Filmkritik
Ab nach Feuerland
Komische Romanze gefällig? Die Geschichte riecht gar nach Schundroman: Augenarzt trifft Hostess am Ende der Welt. Der Film mit dem wohl vielversprechendsten Titel der Saison - "Alle Stewardessen kommen in den Himmel" - kommt seinem märchenartigen Omen nicht nach.
Sie sind sich zwar im Flugzeug schon einmal begegnet, haben einander aber nicht wirklich wahrgenommen: Teresa (Ingrid Rubio), die Stewardess, und Julian (Alfredo Casero), einer ihrer Passagiere. Doch dann treffen sie sich bei einem Selbstmordversuch wieder.
Die Ausgangslage von Daniel Burmans Paarstudie verspricht Dramatik und viel Tiefgang: In Ushuala, der südlichsten Stadt auf Erden und sozusagen am Ende der Welt, wollen die beiden Einsamen - jeder für sich - auch das Ende des Lebens finden. Der eine aus Schmerz über den Tod seiner Frau, die andere aus Bequemlichkeit: obschon göttlich in der Luft, ist sie in der realen Welt total hilflos.
Ganz so radikal, wie ein Geschichte aus finis terrae sein könnte, wird es dann aber doch nicht. Burman mag es eher süss - sein selbstdeklariertes Ziel für diesen Film war, eine Geschichte zu erzählen, die so weit wie möglich vom aktuellen argentinischen Landesklima entfernt wäre.
In seinem bereits dritten Langspielfilm thematisiert der erst dreissigjährige Regisseur nicht nur den Eskapismus, sondern gibt seinem Publikum auch gleich die Möglichkeit, diesen auszuleben. Manche mögen es Durchhänger nennen. Poetische Längen wäre wohl das Wort für eine positive Interpretation. Gemeint sind jene luftleeren Räume, die der Film schafft, um über allerlei nachzudenken, während die bizarren Situationen auf der Leinwand scheinbar eingefroren sind.
Spätestens wenn Raffaella Carras Welthit "Com’è bello far l’amore da Trieste in giù" (in spanischer Version) das Kinopublikum aus den Sitzen treibt, wird endgültig klar, dass Burmans Exotik in erster Linie Fassadenzauber ist. Dahinter verbirgt sich ein sichtlich bemühtes modernes Märchen, das eine grosse Portion irdische Trägheit mit sich schleppt.
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