Pakt der Wölfe Kanada, Frankreich 2000 – 142min.

Filmkritik

Auf der Jagd nach dem Biest

Filmkritik: Andrea Bleuler

Regisseur Christophe Gans erzählt eine Legende aus dem 18. Jahrhundert in moderner Filmsprache. Nebst Inspirationen aus Kampfkunstfilmen und Videogames soll auch eine Jungstar-Besetzung (Monica Bellucci, Vincent Cassel, Emilie Dequenne) einen Fantasy-Hit aus französischen Landen möglich machen. In technischer und ästhetischer Hinsicht steht er U.S.-Produktionen in Nichts nach, in der erzählerischen Disziplin ist das Unternehmen gescheitert.

Zwischen 1765-68 hatte die "Bestie von Gévaudan" die Bevölkerung Frankreichs in Angst und Schrecken versetzt. Über 100 Personen wurden von einem wolfartigen Wesen gerissen, doch konnten die Morde nie aufgeklärt werden. Damit es nicht zu innenpolitischen Unruhen kam, veranlasste der König, dass man dem Volk irgendeinen toten Wolf präsentiere. Es war das Zeitalter der Aufklärung, der Eroberung der Neuen Welt, und dieser "letzte Drache" aus dem dunklen Mittelalter hätte sich auf die Entwicklung des Landes verheerend auswirken können.

In "Le pacte des loups" ist es der Naturwissenschaftler Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan), der vom König beauftragt wird, der Sache nachzugehen. Zusammen mit seinem Blutsbruder, dem Irokesen Mani (Mark Dacascos), reist er an den Ort des Geschehens. Dort hat die Familie de Morangias das Sagen. Von der Kurtisane Sylvia (Monica Bellucci) erhält er einige rätselhafte Hinweise zur Klärung der Gräueltaten. Jean-François (Vincent Cassel), der Sohn der Herrscherfamilie, ist wenig begeistert über den Besuch aus der Hauptstadt. Und die Angelegenheit kompliziert sich zusätzlich, als Fronsac sich in dessen Schwester Marianne (Emilie Dequenne) verliebt.

Im Gegensatz zu vielen Landsleuten hat Christophe Gans keine Angst, Kino für eine breite Zielgruppe zu machen. Mit seinem zweiten Spielfilm belebt er auch den französischen Genrefilm wieder und stösst somit auf brachliegendes Terrain vor. Finanziert wurde das 200-Millionen-Francs-Massenspektakel von Canal+ (Studio Canal) - eine Neuorientierung in der Produktionspolitik des Senders, die in der französischen Filmszene nicht sonderlich begrüsst wurde.

Das Resultat ist durchaus attraktiv. Der eurasische Cocktail aus Historien- und Fantasyfilm, gemischt mit Kampfchoreographien sowie Einflüssen aus der Videogame-Ästhetik ist zweifellos ungewöhnlich, lässt allerdings keinerlei Vergleich mit U.S.-Produktionen zu. Enttäuschend ist lediglich die Bestie aus Jim Henson's Creature Shop, die keiner Fliege das Fürchten lernen kann.

Gans' Werk scheitert an der Erzählstruktur: Nachdem die Legende und die politischen Verwicklungen in einem ersten Teil verständlich skizziert werden, zerfleddert der Film zusehends in eine Aneinanderreihung von Szenen, deren Funktion für die zu erzählende Geschichte alles andere als einleuchtend ist. Kommt dazu, dass Samuel Le Bihan neben dem Charakterkopf Vincent Cassel nicht als Held bestehen kann und die Geschichte somit ihre zentrale Figur verliert. Und so können auch diejenigen, die Kino eher emotional als mit dem Verstand erleben wollen, nicht mehr zufrieden gestellt werden.

30.12.2023

3

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

8martin

vor 3 Jahren

Regieneuling Christophe Gans hat sich einen Stoff ausgesucht, der als Legende mit wahrem Kern in Frankreich durch viele Köpfe geistert: die Bestie von Gévaudan. Herausgekommen ist ein wildes Kaleidoskop, das mit Horror, Mystery und Fantasy ein sehr vielschichtiges Bild der französischen Gesellschaft Ende des 18. Jahrhunderts zeigt. Dabei wird den Martial Art Szenen in besten Taekwondo Stil ausgiebig gehuldigt. An zweiter Stelle stehen die diversen Liebesbeziehungen, wobei Liebe und Tod enge Bettgenossen sind.
Die männlichen Bestienjäger werden von Grégoire (Samuel Le Bihan) angeführt. Er und sein indianischer Gefährte Mani (Mark Dacascos) werden das Untier wohl zur Strecke bringen. Es entpuppt sich als großer gepanzerter Wolf, der in eine Rüstung aus Weidengeflecht gehüllt ist. Grégoires Gegenspieler sind Jean-Francois (Vincent Cassel), der Compte (Jean Yanne) u.v.a.m. Wenn sie geübt in fernöstlicher Kampfkunst durch die Lüfte fliegen, kann schon mal ein Pülverchen neues Leben schenken. Jean-Francois entblößt seien versteckten Arm bevor er umkommt und Sylvia (Monica Bellucci) entpuppt sich als Gesandte des Papstes, nachdem sich Grégoire an ihr gütlich tun durfte. Dabei ist die dralle Marianne (Émilie Dequenne) doch eigentlich Grégoires wahre Liebe.
Wenn die Wölfe Grégoire die Bestie bringen sollen oder im Wald hausende Zigeuner geht’s ab in den Bereich Fantasy. Manches gibt Anlass zum Grübeln, wenn man es genau wissen will. Ansonsten: Liebe, Tod und Teufel an masse. Temporeicher Grusel und viel Bohei um ein paar Wölfe. Langeweile war gestern, jetzt paktiert der Zuschauer zum Zeitvertreib mit den Wölfen.Mehr anzeigen


mammut

vor 21 Jahren

Super Bilder!


chrst

vor 22 Jahren

Ein Film den man gesehen haben muss. Action, Mystik und Erotik, ohne den moralischen Zeigefinger des amerikanischen Films. Erfrischend echt und spannend in jeder Minute.


Mehr Filmkritiken

Typisch Emil

Tschugger - Der lätscht Fall

Landesverräter

Thelma