Nathalie... Frankreich, Spanien 2003 – 105min.
Filmkritik
Verbale Softpornographie
Ein Bad in der totalen Weiblichkeit. Zwei legendäre "femmes fatales" des französischen Kinos, Fanny Ardant und Emmanuelle Béart, brillieren als die betrogene Ehefrau und die Hure, die sich verbünden. Es gilt, den sündigenden Ehemann Gérard Depardieu zu strapazieren. Heulen ist passé, Rache verspricht mehr Süsse und ist, als Nebeneffekt, für den Zuschauer hoch erotisch.
Es sind die unlösbaren Rätsel des anderen Geschlechts, die eine gutbürgerliche Ehefrau dazu bringen, sich mit der Stripperin vom Sex-Club in der Nachbarschaft einzulassen. Die betrogene Gemahlin (Fanny Ardant) bezahlt eine Hure (Emmanuelle Béart), damit die mit ihrem Mann schläft und ihr anschliessend alle Details erzählt. So hofft sie zu verstehen, weshalb es ihm generell "ab und zu passiert", mit anderen Frauen im Bett zu landen.
Genauso wie der magische Frauenname "Nathalie" im Zusammenhang mit französischen Filmen die Fantasie beflügelt, so spielt der Film generell mit der Tatsache, dass durch das Besprochene ein zweiter Film im Kopf abläuft. Alles ist Projektion, von der Vorstellungskraft des Ausgeschlossenen aufgeladen - und führt unausweichlich ins Delirium.
Béarts Schmollmund gibt üppige Verführungsszenen wieder; Ardants reife, sandige Stimme unterbricht ihre Erzählung immer wieder mit Fragen, gleichsam von Neugier und Eifersucht getrieben, während im Hintergrund die Damen vom Gewerbe ihrem Beruf nachgehen. Gérard Depardieu als verwirrter und minimal schuldbewusster Ehemann tritt nicht nur kaum in Erscheinung, sondern wirkt als Mann dermassen uninteressant und wenig geheimnisvoll, dass die Liebesgeschichte zwischen den beiden kaum möglich scheint.
"Nathalie" ist ein humorvoller, spannender und unprätentiöser Vertreter des "Ménage à trois"-Genres: Von üblen Kopfgeburten in Sachen Wirren des Gefühls-, Liebes- und Sexuallebens bleibt man verschont. Vielmehr fliesst der Geist von Detektivgeschichten ein, wobei aber - wie man es von einer weiblichen Regisseurin wie Anne Fontaine vielleicht sogar erwartet - psychologisch komplexe Situationen dominieren.
Sieht man von der absolut schwachen Schlussszene ab, so ist der Film von differenzierten, pikanten Zweier-Szenen geprägt, in denen emotionale Tiefe und sexuelle Spannung unangestrengt ein Gleichgewicht finden. Oder anders gesagt: Fontaine kriegt genau das hin, was den Machern von Softporno-Serien eben nie gelungen ist.
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Kommentare
Das Ensemble gibt sein bestes aber fesselnd ist das Ganze trotzdem nicht.
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 20 Jahren
sex sells
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