Harte Jungs Deutschland 2000 – 80min.
Filmkritik
Crashkurs in Sexkunde
Viel ist schon darüber gefachsimpelt worden, dass jeder Mann ein Alter Ego zwischen den Beinen mit sich herumträgt. Regisseur Marc Rothemund treibt die latente Furcht vor maskuliner Schizophrenie auf die Spitze, indem er des Mannes bestes Stück zum vollwertigen Gesprächspartner erhebt. Das Ergebnis ist eine weitere Variante der seichten Teeniekomödie.
Das Schicksal des Erwachsenwerdens ereilt den fünfzehnjährigen Florian (Tobias Schenke) eines Morgens unvorbereitet im Bett: Seine Decke beult sich unübersehbar an bestimmter Stelle aus, und von darunter spricht eine Stimme zu ihm. Richtig, seine Genitalien spüren den Frühling und wollen Florian eintrichtern, dass die ganze Welt aus prallen weiblichen Rundungen besteht, die nur darauf warten, begrabscht zu werden. Die Pubertät hat mit der Wucht einer Atombombe eingeschlagen, und der bemitleidenswerte Teenager ist ihr hilflos ausgeliefert.
Marc Rothemund will uns weismachen, dass das sexuelle Erwachen einem Drogentrip gleicht, der die Sinne mit Halluzinationen überflutet: Die Kleider aller attraktiven weiblichen Individuen (ausser der eigenen Mutter) werden plötzlich durchsichtig, der Verstand fährt in Urlaub und eben jene Stimme von unten übernimmt die Kontrolle.
Nachdem sein kleiner Herr Florian die Augen für die Schönheiten des Lebens geöffnet hat, entdeckt dieser auch schon das Objekt seiner Begierde: Leonie (Mina Tander), die Mitschülerin vom Typus Baywatch. Dummerweise ist sie erstens ein wenig zu stolz auf ihr attraktives Äusseres und zweitens die Freundin des Schulschlägers Kai (Björn Kirschniok). Wer seine Augen zulange an Leonies Ausschnitt weidet, lebt mit dem Risiko, von Kai kopfüber in eine verdreckte Kloschüssel gesteckt zu werden.
Das Strickmuster der Geschichte ist simpel und auch nicht gerade innovativ: Unbeholfener Teenager verliebt sich in arrogante Schönheit mit Freund vom Kaliber Arschloch. Dabei übersieht er das hässliche Entlein (Luise Helm), das ihm doch eigentlich so nahe steht. Man rate, wer am Schluss zusammenkommt.
Dazwischen versucht Regisseur Rothemund, seinen Protagonisten von einem Fettnäpfchen ins nächste stapfen zu lassen. Assistiert wird er dabei von seinem Kumpel Red Bull (Axel Stein), der Schlumpfine für die Dorfnutte von Schlumpfhausen hält, mit dem Feldstecher das Liebesleben der Nachbarn studiert und das Kamasutra als Bedienungsanleitung für Frauen interpretiert. Grossmäulig und abgeklärt gibt er sexuelle Weisheiten zum besten, obwohl sich auch seine praktischen Erfahrungen auf das Reich der Phantasie beschränken. Immerhin frischt Red Bulls loses Mundwerk den Film soweit auf, dass einige amüsante Situationen und witzige Dialoge zustandekommen.
Harte Jungs setzt sich selbst American Pie als Vergleichsmassstab. Doch während die Hollywood-Komödie einige Brüller zu produzieren vermochte und vor peinlichen Situationen überquoll, verharren die harten Jungs oft in zu durchschaubaren Gags. Den deutschen Nachschlag muss sich nur zu Gemüte führen, wer vom amerikanischen Kuchen noch nicht satt ist.
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