Lancelot du Lac Frankreich, Italien 1974

Pressetext

Lancelot du Lac

Robert Bressons Film beginnt, ungewöhnlich für diesen Meister der Reduktion, in bester Splattermanier. Die Ritter der Tafelrunde sind nach ihrer vergeblichen Gralssuche auf der Rückkehr an den Hof von König Artus. Arg dezimiert, durchreiten sie die Wälder der Bretagne und hinterlassen ein Opfer nach dem andern, Köpfe werden ein- und abgeschlagen, Blut fliesst in Strömen. Überhaupt scheint dieser mythische Stoff eher ungewöhnlich für Bresson. Doch der Film war ihm eine Herzensangelegenheit, die er über Jahrzehnte mit sich trug. Bereits Mitte der Fünfzigerjahre entstand eine erste Drehbuchfassung.

Die Gralssuche und die Tafelrunde von König Artus regten immer wieder zu Bearbeitungen an, oft auch zu Verfilmungen, doch meist war Parsifal im Zentrum derHandlung. Robert Bresson hat jedoch die weniger bekannte Figur Lancelot für seinenFilm ausgewählt. Sein Interesse gilt in erster Linie der Psyche der Hauptfigur. Der Ritter Lancelot ist hin- und hergerissen zwischen seiner Loyalität zu König Artus und seiner verbotenen Liebe zu Königin Guenièvre. Und Bresson sucht eigene Bilder. Er zeigt eine Ritterwelt ohne Glanz und Prunk, von einer fast bäurischen Einfachheit. Etwa in der Liebesszene in kahlem Gemäuer und auf mit Stroh bedecktem nacktem Boden.

Bressons Liebe zu Bewegungsabläufen, erinnert sei an die Taschendiebe in Pick-pocket, zeigt sich etwa bei einem Ritterturnier, wo die Kamera auf die Beine der trabenden Pferde fokussiert ist. Eindrückliche Bilder findet der französische Regisseur schliesslich am Ende des Films: Ein herrenloses Pferd dreht seine Runden im Wald, während sich getötete Ritter in ihren Rüstungen aufeinandertürmen.

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