CH.FILM

VenusBoyz Deutschland, Schweiz, USA 2002 – 104min.

Filmkritik

Spielen mit den Begriffen von Mann und Frau

Filmkritik: Senta van de Weetering

Von Drag Queens haben die meisten wahrscheinlich schon gehört, von jenen schillernden Gestalten, die mit tiefer Stimme und gezierten Bewegungen für Verwirrung sorgen: Sind es Frauen? Sind es Männer? Weniger bekannt sind Drag Kings: Frauen, die sich als Männer verkleiden. Die Schweizer Regisseurin Gabriel Baur ist fasziniert vom spielerischen Umgang dieser Frauen mit der Geschlechterthematik.

"VenusBoyz" porträtiert Frauen, welche auf verschiedene Weise die Grenzen zwischen den Geschlechtern in Frage stellen. Zum Beispiel die Deutsche Bridge Markland. Sie liebt das Spiel mit der Zunge. Auf die Bühne kommt sie als Sexbombe, mit wild gelocktem Haar und schillerndem Kostüm. Schritt für Schritt, entledigt sie sich dieser weiblichen Attribute, bis sie halb nackt, androgyn und aufreizend anfängt, mit einzelnen Zuschauern zu spielen. Dann erst verwandelt sie sich in das, als was sie angekündigt ist: In einen Mann.

Dred, im Alltag Mildred genannt und als Datenverarbeiterin tätig, verwandelt sich rappend auf der Bühne – von einem Mann in den anderen. Gabriel Baur zeigt die Frauen bei einer Performance im New Yorker Casanova Club, sie porträtiert sie aber auch im Alltag. Sichtbar werden Frauen, die gerne Frauen sind, und sich genauso gerne für einen Abend als Mann verkleiden. Es sind spannende Persönlichkeiten, und sie erzählen lustvoll von ihrer gelebten weiblichen Männlichkeit – oder ist es männliche Weiblichkeit? Die Grenze zwischen den Geschlechtern wird hier spielerisch verwischt.

Von hier aus führt Baur weiter nach London. Die Drag Kings, auf die sie hier trifft, überschreiten die Grenze am eigenen Körper, indem sie Testosteron nehmen. Die Veränderungen, die dadurch entstehen, sind irreversibel. Zu ihnen gehört zum Beispiel Del LaGrace Volcano. Er sieht sich als "intergender", als zwischen den Geschlechtern, und das will er (sie?) auch sein.

Eine geschickte Dramaturgie und eine bemerkenswert schöne Filmsprache machen "VenusBoyz" zu einem ausserordentlichen Dokumentarfilm, der sowohl in Locarno als auch in Berlin beim Publikum sehr gut ankam.

31.12.2020

4

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Kommentare

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funboater

vor 22 Jahren

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