner Filme zu sehen, bedeutet, in eine Welt einzutauchen, die durch seltsame, jedoch realitätsnahe Tatsachen überhöht wird. Sind seine Filme eine Karikatur der westlichen Realität, eine Zuspitzung der almodovarischen Kreativität oder einfach reiner Blödsinn? Wir lassen dich selber anhand diesen Filmen entscheiden.
1. «Die Haut in der ich wohne»
Darum geht’s: Pedro Almodóvar erzählt von der schönen Vera (Elena Anaya), die ihre Tage eingesperrt in einer abgelegenen Villa verbringt. Der Hausherr (Antonio Banderas) beobachtet sie mit Kameras, aus dem Zimmer wird sie nur gelassen, wenn der Chirurg seine Forschungen an einer neuen, unter dem Mikroskop entstandenen Form der menschlichen Haut vorantreiben will. Doch ewig lassen sich die dunklen Geheimnisse des Trios, zu denen Selbstmorde, verstossene Söhne und ein verschwundener junger Mann gehören, nicht unter Verschluss halten.
2. «Madres paralelas»
Darum geht’s: Janis (Penélope Cruz) und Ana (Milena Smit) treffen zufällig im gleichen Krankenzimmer aufeinander, kurz bevor jede von ihnen eine Tochter auf die Welt bringt. Beide werden alleinerziehend sein. Janis sieht es aufgrund ihres Alters als letzte Chance, ein Kind zu bekommen, und freut sich darauf. Ana hingegen ist noch nicht mal volljährig und offenbar traumatisiert von ihrer Situation.
Zwischen den Frauen stellt sich aber eine intensive Verbindung her, die beiden Kraft und Mut gibt. Nach ein paar Monaten allerdings distanziert sich Janis, bricht absichtlich alle Brücken ab. Erst einige Zeit später trifft sie wieder auf Ana, und sofort ist die einstige Verbundenheit wieder da. Doch da gibt es einige Dinge aufzuarbeiten zwischen ihnen.
3. «Zerrissene Umarmungen»
Darum geht’s: Ein junger Regisseur steht vor dem Durchbruch, verliebt sich in die unfreiwillige Geliebte eines abgefeimten Geschäftsmanns und verliert bei einem Unfall sein Augenlicht. Er lebt fortan unter seinem auch früher schon benützten Pseudonym als Drehbuch- und Groschenromanautor, wird aber mehr als 10 Jahre nach den tragischen Ereignissen mit noch ungelösten Fragen konfrontiert.
Pedro Almodóvar setzt neben seinem erblindeten Alter Ego, verkörpert von Lluís Homar, die inzwischen Oscar-gekrönte Pénelope Cruz für die zweite Hauptrolle ein. Mit einer verschachtelten Film-im-Film-Anlage und ausgedehnten Rückblenden wird der dramatische Kampf zweier Männer um eine Frau erzählt: Geld gegen Gefühl.
4. «Alles über meine Mutter»
Darum geht’s: Seit 17 Jahren gibt Manuela ihrem Sohn Estaban vor, sein Vater sei vor seiner Geburt gestorben. Die Wahrheit ist, dass sie vor 18 Jahren schwanger vor Estebans Vater aus Barcelona nach Madrid geflohen ist. Und dass dieser inzwischen «Lola» heisst und «grössere Brüste hat als sie selber». Am Abend seines 17. Geburtstages ist Manuela endlich bereit, Esteban alles zu erklären. Doch bei einem tragischen Unfall stirbt Esteban. Manuela macht sich verzweifelt auf nach Barcelona, um Lola zu suchen und ihm von ihrem gemeinsamen Sohn zu erzählen.
Die Suche erweist sich als eine Reise, auf der sich Gegenwart und Vergangenheit zu vermischen beginnen und am Ende Manuela erneut mit Lola's Baby von Barcelona nach Madrid flieht.
Zur ausführlichen Kritik
5. «Julieta»
Darum geht’s: Als junge Frau (Adriana Uguarte) lässt sie nach einer Zufallsbekanntschaft im Zug ihren Alltag als Aushilfslehrerin in der Stadt hinter sich und zieht zum attraktiven Fischer-Witwer Xoan (Daniel Grao). Jahre später zieht sie nach dessen Tod mit der gemeinsamen Tochter nach Madrid, wo die fast erwachsene Antía eines Tages den Kontakt zu ihrer Mutter abbricht. Julieta (nun gespielt von Emma Suárez) zerbricht beinahe daran, nicht zu wissen, wo ihr Kind ist und was seine Beweggründe sind. Doch ausgerechnet als es ihr schliesslich gelingt, Pläne für einen glücklichen Neubeginn zu schmieden, erfährt sie, dass Antía am Leben und Mutter von drei Kindern ist.
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