Down with Love Deutschland, USA 2003 – 102min.

Filmkritik

Sag jein zur Liebe

Filmkritik: Nathalie Jancso

Nach dem Melodram ("Far From Heaven") und dem Musical ("Chicago") hat Hollywood nun auch die klassische Geschlechter-Komödie ganz im alten Look wieder ausgegraben: In "Down With Love" dürfen Renée Zellweger und Ewan McGregor nach Herzenslust weibliche und männliche Klischees ausspielen, auch etwas tanzen und singen, sich in zivilisiertester Weise Boshaftigkeiten an den Kopf werfen und doch innerlich zerschmelzen vor Sehnsucht. Ein Spass für alle Nostalgiker.

Es war einmal 1962, als die Welt noch freundlich hellblau und rosarot war und die Frauen mit Cocktailkleid und Handtäschchen bewaffnet in den Kampf gegen die böse Macho-Welt zogen. Barbara Novak (Renée Zellweger) ist eine dieser zuckerblonden Präfeministinnen. Sie kommt aus der Provinz nach New York mit der festen Absicht, die Stadt und die ganze Welt mit ihrem Anti-Liebe-Manifest "Down With Love" zu erobern: Sag nein zur Liebe - sag ja zu Karriere, Frauenpower und Sex. Das gelingt ihr auch, mit Hilfe von Vikki (Sarah Paulson), ihrer Publizistin und bald schon besten Freundin, die sich ihren Platz in der bornierten Männerwelt mit viel Köpfchen und harter Arbeit erobert hat.

Nur eines stört natürlich den verdienten Erfolg der beiden Frauen: Die Männer, oder konkret, der grösste Frauenheld Manhattans, Star-Journalist Catcher Block (Ewan McGregor), und sein enger Freund und Verleger, der schüchtern-verklemmte Peter McMannus (David Hyde Pierce). Gleich beim ersten Interviewtermin mit Catcher wird Barbaras Vorurteil gegenüber dem Mann, der sich die blonden Stewardessen mit den Mahlzeiten aufs Zimmer bestellt, voll und ganz bestätigt. Was folgt ist ein bunter Reigen an Kampfan- und absagen, Verwechslungen und missverstandenen Dates. Das rosarote Ende der Geschicht sei hier nicht verraten...

Bis ins kleinste Detail werden in "Down With Love" Räume, Möblierung, Kleider, Frisuren und Accessoires aus den Rock-Hudson-und-Doris-Day-Komödien kopiert. Schon allein die kitschigen Anfangs- und Endcredits lohnen den Kinobesuch. Rückprojektionen in Taxifahrten und riesige Fensterfronten, die auf üppige Verandas blicken, lassen das typisch Hollywoodsche New York von damals wieder auferstehen. Die Methode des Split-Screen wird voll ausgekostet: Auch wenn natürlich keine annähernd freizügige Szene das unschuldig-naive Grundgefühl des Films stören darf, liegen Barbara und Catcher gegen Ende telefonierend in verschiedensten Positionen über- und nebeneinander - immer brav getrennt durch die geteilte Leinwand. Die Stars agieren mit sichtlichem Vergnügen in dem krass überzeichneten Schauspielstil, der keine Sekunde Zweifel darüber aufkommen lässt, dass wir uns in einer fiktiven Bonbon-Welt befinden, in der kein Platz für die raue Wirklichkeit ist. Zellweger und McGregor, beide Musical-, Tanz- und Sing-erprobt, sind perfekt für die Rollen.

Die Oberflächlichkeiten des Genres wird zwar etwas gar ausgereizt und auch blossgestellt, aber: Wer keine Wiederholung der ollen Day-Hudson-Klamotten am Fernsehen verpasst, dem sei "Down With Love" wärmstens empfohlen. Alle anderen sollten diesen Film als witzig-überdrehtes Unikum geniessen und nicht zu hart darüber urteilen.

17.02.2021

3.5

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Kommentare

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tuvock

vor 20 Jahren

Also im ganzen ein Film zum einschlafen, wenn man alt genug ist das man 2 Liter Morphium am Tag trinken könnte.

50 von 100


tazsca

vor 20 Jahren

Toller Film, herrlich kitschig und witzig. Den muss man einfach gesehen haben!!!


liclic

vor 20 Jahren

ech stemme de Regina-... vöu ond ganz zue. e super föum!


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