Hannibal Grossbritannien, USA 2001 – 131min.

Filmkritik

Hannibal

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Zehn Jahre lang haben Filmfans auf den Nachfolger von "The Silence of the Lambs" warten müssen. "Hannibal" weckte entsprechend hohe Erwartungen, kann diesen aber nicht in allen Belangen gerecht werden. Einmal mehr überzeugt aber Anthony Hopkins als stilbewusster Menschenfresser.

Fünf Oscars kassierte "The Silence Of the Lambs" 1991, davon je einen für Anthony Hopkins als besten Schauspieler, Jodie Foster als beste Schauspielerin und Jonathan Demme als besten Regisseur. Als der Romanautor Thomas Harris die Fortsetzung "Hannibal" ablieferte, brodelte Hollywoods Gerüchteküche: Würde das preisgekrönte Dreigestirn wieder zusammenfinden?

Daraus ist nichts geworden. Jonathan Demme war die Geschichte zu blutrünstig. Jodie Foster gefiel die Entwicklung ihrer Figur Clarice Starling nicht, sie erwirkte Änderungen am Drehbuch und lehnte schliesslich trotzdem ab. Verblieb Anthony Hopkins, der erst nach monatelangen Verhandlungen zusagte. Im Regiesessel hat schliesslich Ridley Scott ("Blade Runner", "Alien", "Gladiator") Platz genommen, dessen visuelle Handschrift "Hannibal" nun auch prägt.

Die Handlung setzt ebenfalls zehn Jahre nach dem Ende von "The Silence Of the Lambs" ein. Der psychopathische Serienmörder Dr. Hannibal "The Cannibal" Lecter ist immer noch auf freiem Fuss und in Florenz untergetaucht. Zwei Personen haben ihn aber nicht vergessen: FBI-Agentin Clarice Sterling (Julianne Moore) und der Millionär Mason Verger (Gary Oldman). In seiner Funktion als Psychiater brachte Lecter seinen Patienten Verger dazu, sich selbst mit einer Glasscherbe das Gesicht zu verstümmeln. Verkrüppelt und entstellt sinnt Verger auf grausige Rache. Nach reiflicher Überlegung ist er zum Schluss gekommen, dass die Verfütterung an hungrige Wildschweine, Füsse voran, die angemessene Bestrafung für Lecter sei.

Auch Clarice Starling’s Leben steht unter einem schlechten Stern. Bei einer Drogenrazzia erschiesst sie eine Verdächtige und gerät selbst ins Kreuzfeuer der Kritik. Beim FBI fällt sie dadurch in Ungnade, nicht zuletzt dank tatkräftiger Mithilfe des Justizbeamten Paul Krendler (Ray Liotta). Dieser steckt mit Mason Verger unter einer Decke, und mit Clarice als Köder wollen die beiden Hannibal Lecter aus seinem Versteck locken.

"Hannibal" lässt, trotz der ästhetischen Inszenierung durch Ridley Scott, die Atmosphäre, Stimmigkeit und Spannung des Vorgängers vermissen. Die Geschichte erschöpft sich im Wesentlichen in der Verfolgung Hannibal Lecters, die auch einige Ungereimtheiten hinterlässt. Überzeugend bleibt Anthony Hopkins, welcher es einmal mehr schafft, Lecter als diabolischen, kaltblütigen Mörder und gleichzeitig als gebildeten, kultivierten Mann von Welt darzustellen. Letztendlich entwickelt sich Lecter zur Identifikationsfigur, während die frustrierte, abgebrühte Agentin Starling hinter seine Brillanz zurücktreten muss. Julianne Moore versucht nicht, Jodie Foster zu kopieren, sondern verleiht ihrer Figur eine neue, härtere Seite. Der Charakter Mason Verger hingegen, hinter dessen Maske sich statt Gary Oldman auch jeder andere Schauspieler verstecken könnte, grenzt in seiner Besessenheit mit gefrässigen Wildschweinen ans Absurde.

01.06.2021

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 9 Jahren

Hannibal jagt schlechte Menschen und vielleicht findet er noch das Gute in sich. Filmisch grosse Klasse!


Alina

vor 11 Jahren

Im Vergleich zum Schweigen der Lämmer setzt dieser Film leider eher auf Blut und Eingeweide als auf Spannung.


movie world filip

vor 13 Jahren

scott macht es gut, aber bessere filmen hat er auch schon gemacht... moore macht es ohne fehler... & hannibal ist wieder da: "clarice.. clarice"


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