Sweet November USA 2001 – 120min.

Filmkritik

Bittersüsse Romanze

Filmkritik: Nathalie Jancso

Nach "The Devil's Advocate" treffen Keanu Reeves ("The Matrix") und Charlize Theron ("The Cider House Rules") in "Sweet November" erneut aufeinander. Die bittersüsse Romanze - ein Remake des gleichnamigen Klassikers aus dem Jahr 1968 - erzählt eine altbekannte Story: Gefühlskalter Mann wird von warmherziger, intuitiver Frau zu neuem Leben und zur Liebe erweckt, bis ein furchtbares Schicksal sie wieder trennt.

Nelson Moss (Keanu Reeves) ist Werber und ein Karrierist wie aus dem Bilderbuch: smart, egoistisch und äusserst überzeugt von sich selber. Er kümmert sich einen Dreck darum, was seine Mitmenschen von ihm denken. Als er an ein Examen muss, weil seine Fahrerlaubnis abgelaufen ist, lernt er Sara Deever (Charlize Theron) kennen. Während der Prüfung fragt er seine hübsche Tischnachbarin nach einer Lösung, diese hilft ihm bereitwillig - und wird prompt des Zimmers verwiesen. Er vergeudet keinen weiteren Gedanken an diesen Vorfall, doch hat er nicht mit ihrer Hartnäckigkeit gerechnet: Auf dem Parkplatz fängt sie ihn ab und bringt ihn dazu, mit ihr zwei Hunde aus einem Versuchslabor zu befreien - sozusagen zur Wiedergutmachung. Dann unterbreitet sie ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag: Er soll ihr November-Mann werden, einen Monat mit ihr zusammenleben, und dann wieder gehen. Ein kopfschüttelnder Nelson flieht vor dieser verrückten Idee zurück in seine gestylte Wohnung. Doch das Schicksal will es, dass er am nächsten Tag seinen Job verliert und daraufhin auch noch seine Freundin ihn verlässt. Wieso also nicht die ganze Situation überdenken und sich einen Monat mit Sara vergnügen? Er zieht zu ihr und lässt sich mehr und mehr auf ihren unbeschwerten Lebensstil ein: Sie verbringen die Tage am Strand, beim Modellsegelwettbewerb mit dem kleinen Nachbarsjungen... So gelingt es ihr, ihn langsam für die wahren, menschliche Werte zu öffnen. Und es kommt, wie es kommen muss: Er verliebt sich in diese ungewöhnliche Frau und sie sich auch ihn - ein Umstand, der in ihrem klar nach Monaten geregelten Lebensplan nicht vorgesehen ist. Doch als am Ende Saras lebensbedrohliches Geheimnis gelüftet wird, ist die Idylle in Gefahr. Saras Intuition, wenn es darum geht, Nelson aus seiner Gefühlsstarre zu erwecken, steht in scharfem Kontrast zu ihrer Unfähigkeit ihr eigenes Leben zu meistern. Was natürlich Platz lässt für einen Rollenwechsel gegen Schluss, wo sich Nelson rührend um Sara kümmern darf.

Keanu Reeves gibt den Workaholic etwas gar theatralisch, scheint sich aber als gefühlsbetonter Liebhaber wohl zu fühlen, nachdem er in seinen letzten Rollen hauptsächlich vor dem Bluescreen Stunts geübt hat. Charlize Theron, die in ihren bisherigen Rollen hauptsächlich als hübsche Staffage fungierte, ist charmant als schräge, sensible Sara. Weshalb die Star-Kombination jedoch nie wirklich abhebt, liegt weniger an der fehlenden Chemie zwischen den Hauptdarstellern, als vielmehr am Plot: Die Geschichte kommt zwar nicht ganz so tranig daher wie "Autumn in New York", aber ist eben doch zu voraussehbar und wurde uns schon in unzähligen Versionen, angefangen 1970 mit "Love Story", vorgesetzt. Dazu gehören auch obligate, stereotype Nebenfiguren wie etwa der beste, schwule Freund, der zwar ebenfalls in der bösen, profitgeilen Werbebranche arbeitet, aber trotzdem das Leben geniesst und Sara ein verständnisvoller Zuhörer ist. Oder der Nachbarsjunge, der von den anderen Kindern ausgelacht wird, und deshalb Nelson an seine eigene Jugend erinnert. Je nach Stimmung mag der Film zu Tränen rühren, aber ansonsten ist er eher Durchschnittskost.

25.05.2021

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Kommentare

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MrsStraciatella

vor 11 Jahren

sehr rührender, wenn auch etwas verrückter Film. Ist irgendwie süss.


Gelöschter Nutzer

vor 12 Jahren

Ja, traurig. Trotzdem hat 'Sweet November' einen Haken. Eine Liebesbeziehung auf Zeit? Absurd und irgendwie unbewusst dies, was die eine Frau oder der andere Mann durchmacht. Irgendwann läuft beides aus...


pinsky

vor 18 Jahren

rührender film, so richtig was für kalte herbsttage. irgendwo alles schon mal da gewesen, aber trotzdem schön gemacht, gut gespielt


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