American Pie USA 1999 – 95min.

Filmkritik

Liebe, Sex und andere Peinlichkeiten

Serge Zehnder
Filmkritik: Serge Zehnder

"Fast alle meine Freunde haben schon einmal mit einem Mädchen Sex gehabt, nur ich nicht, dabei bin ich doch schon 16 Jahre alt." So etwa würde wohl in der Bravo lauten, was ziemlich genau den Plot von "American Pie" umreisst, dem Überraschungserfolg des US-Kinosommers 1999: eine oberflächliche, aber durchaus vergnügliche Entjungferungs-Odyssee von vier Jungs.

Einen Monat vor dem Abschlussball schliessen Jim (Jason Biggs), Kevin (Thomas Ian Nicholas), Oz (Chris Klein) und Finch (Eddie Kay Thomas) einen Pakt: Bis zum grossen Fest soll jeder mindestens einmal Sex haben. Der "Do-it-Yourself"-Dynamik, die das hormonelle Chaos in ihnen ausgelöst hat, überdrüssig, eröffnen die vier die Jagd auf die wichtigste Nebensache der Welt.

In den USA hat der Film einen medienwirksamen Skandal ausgelöst, da diese Sex-Komödie im Teenager-Gewand wesentlich freizügigere Dialoge enthält, als sich das US-Publikum gewohnt ist. Abgesehen davon verläuft "American Pie" allerdings in den genre-üblichen Bahnen. Schreiberling Adam Herz verlieh seinen vier Don Juans wohlweislich altbekannte Teenie-Charakteristika. Oz ist die Sportskanone, Finch der listige Streber, Kevin der fest liierte Pantoffelheld, dessen Freundin Vicky (Tara Reid) noch nie in den Genuss eines Orgasmus gekommen ist. Jim ist der ewige Verlierer des Quartetts. Mit der Austauschschülerin Nadja (Shannon Elizabeth) anzubändeln, will ihm ebenso gelingen, wie für den Abschlussball ein Date zu angeln. Unterdessen hängt Oz seine Sportlerkarriere vorübergehend an den Nagel, um bei A-cappella-Sängerinnen Eindruck zu schinden. Und um Finch kursieren plötzlich Gerüchte, die ihn als den ultimativen Liebhaber hinstellen. Fernab von alldem hat Kevin als einziger echte Beziehungsprobleme. Er und Vicky werden nach den Sommerferien auf weit voneinander gelegene Colleges gehen, und Vicky sieht in einer Distanz-Beziehung keine Zukunft. Nicht zuletzt deswegen will Kevin nach dem Ball wenigstens eine magische Nacht mit seiner Geliebten verbringen.

Eine Nacht, in der jeder Adam seine Eva und die eigentliche Message des (halbwüchsigen) Lebens findet: Sex ist nichts ohne die Liebe. Etwas plump, aber durchaus vertretbar. Nachdem während rund 80 Minuten nach Sex gehechelt worden ist, kommen in der letzten Viertelstunde noch die Gefühle zum Zug. Oder zumindest hört das "Männer"-Quartett auf, den Wert seiner Existenz an der Quantität sexueller Erlebnisse zu messen. Damit treffen die Macher mitten ins Herz von Amerikas und Europas Teen-Generation. Die Kinder der Baby-Boomer haben nie den sexuell freizügigen Geist entwickelt, wie ihn ihre Eltern als Teenager hatten. So wird denn hier auch für das monogame Glück geworben, das über den Macho-Sprüchen und der latenten Aids-Gefahr steht. Dass diese Themen nicht gerade subtil behandelt werden, liegt wohl in der Natur einer "frechen" Teenie-Klamotte. Dennoch und trotz einer Reihe von "Unter-der-Gürtellinie"-Witzen hält "American Pie" trotz immer ein angenehmes Niveau. Die Akteure sind austauschbar, füllen aber die vertrauten Charaktere gut aus, und Regisseur Paul Weitz beweist gutes Comedy-Timing, ohne aufdringlich zu inszenieren. Nicht zu viel und auch nicht zu wenig, sondern gerade richtig für 95 possierliche Minuten.

07.06.2021

3

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Kommentare

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Tatschi82

vor 11 Jahren

Das war der erste Teenie-Film und wir waren alle total begeistert! Find ich auch heute noch unterhaltsam und vergebe meine 4 Sterne nicht zuletzt aus nostalgischen Gründen


movie world filip

vor 12 Jahren

das das kein klassiker ist, who cares... wenn mann witze will wenn man jung ist, einfach gehirm ausschalten und schauen (und lachen)


moonlightvampir

vor 15 Jahren

Ein gelungener Film mit manchmal auch ein paar witzige Szenen.


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