Grasgeflüster Grossbritannien 2000 – 94min.
Filmkritik
Hanf kann Leben verändern
Leicht angestaubte Ladies nippen an Hanf-Tee, unwissentlich, versteht sich, aber positiv überrascht von der Wirkung der neuen Teesorte: Die englische Komödie zielt gekonnt auf Herz und Zwerchfell. Brenda Blethyn spielt die charmante Grace Trevethan, die aus Not zur Hanfbäuerin wird. Die Lady ist so süss, der angebaute Stoff so gut, dass selbst böse Drogendealer und fleissige Polizisten schwach werden. Und die Zuschauer auch: Saving Grace gewann den Publikumspreis am Sundance Film Festival.
Grace Trevethan steht am Abgrund. Der Fallschirm ihres Mannes hat sich nicht geöffnet. Doch sein Tod ist ihr kleinstes Problem. Der Kerl hat der charmanten Lady nach jahrzehntelanger Ehe nichts als Schulden hinterlassen. Das fürstliche Anwesen soll zwangsversteigert werden, der schicke Rasenmäher war auf Pump gekauft, die edlen Möbel werden verpfändet. Das einzige was Grace bleibt, ist das schmucke Gewächshaus mit der preisgekrönten Orchideenzucht und ihr treuer, etwas tapsiger Gärtner Matthew. Sie braucht dringend Geld. Viel Geld.
Die Dame mit dem grünen Daumen stellt die Orchideen in den Regen und nimmt sich liebevoll den kränkelnden Marihuana-Pflänzchen ihres Gärtners an. Über Nacht ist die erste Ernte eingefahren. Und sie fährt ein. Gärtner und Lady dröhnen sich mit den Früchten ihrer Arbeit zu. Und wie es im Leben so geht: In solchen Momenten kommen einem die "besten" Ideen: das Orchideen-Treibhaus wird zur Hanf-Plantage. Aber wohin mit zwanzig Kilo feinstem Marihuana? Gibt es nicht in London diese Drogendealer und bezahlen die nicht viel Geld für sowas?
Ganz der englischen Tradition verpflichtet, wird "Saving Grace" vor allem von der Leistung des Schauspieler-Ensembles getragen. Zuerst und zuvorderst Brenda Blethyn, bekannt durch ihre oscarnominierten Rollen als schrullige Mutter in Little Voice und in Secrets & Lies. Sie treibt zusammen mit Co-Star Craig Ferguson die Geschichte voran. Ferguson steht übrigens dieses Jahr gleich in drei Filmen vor der Kamera. Unter anderem für Chain of Fools neben Salma Hayek. Man darf gespannt sein, ob Ferguson, in England vor allem als Stand-Up Comedian und TV-Schauspieler erfolgreich, der Sprung auf die Leinwand gelingt.
Unter den durchgehend gut besetzten Nebenrollen finden sich Martin Clunes (Shakespeare in Love) als Dorf-Doktor, und Tcheky Karyo (Bob aus La Femme Nikita). Von der ersten Minute an sind all diese Figuren herztief verankert. Sicher nicht zuletzt, weil sie uns schon unzählige Male in andern Filmen so vorgeführt wurden. Trotzdem - oder gerade deswegen - lässt der Film den Zuschauer sich zurücklehnen und sein Herz öffnen. "Saving Grace" nutzt die bekannten Muster englischer Komödien à la Four Weddings and a Funeral, behält dabei immer die Leichtigkeit und Frische und erschöpft sich nicht in saftlosen Lachern. Dank der guten Peformances stehen eher die intelligenten Schmunzel-Momente im Vordergrund. Und wie die steifen Ladies im Vollrausch Cornflakes mit beiden Händen aus der Packung in den Mund schaufeln ist sehr amüsant. Eine liebevolle Komödie mit mit "Warm-ums-Herz"-Effekt.
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