Filmkritik
Kostüme und nichts dahinter
Das Schmuckstück, von dem "The Affair of the Necklace" erzählt, hatte einen Einfluss auf die Weltpolitik, den niemand der Beteiligten vorausgesehen oder gar gewollt hatte: Die Intrige der Gräfin de la Motte-Valois (gespielt von Hilary Swank) kostete auf einigen Umwegen letztlich Marie Antoinette Kopf und Kragen. Davon allerdings spürt man in Charles Shyers Film wenig.
Ich bekenne: Ich liebe Kostümfilme. Ich mag es, wenn überflüssiger Stoff rauscht Diamanten funkeln, Haare sich türmen und grosszügige Ausschnitte die Décolletés wirkungsvoll präsentieren. Gut, zugegeben, über den Sexappeal von Männern in Napoleonkleidern kann man sich streiten, aber auch hier gehöre ich im Zweifelsfalle zu den Befürworterinnen. Damit erfülle ich eigentlich die wichtigste Voraussetzung, um an "The Affair of the Necklace" Gefallen zu finden, denn der Kostüm-Teil gehört zum Konsequentesten an Charles Shyers Film.
Wandlungsfähige Schauspielerin
Doch ach - zu meinem Bedauern muss ich vermelden, dass alle Vorliebe für antiquierte Kleidung nicht ausreicht, um sich für diesen Film zu begeistern. Auch nicht, wenn noch das Staunen über die Wandlungsfähigkeit von Hilary Swank dazu kommt. Die Schauspielerin gewann 1999 den Oscar für die Rolle von Brandon Teena in "Boys Don't Cry", eine Frau, die sich als Mann eine neue Identität aufbaut. In "The Affair of the Necklace" spielt sie eine Figur, die auf durchaus weiblichen Reizen aufbaut. Allerdings wird hier etwas zuviel verlangt: Sie soll gleichzeitig unschuldig und kaltblütig, naiv und durchtrieben sein. Am Schluss wirkt das alles einfach nur unentschlossen.
Intrige ohne Spannung
Und so bleibt von dem Film nicht mehr viel übrig. Er greift auf eine historische Begebenheit zurück; genauer gesagt, auf einen Skandal, der indirekt zum Sturz der französischen Monarchie führte und Marie Antoinette unter die Guillotine brachte. Das allerdings erfährt man erst aus dem Text im Nachspann. Aus dem Verlauf der Intrige, die Jeanne de la Motte-Valois mit Hilfe ihres Geliebten, Retaux de Villette (Simon Baker), und ihres Mannes (Adrien Brody) anzettelt, geht dies nicht hervor. Kardinal Rohan (Jonathan Pryce) wird geködert mit der Hoffnung auf die Ernennung zum Premierminister. So wird der ehrgeizige Mann überredet, für die Bezahlung eines wertvollen Colliers zu bürgen, das, wie er glaubt, Königin Marie Antoinette erwerben will, das in Wirklichkeit aber Jeanne und Retaux hilft, das Familiengut der Valois zurückzukaufen. Das könnte ein Film voller Spannung und Erotik werden - und ist doch nichts weiter als eine komplizierte Geschichte, die umständlich erzählt wird. Schade um die Kostüme.
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