Heist Kanada, USA 2001 – 111min.
Filmkritik
Im Korsett des konstruierten Kalauers
Gangster, Gold und flotte Sprüche: In "Heist" will Regisseur David Mamet mit schauspielerischer Unterstützung von Gene Hackman und Danny de Vito sämtliche Register des Einbrecherfilms ziehen. Ein gründlich missratener Coup.
Leichtes Spiel haben Einbrecher zurzeit in den Schweizer Kinos. Kaum ein Monat zieht ins Land, in dem nicht eine neuerliche Gaunerei aus Hollywood auf die Leinwand gelangt. Lässige Langfinger, famose Fassadenkletterer und hürdenüberwindende Hacker knacken dieser Tage Sicherheitsanlagen und Safes so ungeniert wie normale Leute Wallnüsse und wiegen uns dabei in der Illusion, dass der auf Zelluloid gebannte Gentleman-Dieb der entschieden vertrauenswürdigere Zeitgenosse ist als der real existierende Polizischt Wäckerli. Im Kielwasser dieses Trends segelt auch das neuste Werk von David Mamet: "Heist" heisst sein Film, was schlicht "Coup" oder "Einbruch" bedeutet.
Zählende Schafe und pissende Ameisen
Im Zentrum steht Joe Moore (Gene Hackman), ein in die Jahre gekommener Gangster, der so cool ist, dass "ihn die Schafe beim Zubettgehen zählen". Dieses Image nimmt beträchtlichen Schaden, als er sich bei einem Bruch von einer Überwachungskamera filmen lässt. Als daraufhin der Hehler Bergman (Danny de Vito) die Bezahlung verweigert, stehen Moore und sein Partner Plane (Delroy Lindo) vor der Pleite. Das Duo ist gezwungen, für Bergman einen letzten Job zu erledigen. Ein Goldtransport einer Schweizer Bank soll daran glauben. Welche zwiespältige Rolle Moores Frau Fran (Rebecca Pidgeon) bei dem Unternehmen spielt? Ganz einfach: Cherchez la femme, la femme fatale.
Um solche Krimi-Binsenwahrheiten zu zementieren, hauen sich die hartgesottenen Kerle in "Heist" die markigen Sprüche nur so um die Ohren: Die Zusicherung des Grünschnabels Silk (Sam Rockwell), er werde das Ding so leise drehen "wie eine Ameise die auf den Teppich pisst", pariert Moore eiskalt: "Ich will, dass Du so leise bist wie eine Ameise, die nicht mal einen Gedanken daran verschwendet, auf den Teppich zu pissen". Pointierter könnte Hackman seine Authorität nicht in Worte fassen. Doch genau da liegt das Problem: Die satten Sentenzen lasten wie Bleimäntel auf den Charakteren. Eingezwängt im Korsett des konstruierten Kalauers bleibt den Akteuren kaum Raum, der eigenen Figur Leben einzuhauchen.
Brecheisen statt Dietrich
Wer sich vom renommierten Bühnenautor ("Oleanna") und Drehbuchschreiber ("Hannibal") ein subtiles Spiel mit Genreklischees erhofft hat, wird bald eines Besseren belehrt. Mamet operiert nicht mit dem Dietrich, sondern dem Brecheisen. Am deutlichsten tritt dies im Showdown zutage: Hier wird die ballistische Finesse von "The Matrix" in ihr slapstickartiges Gegenteil gekehrt. Die Schiesserei in den Docklands wirkt so dilettantisch inszeniert, dass wir wenig von der wohl beabsichtigten Ironie spüren, dafür umso mehr von unfreiwilliger Komik.
Auch die Suspense wird regelrecht weichgekocht: Nachdem die Beute zum x-ten Mal den Besitzer gewechselt hat, ist ebenso witzlos wie glasklar, wer am Schluss lachen wird. Indem Mamet seine Babuschka-Masche bis zur Erschöpfung ausreizt - auf jedes Täuschungsmanöver folgt ein neues - zieht er dem Plot gleichsam den Boden der Spannung unter den Füssen weg.
Ob wir am Ende noch die letzten Worte von Bösewicht de Vito hören wollen? Lieber nicht.
Dein Film-Rating
Kommentare
einfach spannende coole film - mit gute leistung von hackman - wie immer
sowas langweilig hab ich schon lange nicht mehr gesehen. der plot will schlau sein, dabei sind einfach die "bösen jungs" so dumm, dass der plot wieder intelligent wirkt.
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