Das Glücksprinzip USA 2000 – 124min.
Filmkritik
Für eine bessere Welt
Die Ausgangslage ist optimal. Ein preisgekröntes Top-Cast: Kevin Spacey, Helen Hunt, und Haley Joel Osment; eine renommierte Regisseurin: Mimi Leder, bekannt aus unzähligen TV-Hitserien und speziell von Steven Spielberg für den ersten Dreamworks-Film ("The Peacemaker") ausgewählt. Während die SchauspielerInnen präzise, glaubwürdige Arbeit leisten, ist die Manipulation der Regie allzu leicht durchschaubar. Gut gespielte Figuren können keinen Tränenreisser retten.
Trevor McKinney (Haley Joel Osment) ist ein intelligenter Junge. Wie viele Kinder alkoholsüchtiger Eltern – hier die Mutter Arlene (Helen Hunt) – hat er das Bedürfnis, seine Umwelt zu kontrollieren und die Probleme Anderer zu lösen. Dabei kommt ihm sein Lehrer Eugene Simonet (Kevin Spacey) entgegen. Er gibt der Klasse die Aufgabe, "eine Idee zu finden, die die Welt verändern kann, und diese umzusetzen". Trevor entwickelt das Konzept "Pay it Forward": Anstatt jemandem, der dir etwas Gutes getan hat, zurückzuzahlen, bezahlst du "voraus". Für je drei Leute eine gute Tat. Diese drei machen das Gleiche für drei weitere, usw., bis die Welt in Frieden lebt.
Gegen dieses Prinzip ist ja eigentlich nichts einzuwenden. Aber Mimi Leder übertreibt so masslos und übergiesst die Story mit soviel Süsslichkeit, dass einem schlecht wird. Zum hochpathetischen Schluss kann man nur noch den Kopf schütteln.
Dabei fängt alles so vielversprechend an. Osment, Hunt und Spacey schaffen mit ihrem feinfühligen Spiel Figuren aus Fleisch und Blut, die mit einem differenzierten Seelenleben ausgestattet sind. Menschen mit tausend sich widersprechenden Eigenheiten, wie wir sie aus dem Alltag kennen. Osment erinnert uns daran, wie unerträglich das vorpubertäre Drama ist; Hunts Figur quält sich durch jeden Tag, schwankend zwischen mütterlicher Verantwortung und dem Wunsch, mit einem richtigen Besäufnis die böse Welt wieder einmal zu vertreiben; Spacey als Lehrer bewahrt schlecht und recht psychische Stabilität, indem er seine furchtbaren Emotionen verdrängt.
Doch als die Geschichte sich beschleunigt, häufen sich Tränenerreger und Unwahrscheinlichkeiten: billige Familienszenen, einfache Happyend-Lösungen zu komplizierten Problemen und gar ein unverschämtes Jesussymbol. Der Alkoholismus von Trevors Mutter verschwindet plötzlich wie auf magische Weise. Dass es nicht auch noch regnet, wenn alle traurig sind, verdanken wir der Geographie: Der Film spielt in der Wüstenstadt Las Vegas. Schade um die genial gespielten Figuren, sie hätten einen besseren Film verdient.
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