Herr Lehmann Deutschland 2003 – 105min.

Filmkritik

Kneipentour durch Kreuzberg

Filmkritik: Remo Bräuchi

Am Vorabend des Mauerfalls schlägt sich in Berlin eine Gruppe schräger Lebenskünstler mit Bier und coolen Sprüchen durch die Nacht und allgemein durchs Leben. Die Hauptrolle spielt Ex-MTV Talkmaster Christian Ulmen ("Unter Ulmen").

Frank Lehmann (Christian Ulmen), den seine Freunde nur Herr Lehmann nennen, ist Ende zwanzig und mit seinem Leben eigentlich ganz zufrieden. Er jobbt in einer Kneipe, die sich "Einfall" nennt und deren Betriebsschluss sich meist dadurch ankündigt, dass sich die Stammklientel mit einer Massenschlägerei auf der Strasse voneinander verabschiedet. Nur manchmal beginnt die Rauferei bereits in der Kneipe drin, doch auch das bringt Besitzer Erwin (Hartmut Lange) nicht wirklich aus der Ruhe.

Herr Lehmanns bester Freund Karl (Detlev Buck) ist ebenfalls Kellner und arbeitet in der "Markthalle". Die beiden verbindet die Liebe zum Bier und die Fähigkeit, stundenlang belanglose Konversationen zu führen. Zusammen beherrschen sie meisterhaft die Kunst des Stillstehens.

Herr Lehmanns Welt fällt aus der Balance, als er sich Hals über Kopf in die schöne Köchin Katrin (Katja Danowski) verliebt. Diese zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie keine Mahlzeiten zwischendurch serviert und grundsätzlich anderer Meinung ist als alle anderen. Doch Herr Lehmann lässt nicht locker und sieht sich eigentlich schon am Ziel, als Katrin verkündet, dass sie ihn zwar liebe, jedoch nicht in ihn verliebt sei.

Herr Lehmann basiert auf dem gleichnamigen Roman von Sven Regener, seinerseits Sänger und Texter der Band "Element of Crime". Wie schon für seinen Erstling "Sonnenallee" arbeitete Regisseur Leander Haussmann auch im vorliegenden Film mit dem Produzententeam Claus Boje und Detlev Buck zusammen. Und eigentlich scheinen alle Elemente für einen erfolgreichen Film gegeben: Ein Held wider Willen, schräge, aber sympathische Nebenfiguren, ein stimmungsvoller Mikrokosmos irgendwo im Berliner Aussteigerviertel Kreuzberg.

Doch schon in der Eingangssequenz kommen erste Zweifel auf. Haussmann, der regelmässig auch Theaterstücke inszeniert, fehlt das nötige Feingefühl für seine Figuren, die nie mehr sind als Karikaturen. Trotz einiger gelungener Ideen geht dem Film leider das Timing ab, und witzige Einfälle verkommen zu Redenummern, die nicht enden wollen. Dabei trägt vor allem Buck regelmässig zu dick auf. Alles klingt immer unglaublich cool, fühlt sich aber an wie eine Sitcom, deren eingespielte Lacher man irgendwie vermisst.

Dass die Handlung in den 80er Jahren spielt, wird zwar der Romanvorlage gerecht, sieht man dem Film aber kaum an. Abgesehen von Hinweisen auf die noch existierende DDR fehlen entsprechende Ausstattung und Referenzen. Man wird das Gefühl nicht los, eine Hand voll erwachsener Männer hat sich vorgenommen, während der zweimonatigen Dreharbeiten wieder mal kleine Jungs zu sein und dabei aus dem Vollen zu schöpfen.

01.06.2021

4

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Kommentare

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boris

vor 9 Jahren

Der film ist voll geil! Allein wegen Lehmann lohnt es sich ihn anzuschauen! Lockere easy going Geschichte, einfach zum geniessen! Vor allem auch die Musikuntermalung ist sehr passend, da hab ich mir gleich die OST vom Film bestellt!


ludomudo

vor 17 Jahren

leider nicht witzig.


professor

vor 20 Jahren

Es macht wenig Sinn, denn Film in seine Einzelteile zu zerlegen, dafür ist der Film einfach inhaltlich unterste Schublade. So geht es beim Film auch nur um 3 Sachen: Biersaufen, Kneipenleben und Deutsche Mauer. Aus diesen 3 langweiligen Themen hat, man weder eine interesannte Geschichte gemacht, noch eine zusammenhängende. Beim Film geht es letztendlich um nichts. Herr Lehmann lernt man kennen als Biersäuer ohne Lebensinhalt. Schon alleine dieser Gedankengang finde ich schlecht. Zu dem sind die Figuren im Film viel zu wenig entwickelt. So sieht auch Filmtechnisch der Film schlecht aus, zu wenig scharf und deshalb zu ungenau.

Zu schnell gesprochen

In der ersten Hälfte wird viel zu schnell gesprochen. Man muss sich wirklich sehr konzentrieren, um den ganzen Inhalt mit zu bekommen, was natürlich auch an der etwas schlechten Höraufnahme liegt. Man hört am Anfang nur Lärm von den Kneipen. Dieser Lärm ist erstens viel zu laut und zu dem am Anfang fast unerträglich zum Hören. Naja, wenigstens ist der Film streckenweise lustig, aber das täuscht ja schliesslich auch nicht über den schlechten Inhalt hinweg.

Fazit

Wenn mein Kopf ein Computer wäre, dann würde ich jetzt auf der Tastatur die Delete Taste drücken, um den Film ganz schnell wieder zu vergessen.

Humor 87%
Anspruch 28%
Atmosfähre 35%
Bekleidung/Maske 54%
Bildbearbeitung 45%
Musik/Sound 32%
Gedankenreichtum 25%
Orginalität 0%
Story 20%
Spannung 45%

Gesamtbewertung 37%Mehr anzeigen


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