Taxi Taxi Frankreich 2000 – 90min.

Filmkritik

Ohne Abkürzung

Stefan Gubser
Filmkritik: Stefan Gubser

Autos. Frauen. Sex. In dieser alphabetischen Reihenfolge verbringt der Mann seine Tage. Und erscheint sie als Actionkomödie auf der Kinoleinwand, ist der Film weder Zeitverschwendung noch unnötig. "Taxi 2", von Gérard Krawczyk (Regie) und Luc Besson (Drehbuch und Produktion), ist es. Auch, weil bis zuletzt der Sex auf der Strecke bleibt. Nur im Originaltitel ist die Fortsetzung von Luc Bessons "Taxi" (1997) eine Steigerung seines erfolgreichen Vorläufers.

Aber eines nach dem anderen: Wie in Paris, wo "Taxi 2" endet, nicht etwa beginnt. Man steigt in Marseille ein, der Stadt des Fussballs, und Fussball macht jene heilig-männliche Triade erst zur vollkommenen Vierfaltigkeit. Vom Fussball sieht man zu wenig, von ihm spricht man. Denn im Mittelpunkt steht Daniel (Samy Nacéri), der führerscheinlose Taxichauffeur algerischer Herkunft. Neunzig Filmminuten lang zwar im Trikot von Frankreichs Fussballgott Zidane, vor allem aber in voller Autofahrt. "Keine Bange, M'sieur, das ist nur eine Abkürzung", pflegt er zu sagen, um seine Kundschaft zu beruhigen, bevor er sie am gewünschten Ort abliefert, sich ihre Angst aus dem Leibe erbrechen und erst dann aussteigen lässt.

Charme hat er, Witz und Anstand. Auch deswegen ist er seit "Taxi" (1997) seiner Freundin Lily (Marion Cotillard) treu geblieben. Die hat in "Taxi 2" auch einen Vater. Hat sie diesem ihren Daniel endlich vorgestellt, ist der Film in voller Fahrt und Daniel am Steuer einer vom französischen Geheimdienst entwickelten Limousine, um den japanischen Verteidigungsminister von den Vorzügen französischer Anti-Terror-Techniken zu überzeugen. Weil dann am französischen Nationalfeiertag einiges schiefläuft, haben Daniel, sein Freund und Polizist Emilien (Frédéric Diefenthal) und dessen Kollegin Petra (Emma Sjöberg) mit bösen Yakuzas, einem entführten japanischen Minister, einer gekidnappten Polizistin und fliegenden Taxis in Paris zu tun, während Lily in Marseille vergeblich darauf wartet, Daniel als Dessert vernaschen zu können. (Keine Bange, das war eine Abkürzung.)

Nicht ganz richtig wäre es, den Film nur als Befriedigung einfacher männlicher Bedürfnisse abzutun. Dafür sind diese zu wichtig, ist "Taxi 2" zu sorgfältig gemacht und manchmal eben doch ein wenig amüsant. Vor allem für den, der Luc Bessons "Taxi" kennt. "Taxi" war eine gute Actionkomödie, weil Besson mit dem Einsatz der Action spielt, sie begrenzt, verzögert, gar ausspart oder in Dialogen aufhebt. Besson hat das Drehbuch der Fortsetzung stärker auf die Action ausgerichtet, so dass "Taxi 2" als der etwas bemühte Versuch erscheinen muss, kraft ausgefallenerer Stunts und deutlich mehr Blechschaden seinen Vorläufer zu übertreffen. Das wird beispielsweise an den neuen Nebenfiguren sichtbar. Lilys Vater, ein grotesk anmutender Militärkopf, führt Daniel mitten in die Turbulenz des Geschehens, während in "Taxi" die Beziehung zwischen Emilien, seiner Mutter, Daniel und Lily einen Ruhepol zu der Geschwindigkeit auf den Strassen bildete. Das Actionplus der Fortsetzung zeigt sich augenfällig auch darin, dass Daniels Taxi mittlerweile tatsächlich die Eigenschaften eines Flugzeugs hat, ja sogar zum Fallschirmspringer wird.

Interessant an der Fortsetzung ist das Spiel der Beziehungen zwischen den beiden Filmen, die Radikalisierung der Motive, die im Vorläufer angelegt sind. So gesehen hat "Taxi 2" Momente, die auch über die Action als glatten Selbstzweck hinausgehen. Gegenüber "Taxi" gesteigert ist etwa die immer wieder in Aussicht gestellte und doch bis zum Schluss verhinderte Liebesszene zwischen Daniel und Lily. Nur noch Hohlform sind Daniels Rekordzeiten über Strecken, die er nie vorher befahren hat. Schrulliger und fallsüchtiger ist Kommissar Gibert, karikiert das kriminalistische Können Daniels und grösser der Konflikt dieses Strassenanarchisten und Polizistenfeindes, der gegen seinen Willen, aber für die Liebe Lilys dem französischen Staat zur Hand gehen muss. Zu grösserem Gelächter regen die Polizeiaktionen der Grande Nation an, sind sie doch geplant mit dem Selbstvertrauen des Fussball-Welt- und Europameisters, aber ausgeführt mit dem Dilettantismus eines Kreisligisten. Das alles hat doch seinen Reiz. Nur: Eine Abkürzung wäre auch einer gewesen.

23.03.2021

3

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