Deep Blue Deutschland, Grossbritannien 2003 – 91min.
Filmkritik
Gewalten der Natur
Eigentlich müsste unsere Heimat ja "Wasser" heissen statt "Erde". 70 Prozent der Planetenoberfläche sind flüssig, und dieser faszinierenden und unbekannten Welt widmet sich eine BBC Dokumentation im Kinoformat.
Das englische Staatsfernsehen BBC kann auf eine lange Tradition hochstehender Dokumentarfilmerei zurückblicken. Es bewies in den letzten Jahren auch immer wieder Innovation, zum Beispiel als uns aus England eine spannende und lehrreiche Naturdokumentation erreichte, deren Hauptdarsteller, nämlich Dinosaurier, alle computergeneriert waren.
Eine dieser ehrgeizigen BBC-Serien hiess "The Blue Planet" und erreichte in Grossbritannien fantastische Einschaltquoten. Aus den 7000 Stunden Rohmaterial der Serie haben ihre Macher 90 Minuten herausgegriffen und zu einer kinogerechten Reise durch die Ozeane der Welt verdichtet, die von den Pinguinen und Eisbären an den Polen bis zu den bizarren Kreaturen der Tiefsee führt.
"Deep Blue" setzt dabei voll auf die Kraft der Bilder. Da attackieren Killerwale in Zeitlupe aus den Fluten heraus junge Seelöwen, Delphine und Haie treiben gemeinsam einen Sardinenschwarm zusammen, während Seevögel wie Geschosse ins Wasser tauchen, und Anglerfische locken mit fluoreszierenden Tentakeln ihre Beute an.All diese Aufnahmen sind von einer selten gesehenen Qualität und können auf der grossen Leinwand ihre Ausstrahlung voll entfalten. "Deep Blue" erschöpft sich dabei nicht in beschaulicher Meditation, sondern verschliesst die Augen auch nicht vor den Brutalitäten von fressen und gefressen werden. Das Leben im Meer ist voller Abenteuer.
Während die Dokumentation auf optischer Ebene spektakulär punkten kann, liegt ihre grosse Schwäche in der Tonspur. Was fast gänzlich fehlt, sind die vertiefenden Erklärungen und Hintergrundinformationen, die man von einem Natur-Dokumentarfilm erwartet. Sprecher Michael Gambon (der in "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" die Rolle des Albus Dumbledore übernehmen wird) wartet lediglich mit einigen pseudopoetischen Kommentaren auf. Die langen Zwischenräume werden mit viel Geigenmusik zugekleistert, welche mit der Zeit einschläfernd und pathetisch wirkt.
Deshalb verbindet auch kein roter Faden die verschiedenen marinen Schauplätze, und das Publikum wird mit den Bildern allein gelassen. Offenbar haben die Macher neue Wege gesucht, um eine reine Naturdokumentation fürs Kino aufzubereiten. Eine bessere naturwissenschaftliche Einbettung hätte man sich aber wünschen können. Bisweilen fühlt man sich wie ein Schiffbrüchiger in einer Flut fantastischer Bilder.
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Kommentare
ich kann Bruna nur zustimmen, die Musik ist wirklich einschläfernd; -) Zum Glück war grad Pause, so habe ich nur 5 Minuten verpasst.
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