Die Herrschaft des Feuers USA 2002 – 100min.
Filmkritik
Nicht alle Drachen wollen Feuerwehrmann werden
Die Zeiten sind vorbei, als noch wackere Ritter in Einzelaktionen mit der Lanze gegen lästige Drachen vorgehen konnten, die ab und zu eine Jungfrau raubten und sonst in versteckten Höhlen rumhockten. Die Biester haben sich nämlich rasend vermehrt und machen den Menschen den Lebensraum streitig. Da muss gröberes Geschütz her. "X-Files" Regisseur Rob Bowman nimmt den Kampf mit viel Effekt- und Pyrotechnik auf.
Es ist ja schon viel darüber gemunkelt worden, warum die Dinosaurier ausgestorben sind. Meteoriten? Klimakatastrophen? Ausserirdische? Alles Humbug, alles falsch! "Reign of Fire" bringt endlich die Wahrheit an den Tag: Es waren die Drachen, die den Urzeitreptilien den Garaus gemacht haben. In regelmässigen Zyklen haben sich die Flügelwesen in grauen Vorzeiten vermehrt wie die Hasen und in Heisshungeranfällen den Planeten leergefressen. Durch den Nahrungsmangel, der auf die übertriebene Feuerspeierei und Gefrässigkeit folgte, dezimierte sich die Population jeweils wieder rasch, so will es die Natur. Vom Erdboden verschwunden sind die Drachen zwar, aber sie haben sich bloss darunter schlafen gelegt und warten, bis sich Fauna und Flora von ihrem pyrotechnischen Raubzug erholt haben. Und bis sie jemand aufweckt.
Diese undankbare Aufgabe fällt dem zwölfjährigen Quinn zu, der im Londoner Untergrund seiner Mutter bei ihrer Arbeit als Bauingenieurin zuguckt. Dabei tapst er in eine Höhle, in der ein Drache seinen millionenjährigen Winterschlaf hält. Griesgrämig über das unsanfte Erwachen äschert das Viech als erstes Quinns Mutter ein und schreitet dann zu grösseren Taten.
Die Natur nimmt einmal mehr ihren Lauf und zwanzig Jahre später ist die Zivilisation der Zweibeiner tüchtig durchgeröstet. Die Städte sind nur noch rauchende Ruinen, und die Menschen, die nicht gebrutzelt worden sind, haben sich in kleinen Gruppen zusammengerottet und versuchen zu überleben. Quinn, mittlerweile 32-jährig und mit dem muskulösen Körper von Christian Bale ("American Psycho") ausgestattet, gräbt im englischen Hinterland mit einem Häuflein Überlebender Stollen in die Erde. Denn graben und verstecken, das lernen schon die Kinder beim Abendgebet, ist die einzige nützliche Taktik gegen die fliegenden Bestien.
An dieser Theorie hält Quinn fest, bis die amerikanische Kavallerie mit Panzern und Helikoptern aufmarschiert. Angeführt wird der dreckige Söldnerhaufen von einem Glatzkopf namens Van Zan (Matthew McConaughey). Dieser behauptet, er kenne einen Weg, die Drachenplage loszuwerden. Quinn und Van Zan springen sich erst gegenseitig und dann gemeinsam den Drachen an die Gurgel.
Es folgt ein testosteron- und effektgeladener B-Movie, der fröhlich Mittelalter mit postapokalyptischer Welt mischt, sich irgendwo zwischen "Godzilla" und "Jurassic Park" ansiedelt und von "X-Files"-Regisseur Rob Bowman stimmungsvoll in Szene gesetzt wird. Sofern man unter Stimmung viel Feuer, Flamme und in Nebel getauchte Kulissen versteht. Matthew McConaughey, der sich seit seit seinem romantischen Auftritt in "The Wedding Planner" ebenfalls tüchtig Muckis antrainiert hat, macht als tatoobeladener Marine mit irrem Blick eine erstaunlich gute Figur. Die Drachen hingegen haben ihr Erscheinungsbild seit 1996 in "Dragonheart" nicht wesentlich verändert. Dafür gibt es zum erstenmal schöne Massenszenen der Tierchen zu sehen, in denen sie wie Geier auf den verkohlten Turmspitzen Londons sitzen.
Alles an den Haaren herbeigezogen? Egal. "Reign of Fire" ist ein Film, der Spass macht und das Hirn nicht von wichtigeren Aufgaben abhält. Obwohl - einiges an erstaunlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen wird gratis mitgeliefert. Zum Beispiel wie die Drachen das mit der Feuerspuckerei hinkriegen. Und dass sie sie mit ihrer exzessiven Aschenproduktion auch die Eiszeiten ausgelöst haben. Die Schulbücher in Erdkunde müssen definitiv neu geschrieben werden.
Dein Film-Rating
Kommentare
Wer Mad Max 3 mag, wird auch
Reign of Fire gut finden.
Es fehlten mir vor allem ausführlichere
Szenen vom "Untergang" der Menschheit
zwischen 2002 - 2020.
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