Nicht noch ein Teenie-Film USA 2001 – 89min.

Filmkritik

Noch ein Teenie-Film

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Soll man einen Teenie-Film, bei der es gleich zu Beginn mindestens drei Hektoliter Exkremente auf die Hauptdarsteller regnet, wirklich empfehlen? Man soll, denn «Not Another Teen Movie» ist zeitweise richtig komisch.

Liebe Teenies. Wie ihr wisst, seid ihr Hollywoods allerliebstes Zielpublikum. Viele der bunten Filme, die heute in der Traumfabrik hergestellt werden, entstehen mit Blick auf euren Geschmack und euer Portemonnaie. Und weil ihr euch im Kino am allerliebsten junge schöne Menschen mit Pubertäts- und Schulproblemen anschauen geht, haben findige Show-Biz-Profis den Teenie-Film erfunden.

Der kostet fast nichts, ist international verwertbar und spielt locker 100 Millionen ein. Und weil ihr von Teenie-Filmen nun gar nicht genug bekommen könnt, verstopfen "American Pie 1 und 2", "Clueless", "Bring It On", "Cruel Intentions", "Never Been Kissed", "She's the One", "She's All That" oder "Never Been Kissed" unsere Leinwände mit den Pubertätsproblemen von Freddy Prince Jr., Ryan Phillippe oder Sarah Michelle Gellar.

Aufgetischt wird euch dabei immer derselbe Plot. Das habt ihr natürlich längst gemerkt, aber für "die Geschichte" interessiert ihr euch bei Teenie-Filmen eh zuallerletzt, wisst ihr ja, schon bevor das erste Popcorn ins Maul gestopft ist, dass das hässliche Entlein am Schluss der Schwan sein wird. Nein, interessieren tut euch der neue Push-up von Sarah Michelle Gellar oder die Turnschlappen von Freddy Prince Jr.

Über diese billige Art euch rumzukriegen freut sich Hollywood, seriöse Filmkritiker hingegen verlieren über Teenie-Filme selten ein gutes Wort. Volksverblödung sei das, meinen sie und gehen dazu über, Komödien wie "Ernstfall in Havanna" in den Himmel zu loben. In ihrer Ablehnung übersehen sie allerdings, dass man sich bei "American Pie" - im Gegensatz zu "Ernstfall in Havanna" - tatsächlich schlapp lachen kann.

Und nun verkauft euch also Hollywood als nächstes "Not Another Teen Movie". Ein ganz fieser Zug. Nicht nur bekommt ihr mit der Entschuldigung, hier handle es sich ja um eine Parodie auf die Teenie-Film-Welle, dieselbe Geschichte zum 400sten Mal verklickert, auch fehlen eure Stars Freddy Prince Jr., Ryan Phillippe und Sarah Michelle Gellar auf der Besetzungsliste. Ein Discounter unter Discountern also.

Vielleicht war es diese Ausgangslage, das Gefühl, nicht wirklich der Film zu sein, auf den alle gewartet haben, was "Not Another Teen Movie" zu einer durchaus gelungenen Nummernrevue macht. Von aller Erwartung befreit und schamloser als ähnlich gelagerte Versuche ziehen die Macher vom Leder und schicken das ganze Teenie-Film-Inventar durch die Kloake. Und alle sind sie da, das zickige Cheerleader-Girl, die Prom-Queen, der blöde Fettsack, die introvertierten Künstlerseele, die Austauschschülerin, die Jungfrau, der Quoten-Schwarze sowie das hässliche Entlein, das von der hochnäsigen Sportkanone zu wahrem Glamour geführt wird.

Unterschätzen wir diesen Film also nicht. Die Debilität der Schiessbudenfiguren aus den originalen Teenie-Heulern parodistisch noch überbieten zu wollen, ist tatsächlich eine Herausforderung und verlangt einiges an Können. Die Macher von "Not Another Teen Movie" haben mit Nichts ein kleines Glanzlicht des schlechten Geschmacks geschaffen. Gratulation.

19.02.2021

3

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Kommentare

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ofrick

vor 22 Jahren

dieser Film haut andere Filme mal originell in die Pfanne. Obwohl ihn sicher nicht alle mögen. Stellenweise lustig und erfrischend unanständig...


julia19

vor 22 Jahren

unwitzig, unreal, abnormal, unesthisch, abtörnend...etc.


mrwhitey

vor 22 Jahren

Zum kaputtlachen


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