Filmkritik
Robo-Robin kommt!
Robin Williams spielt in "Bicentennial Man" einen Roboter, der gerne Mensch wäre. Schauplatz ist San Francisco in der nahen Zukunft. Als neuestes Spielzeug holt sich eine amerikanische Familie den Androiden Andrew ins Haus, der ihnen fortan als Butler zu Diensten steht. Als der plötzlich Emotionen zeigt, helfen sie ihm auf seiner Suche nach Individualität.
Natürlich dauert es seine Zeit, bis der neue Hausgenosse die richtigen Umgangsformen angenommen hat. Bald gewöhnen sich die neuen Besitzer an ihn und lernen ihn zu mögen. Ungewöhnlich ist aber, dass der Roboter selbst plötzlich Gefühle und sogar kreative Fähigkeiten entwickelt. Die Familienmitglieder werden älter, und Andrew freundet sich nacheinander mit 4 Generationen von ihnen an. Er versucht, den Menschen näher zu kommen und ihnen immer ähnlicher zu werden. Auch Liebesnöte dürfen in dieser Entwicklung nicht fehlen. Die Geschichte folgt dem Androiden 200 Jahre lang, während er stetig an seiner Erscheinung und seinem Innenleben herumbastelt. Zuletzt wagt er den Versuch, als wirklicher Mensch anerkannt zu werden.
Robin Williams hat keine Probleme mit der breiten Palette von Gefühlen, die er als Androide in Bicentennial Man zum Ausdruck bringt, dafür ist er ein zu guter Schauspieler. Ähnlich wie diesmal spielte Williams schon einmal einen Ausserirdischen, der den Menschen den Spiegel vorhält: Sein unschlagbar lustiger Auftritt als Mork vom Ork in der TV-Serie Mork&Mindy hat ihm seine grosse Karriere eröffnet. Dieses liebenswerte Gummigesicht ist aber nicht nur für sein komisches Talent allerorts beliebt, denn er kann auch dramatische Rollen überzeugend verkörpern. Für Good Morning Vietnam und The Fisher King sowie für Dead Poets' Society wurde er für den Oscar nominiert, gewonnen hat er ihn erst 1998 für Good Will Hunting (Bester Nebendarsteller). Nicht eben gelungen ist sein Auftritt in Jakob the Liar. Diese Hollywood-Version der Holocaust-Komödie auf der Grundlage des Romans von Jurek Becker kann Roberto Benignis La vita e bella einfach nicht das Wasser reichen. Williams' Verkörperung von Jakob bescherte ihm eine Nomination als schlechtester Schauspieler bei den diesjährigen "Razzie Awards", und ihm droht die goldene Himbeere für den schlechtesten Schauspieler.
Die Vorlage für "Bicentennial Man", "The Positronic Man" aus der Feder von Isaac Asimov wurde 1976 zum 200-Jahr-Jubiläum der Amerikanischen Unabhängigkeit geschrieben. Poduziert und Regie geführt hat Chris Columbus, seit Home Alone 1+2 der Garant für Komödien mit jöö-Effekt. Ihm werden die grossen Budgets anvertraut, und mit Robin Williams hat das schon in Mrs. Doubtfire bestens funktioniert. Hier wie dort kamen die Make-up-Künstler voll zum Zug. Das allmähliche Altern von Andrews Mitmenschen haben sie grossartig umgesetzt. Auch die Kostümdesigner durften sich tummeln und haben Andrews Alukorsett sogar mit einem Williams-Gesicht gekrönt, und dadurch wird die allmähliche Menschwerdung noch glaubhafter.
Dass Roboter, Androiden und andere menschenähnliche Wesen danach trachten, uns Menschen ebenbürtig zu werden, und alles daran setzen, Gefühle zu entwickeln, kennen wir von Modellen wie Lt. Commander Data. Sogar das Alien liess es sich im letzten Teil nicht nehmen, menschliche Züge anzunehmen. Und nimmt sich Hollywood ein weiteres Mal dieser unendlichen Geschichte an, so kann das Drehbuch nach Belieben die Skala der Gefühle herauf- und herunterorgeln, dass es eine Freude ist. Oder zum Heulen.
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