Filmkritik
Miss Marple remixed
Kreuzt man den IKEA-Katalog mit Miss Marple, so bekommt man ein Ding wie "High Heels and Low Lifes". Als Krimi-Komödie funktioniert Regisseur Mel Smith's Film zwar kaum, dafür wird der Zuschauer immerhin mit Infos über die neusten Trends aus der Londoner Schmink-Szene versorgt.
Mel Smith hat zwei entzückende Hauptdarstellerinnen. Die eine heisst Minnie Driver und spielt eine ER-Krankenschwester namens Shannon, überarbeitet, selbstverständlich; die andere ist Mary McCormack und heissen tut ihre Figur Frances, und die ist Schauspielerin, erfolglos, selbstverständlich. Beide sind sie dicke Freundinnen, beide haben sie ein Männerproblem, selbstverständlich. Die eine ist mit einem Loser - DJ, oder sowas Ähnlichem - zusammen, die andere hat nicht mal das. Beide träumen sie davon, eines Tages mit prall gefüllten Geldtaschen und dem neusten Mercedes-Modell das Weite (bzw. einen erfolgreicheren DJ) zu suchen.
Ach ja, und dann werden die beiden Girlies eines Nachts Zeuginnen eines schön altmodischen Bankraubs. Mit Drillbohrer bricht da eine Gangsterbande in den Tresorraum einer Bank ein. Dabei telefoniert ein doofer Schmieresteher draussen seiner Freundin, und päng, schon ist's passiert. Die beiden Frauen hören den Anruf zufälligerweise mit, das können sie, mischt der süsse DJ-Freund Shannons doch abgelauschte Telefongespräche zu neuen, wohl mega-ultra-fetten Beats zusammen. Und schwupps wissen sie die Telefonnummer der Bankräuber!
Sowas nennt man Startkapital. Früher einmal, da wäre Miss Marple mit solchen Infos wohl schnurstracks zur Polizei gerannt. Doch nicht unsere beiden verzweifelten aber mutigen Girlies. Heute haben wir schliesslich das Jahr 2001, und so entschliessen sich die beiden kurzerhand zu einer Risikoinvestition: Die Gangster - diese Mackerärsche - sollen erpresst werden. So nämlich kämen die beiden an die Knete für den Mercedes, mit dem frau endgültig diesem anstrengenden Londoner High Life entkommen könnte.
Selbstverständlich, denn schliesslich verkaufen die Macher ihren Stiefel als Thriller-Komödie, kommt es im Verlaufe dieses Geldtransfers zu einigen mehr oder weniger turbulenten Wendungen. Die Flucherei ist cool, Witze fallen, Schüsse fallen, und nur Shannons gut geübten ER-lebenserhaltenden Massnahmen ist es zu verdanken, dass sich der Bodycount in Grenzen hält, bzw. wir nicht vorzeitig wegpennen.
Mehr zu Inhalt und Personen müssen wir nicht, wollen wir aber auch nicht wissen. Dies ahnt auch der Regisseur, weshalb er Handlungsmotivation und Sinn nur sehr sparsam einsetzt. Umso besser informiert er uns aber über den Inhalt von Shannon und Frances' Schminktäschchen. Damit dem/der Zuschauer/in das mühevolle Abschreiben vom Abspann erspart bleibt, seien hier, als Service, die Namen der Produkte aufgeführt. Shannon verwendet: Visiora 002, T-Leclerc Powder (Mix aus Banane und transparentem Blau), Highlighter – Yves Saint Laurent "Touche Eclat", Clinique Jet Black 01 "No Build Up"-Mascara, Kanebo Augenbrauenstift (braun), Duralash – individuelle braune Wimpern, MAC Eyeshadow – Joghurt und Hellbraun, Chanel Blusher, Christian Dior - "effects de Perle"-Eyeshadow-Highlighter, MAC "Quartz"- und "Brick"-Lippenstift, Elizabeth Arden Eight Hour Cream. Frances möbelt sich auf mit: Aveda Base 4, MAC Blusher, MAC Eyeshadow – Joghurt, Bark und Orb, Lancome Waterproof Mascara – Braun, Benefit Liptint, Lancome-Lippenstift - "Bobby Brown", Augenbraue – No. 7 Blonde Pencil, Kheils Lip Balm.
Was noch gesagt werden kann: die beiden sehen damit ganz einfach super aus.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung