Embrassez qui vous voudrez Frankreich, Italien, Grossbritannien 2002 – 102min.

Filmkritik

Respekt dem irrenden Sinn

Filmkritik: Andrea Bleuler

Schauspieler Michel Blanc hat sich hinter die Kamera begeben und mit einer Starbesetzung einen witzigen Beziehungsschlamassel "à la française" inszeniert: Jacques Dutronc, Carole Bouquet und Charlotte Rampling sind mit von der Partie. Entspannung durch Spannerei und allgemeine Verspanntheit in den Dingen der Liebe.

Gestresste Pariser lechzen zur Sommerzeit nach Erholung - von was auch immer sie sich zu erholen glauben wollen. Fünf Paare, die überhaupt nicht mehr klarkommen, versuchen eine Woche Ferien zu überstehen und verstricken sich weiter in Lügen, Betrügereien und sonstigen Schweinereien.

Es ist vorwiegend eine dem Anschein nach gehobene Gesellschaft, die sich in Michel Blancs Film ein Stelldichein gibt: Im noblen Le Touquet an der französischen Atlantikküste will die snobistische Ehefrau eines erfolgreichen Immobilienhändlers (Charlotte Rampling) ihren Urlaub verbringen. Und da ihr Angetrauter (Jacques Dutronc) in letzter Minute abspringt, lädt sie seine Geliebte ein.

Frust liegt in der Luft. Auch die eigene Tochter (Jane Birkins Tochter Lou Doilllon als schlampige "fille à papà") wird nicht mitkommen, sondern "mit einer Freundin" (Sami Bouajila) in die Ferien fahren. Dafür hat eine Bekannte der Familie (Karin Viard) - die verzweifelte Frau des Langzeit-Arbeitslosen Jerôme (Denis Podalydès) - angekündigt, dass sie rein zufällig auch Ferien mit ihrer Familie im selben Ort verbringen werde.

Doch aufregende Ferienbekanntschaften vermögen die schlechte Stimmung zu vertreiben: Man trifft vor Ort Anwältin Lulu (Carole Bouquet), die von ihrem krankhaft eifersüchtigen Ehepartner (Michel Blanc) terrorisiert wird und fühlt mit. Und man vergnügt sich mit Affären.

Überraschenderweise ist es ein Erfolgsroman des britischen Autors Joseph Connolly, auf dem diese ach so französische Geschichte basiert. Auffallend für eine Produktion aus gallischem Gebiet ist, dass die amourösen Bösartigkeiten mit schmerzender Komik wiedergegeben werden. Dabei zeigt der Regisseur viel Verständnis und Mitleid für die irrenden Seelen, wie widerwärtig sie auch handeln mögen – ein Schachzug, der die teils verkrampft groteske Figurenpalette absolut liebenswert macht.

Michel Blancs in Cannes 2002 preisgekröntes Drehbuch zielt auf leichte Unterhaltung ab und umgeht es in diesem Kontext auch, sich mit einem Minimum an Ernsthaftigkeit den finanziell minder bemittelten Charakteren seiner Geschichte anzunehmen (dem verliebten Dieb, der alleinerziehenden Mutter, dem arbeitslosen Familienvater). Doch nicht zuletzt der glamourösen Besetzung wegen wird Sozialkritik auch gar nicht vermisst. Der Kinobesucher kommt in den Genuss der "Crème de la crème" der französischen Schauspielkunst, die ihrem guten Ruf absolut nachkommt.

15.02.2024

4

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Kommentare

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wassermelone

vor 21 Jahren

Von der so wahnsinnig guten Komödie, wie der Film in letzter Zeit bezeichnet wird ist keine Rede. Die witzigen Szenen sind eher rar. Die Beziehungsgeflechte sind manchmal geradezu absurd!
Wer sich aber gerne ohne viel dabei denken zu müssen sich auf den Sommer freuen will, der soll ihn doch schauen gehen...Mehr anzeigen


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