Play it to the Bone USA 1999 – 124min.

Filmkritik

Wunden lecken

Filmkritik: Karin Gfrörer

Antonio Banderas und Woody Harrelson - eigentlich Freunde - schlagen sich in einem Boxkampf und kämpfen um die Gunst derselben Frau. Ron Shelton ("White Men Can´t Jump") verpackt den blutigen Zweikampf in ein Roadmovie, in dem Beziehungsknatsch für einmal unter Männern zum Thema wird.

Cesar (Antonio Banderas) und Vince (Woody Harrelson) sind arbeitslos, Freunde und als ehemalige Champions etwas aus dem Boxkampfgeschäft geraten. Unverhofft erhalten sie ein Angebot: Wenn sie innerhalb von zehn Stunden ihren Arsch nach Las Vegas bemühen und im Vorprogramm von Mike Tyson gegeneinander kämpfen, wird ihnen eine hübsche Summe in Dollars überreicht. Den Gewinner erwartet ausserdem die ersehnte Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Grund genug für die beiden sich schon in den ersten Minuten anzuschreien. Im grasgrünen Cabriolet werden die Kerle von Grace (Lolita Davidovich), Cesars Freundin und Vinces Ex, nach Vegas chauffiert (Cesar hat Flugangst). Doch noch so viel gespeicherte physische Kraft reicht anscheinend nicht aus, dem Trip auch mit mentaler Stärke zu begegnen; es wird um Kleinigkeiten gestritten und alte Beziehungsprobleme wollen natürlich gerade jetzt ausgetragen sein. Der Zweikampf wird erst mal um die Gunst von Grace entfacht. Diese gibt Cesar nämlich, kaum fahren sie durch die Wüste, den Laufpass. Für zusätzlichen Wirbel sorgt eine Anhalterin (Lucy Liu), welche das Blut noch mehr in Wallung bringt. In Las Vegas angekommen sind sie in richtiger Stimmung, um sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. In einem höllischen Kampf beweisen sie den begeisterten Zuschauern ausdauernde Schlagkraft.

Ron Shelton, der "Sportsmann" unter den Regisseuren, hat sich nach einem Basketballfilm (White Men Can´t Jump) und einem Golffilm (Tin Cup) nun dem Boxen gewidmet. Die beiden Kämpfer haben sich zwei Monate lang hartem Box-Training unterworfen. Und obwohl das grosse Finale, der Endkampf, bis ins Detail choreographiert war, haben sie sich im Eifer des Gefechts einige Blessuren zugetragen (Bilanz: eine gebrochene Nase, zwei gebrochene Rippen und ein ausgeschlagener Zahn). Banderas, bekannt aus Desperado, Mambo Kings, oder Almodovars Atame, ist ganz "sensibler" Macho. Harrelson hingegen (The People vs. Larry Flynt) mimt den etwas abgebrühteren Haudegen. Die eigene Frau, die zur Drehzeit schwanger war, schickte Ron Shelton als die reife Grace (Lolita) aufs Set: Als psychisch starkes Gegenstück hält sie die Jungs unter Kontrolle und wirkt als einzige "erwachsen".

Die Durchführung des anfangs aufgerollten Beziehungsdramas verläuft ohne innere Entwicklung. Mangel an Tiefe wird nicht kompensiert durch seltene Überraschungen wie etwa einen ach unvorhersehbaren Kinnhaken. Darüber kann man sich bestenfalls einen Augenblick lang amüsieren. Kommt Spannung überhaupt je auf, so übertrifft diese kaum die in einem sportlichen Zweikampf am Fernsehen. So bleibt denn nur die Freude an der schönen, verklärten Landschaft, am herrlich zur Schau gestellten, vor Gemeinplätzen strotzenden männlichen Gebaren und die Hoffnung, dass sich Banderas und Harrelson nicht wirklich so unschön zugerichtet haben.

25.05.2021

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

tolle boxfilm mit starke harrelson und banderas - gute leistung von ron shelton


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