Filmkritik
Langeweile, Sex, Langeweile
Im Bereich des Kunstfilms besteht ein schmaler Grat zwischen Innovation und Fehlschlag. Der deutsche Regisseur Philip Gröning scheitert bei seinem Film "L'amour, L'argent, L'amour" am Versuch, eine Liebesgeschichte so unkonventionell wie möglich zu erzählen. Was den Zuschauer beinah in den Wahnsinn treibt.
Fairerweise muss hier eingeräumt werden, dass es wohl Kinogänger geben wird, welche der abstrusen und klischeebeladenen Love-Story zwischen Marie (Sabine Timoteo) und David (Florian Stetter) etwas abgewinnen können (die Pressestimmen im Heft des Verleihs deuten zumindest daraufhin). Aus meiner Sicht steht Grönings zusammengekleistertes zweieinviertelstündiges Liebesmelodram als Mahnmal für alles, was am Kunstfilm schlecht sein kann.
Die lose Geschichte beginnt mit der Begegnung der Liebenden. Marie geht auf den Strich und David ist soeben seinen Job auf dem Schrottplatz losgeworden. Eine gemeinsam verbrachte Nacht entfacht eine gegenseitige Abhängigkeit. Und bereits hier beginnt die Unverständlichkeit der Handlung. Irgendwie landet das Paar im Bett und begibt sich kurze Zeit später auf die Suche nach dem Glück. Quer durch die Ex-DDR düsend, im Auto oder in billigen Absteigen übernachtend, schlagen sich die beiden mit Gelegenheitsarbeiten oder zeitweiliger Prostitution durch. Es wird gestritten, gelacht, aber meistens gelitten. Der Liebesfunke springt nie wirklich über und die Emotionen werden von der konstant wackelnden Handkamera aus dem Film geschüttelt. Da hilft auch das authentische Setting und die "Hart-an-der-Realität"-Methodik reichlich wenig, wenn die Konflikte der beiden Hauptfiguren (die in sich selbst sehr karg sind) dem Zuschauer nicht das geringste Mitgefühl abverlangen. Anstelle von Empathie entsteht Apathie, welche selbst die paar wenigen Momente, die ergreifend sein könnten, am Zuschauer vorbeiziehen lässt.
Gleichzeitig versucht Gröning eine Reihe von Metaphern in den Film einzubauen, welche von christlichen Ideologien bis hin zum Naturalismus reichen. Und irgendwie ist alles schon mal dagewesen, und nichts ist mehr neu. Was der Regisseur mit weit hergeholten filmischen Stilblüten als innovativ versteht, wirkt wie der verzweifelte Versuch, einem von Beginn weg vertrackten Machwerk etwas Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Zwischen dem einen oder anderen inhaltlich leeren Gespräch mag man womöglich einen Funken dessen erkennen, was Gröning vorgeschwebt hat, nämlich ein Portrait zweier gefallener Engel, deren Liebe über die weltlichen Hürden (wie Geld) hinausgeht. Doch dafür sind 135 Minuten einfach zu lang, besonders wenn die Liebe derart blutleer präsentiert wird.
Als Zuschauer bleibt einem nur hoffendes Warten übrig, dass zwischen hektischen Schnitten, hölzernen Darstellern und visueller Einfallslosigkeit sich wohl etwas Substantielles verstecken könnte. Doch Gröning verwehrt uns jede Logik, was nicht weiter schlimm wäre, wenn er uns an deren Stelle etwas zum Nachdenken geben würde.
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