15 Minuten Ruhm Deutschland, USA 2001 – 124min.

Filmkritik

Böse Buben aus dem Osten

Filmkritik: Natalie Rüfenacht

Robert De Niro spielt wieder einmal einen aussergewöhnlichen Cop. Und zwar Eddie Flemming, Liebling der Medien und alternder New Yorker Star-Polizist . Das ist dann aber auch das einzige Sehenswerte in "Fifteen Minutes" von John Herzfeld, einem Krimi über die Jagd auf zwei mediengeile Gangster aus Osteuropa.

"In Zukunft wird jeder mal für fünfzehn Minuten berühmt sein", hat Andy Warhol in den sechziger Jahren gesagt. Das Zitat kennt wahrscheinlich jeder, kein anderes wurde häufiger für die grosse Leinwand ausgeschlachtet. Und jetzt kommt also ein weiterer Film, der sich Warhols Worten bedient. Diesmal sollen sie einem Polizei-Action-Streifen etwas mehr Tiefe verleihen. Regisseur und Drehbuchautor John Herzfeld, der bisher vor allem fürs US-Fernsehen gearbeitet hat, kombiniert in "Fifteen Minutes" mediengeile Gangster, fotogene Cops und - natürlich - perverse TV-Macher zu einem blutrünstigen, rassistischen und ziemlich schizophrenen Krimi, der schliesslich die Selbstjustiz als Alternative zum lückenhaften amerikanischen Justizsystem anpreist.

Die mediengeilen Gangster, das sind Oleg (Oleg Tatkarov) und Emil (Karel Roden). Frisch aus dem Osten kommen die beiden nach New York, in die Stadt, wo alle Träume wahr werden, und beginnen sogleich mit dem Abschlachten einiger Landsleute und dem Abfackeln eines mehrstöckigen Wohnhauses. Emil macht die Drecksarbeit und Oleg nimmt das Ganze auf Video auf. Sollten die beiden geschnappt werden, wollen sie auf unzurechnungsfähig plädieren und die Filmrechte für eine Million Dollar verkaufen.

Der fotogene Cop Eddie Flemming (Robert De Niro) ist ihnen dicht auf den Fersen. Unterstützt wird er dabei von dem jungen Ermittler der Abteilung für Brandstiftung Jordy Warsaw, der ironischerweise von Edward Burns ("Saving Private Ryan") gespielt wird. "Als ich hörte, dass die Waffen tragen und Verdächtige festnehmen dürfen, wusste ich, dass daraus eine gute Story werden könnte", sagt John Herzfeld über den Film. Die Idee, einem Brandstiftungsermittler bei der Arbeit über die Schulter zu gucken, mag originell sein. Die Figur Jordy Warsaw ist es aber nicht - mal abgesehen davon, dass Burns, Typ "kalifornischer Beachboy", überhaupt nicht in die Story passt. Ganz nach althergebrachtem Schema wird da jugendlicher Enthusiasmus der Abgebrühtheit des Alters entgegengesetzt. Und natürlich geht Burns neben De Niro mit fliegenden Fahnen unter. Der "Taxidriver" spielt die Rolle des Lieblingscops der Medien souverän und routiniert. Er ist der einzige Schauspieler in diesem Film, der seiner Figur Format und Persönlichkeit verleiht.

Besonders schlimm wirkt sich die mangelhafte Figurenzeichnung bei Oleg und Emil aus. Der Russe und der Tscheche verkommen in "Fifteen Minutes" zu brutalen, gedankenlosen Monstern - nach den Kommunisten und den Moslems musste schliesslich wieder ein neues plakatives Feindbild her. Über solch kleine ethische Details könnte man ja noch hinwegsehen, würde es Herzfeld gelingen, die verschiedenen Handlungsfäden zu einer kompakten Story zu verweben. Diese gleiten ihm aber gegen Ende des Films immer mehr aus der Hand. Und leider dauert dieser nicht nur fünfzehn Minuten, sondern ganze zwei Stunden.

17.02.2021

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