Filmkritik
Familiäre Misstöne
Die französische Regisseurin Anne Fontaine arbeitet für ihren fünften Spielfilm "Comment j'ai tué mon père" bereits zum zweiten Mal nach "Nettoyage à sec" mit dem Schauspieler Charles Berling zusammen, der in der Hauptrolle als introvertierter Arzt Jean-Luc Borde zu sehen ist. Natacha Régnier ("La vie revée des anges) als Jean-Lucs Frau und der bekannte Theaterschauspieler Michel Bouquet als Vater vervollständigen das Cast dieses schwierigen Kammerspiels.
Jean-Luc ist ein renommierter Arzt, der sich der Altersforschung verschrieben hat, und mit seiner Klinik in der französischen Provinz, die Verjüngungskuren propagiert, bereits ein kleines Vermögen verdient hat. Als er für seine Arbeit offiziell geehrt wird, laden er und seine junge Frau die Prominenz des Städtchens zu einer Gartenparty. Während der Party taucht überraschend sein Vater auf. Dieser hatte sich vor Jahren nach Afrika abgesetzt, um dort als Arzt zu arbeiten, ohne sich je wieder bei seinen beiden Söhne zu melden. Während mehrerer Tage bleibt der Vater in der Villa seines Sohnes. Das schwierige Verhältnis der beiden zueinander und die unterdrückten familiären Probleme werden während dieser kurzen Zeit offen gelegt. Mit Jean-Lucs Frau verbindet den Vater bald ein Vertrautheit, die er mit seinem Sohn nie empfunden hat. Es kommt zu Spannungen, die erst durch das Eingreifen von Jean-Lucs älterem Bruder beigelegt werden können.
Trotz der brillanten Besetzung vermag Anne Fontaines Familienporträt nicht immer zu überzeugen. Zu psychologisierend und dadurch für das Publikum schwer durchschaubar bleiben die Beziehungen der Figuren untereinander. Auch die Schauspieler scheinen stellenweise der Gefühle, die sie darstellen sollen, nicht ganz sicher. Die sehr statischen Bilder verstärken das Gefühl, dass die Figuren sich seit Jahren gefühlsmässig nicht weiterentwickelt haben und auch nicht bereit sind dazu. Für Leute, die schwer verdauliches französisches Arthouse-Kino mögen, ist "Comment j'ai tué mon père" ein sicherer Wert, für alle anderen eine eher anstrengende Angelegenheit.
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