Out of Sight USA 1998 – 122min.
Filmkritik
Out of Sight
Jennifer Lopez, ungefähr die heisseste Schauspielerin der Gegenwart, an der Seite von Mr. Charme höchselbst George Clooney, in einem romantischen Thriller von Steven Soderbergh, der vor neun Jahren mit Sex Lies & Videotapes eines der meistbeachteten Regiedebuts aller Zeiten lieferte: Manchmal kann einen schon das Lesen von Credits mit der Filmwelt versöhnen.
George Clooney ist Jack Foley, Bankräuber. Er hat während der letzten zwanzig Jahre vermutlich mehr Banken ausgenommen als er auf welchen gesessen hat. Gesessen hat er allerdings auch schon oft, denn nach einigen Coups hatte er Pech mit dem Fluchtauto. Und dieses Mal sollte er nicht weniger als 30 Jahre absitzen. Ausreichend Grund also, um mit Hilfe seines Kumpels (Vingh Rhames) aus dem Gefängnis auszubrechen. Während der Flucht rennt er in Karen Sisco (Jennifer Lopez). Karen ist zufälligerweise Federal Marshall, also Polizistin von Beruf. Die beiden gehören im Hinblick auf Bankraub und andere Delikte also unmissverständlich zwei oppositionellen Lagern an. Doch von dem Moment, als sie nebeneinander im engen Kofferraum des Fluchtautos liegen, fühlen sich Geisel und Geiselnehmer auf soderbergh'sche Art und Weise voneinander angezogen.
Das heisst: unvermeidlich, moderat obsessiv, so wie es im Leben der meisten Leute nur ein Mal vorkommt, oder sagen wir: höchstens ein paar mal. Soderbergh tut Dinge, die man in diesen Filmgenres nicht mehr oft sieht. Erst lässt er die beiden Hauptfiguren lange Zeit getrennte Wege gehen, Jack auf der Flucht, Karen involviert mit der Fahndung. Dann drosselt Soderbergh das Tempo des Films fast abrupt, stellt die Welt in den Pause-Modus für jene Szene, in der sich die beiden in einer Hotelbar wiedertreffen und später im Hotelzimmer ihre Kleider ausziehen. Tatsächlich geschehen die Dinge im Film nicht so linear, wie sie hier nacherzählt sind. Soderbergh durchschneidet und vermischt die Zeitebenen, ebenso wie er Phantasien und Traumsequenzen in die Welt des Realen unvermittelt einmischt. Soderberghs Bewusstsein für Struktur lässt ihn jedoch nie vergessen, wofür wir im Kino sitzen. Elegant balanciert er die Liebesgeschichte zwischen den Polen des Komödiantischen (hauptsächlich in Gestalt der Nebendarsteller) und des Thrillers: Denn die Geschichte endet durchaus nicht mit dem erwähnten Schäferstündchen. Neben allem Räuber-und-Gendarme versucht Jack nämlich noch seinen letzten grossen Coup zu landen.
Aber in erster Linie ist "Out of Sight" ein Schauspieler-Film. George Clooney, der TV-Star aus E.R., ist unübersehbar dabei, sich einen ordentlichen Platz auf der Leinwand zu erobern, als Tarantinos Bruder in From Dusk Till Dawn zum Beispiel, als der letzte Batman und letzthin als The Peacemaker. Jennifer Lopez war unlängst göttlich in Oliver Stones U-Turn. Clooney ist eine ideale Kombination aus Attraktivität und linkischem Charme, Lopez eine ideale Kombination Attraktivität und Selbstbewusstsein. Zusammen ergeben sie also eine ideale Kombination aus Attraktivität, Selbstbewusstsein, linkischem Charme und Attraktivität. Mit andern Worten, auch wenn diese abgegriffen klingen: die Chemie stimmt. Auch die Nebendarsteller sind gut assortiert. Ving Rhames als Freund und Komplize. Umwerfend lustig ist Steve Zahn als pot-rauchender Doofus. Michael Keaton and Samuel L. Jackson tauchen in Cameo-Auftritten auf.
Schöne Hauptdarsteller, selbstbewusste Regie, eine Liebesgeschichte ohne Panflöten, und ein Thriller ohne Mel Gibson - was will der Freund flotter Unterhaltung mehr? Aber Vorsicht: wem bei Video-Games immer noch die Kinnlade runterfällt, geht im Multiplexkino besser eine Tür weiter, denn hier sind die "genialen Spezialeffekte" ziemlich out of sight.
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Kommentare
starke soderbergh in ein stillierte thriller mit lopez und clooney (und ja mit betszene)
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