Unzertrennlich USA 2003 – 98min.
Filmkritik
Einer zu viel
Die Brüder Bobby und Peter Farrelly sind Spezialisten für Komödien weit jenseits des guten Geschmacks: Nach den slapstickartigen Lachnummern "There's Something About Mary" und "Shallow Hal" scheinen sie nun etwas mehr auf ihre Charaktere zu setzen: Matt Damon und Greg Kinnear spielen aneinander gewachsene Zwillingsbrüder.
Mit der genüsslichen Zerpflückung von Archetypen (die Blondine in "There's Something About Mary") und Randfiguren (die Übergewichtige in "Shallow Hal") haben die Brüder Bobby und Peter Farrelly erfolgreich ein Massenpublikum schockieren und amüsieren können. Auch der Humor ihres jüngsten Films ist deftig pubertär und zuweilen bloss unglaublich nieder, doch zeichnet sich durchaus eine Trendwende zu etwas mehr Charaktertiefe ab.
Matt Damon und Greg Kinnear spielen Landmaus und Stadtmaus im Doppelpack. Die 32-jährigen, absolut ungleichen Zwillinge Bob (Damon) und Walter (Kinnear) Tenor sind seitlich zusammengewachsen und führen in Neuengland, im lauschigen Ort Martha’s Vineyard, ein properes US-Bürgerleben mit den üblichen gesellschaftlichen Erfolgen.
Sie waren die Doppelkönige bei ihrer Highschool-Abschlussfeier, verteidigten als Sportler nahezu unschlagbar ihr Hockey-Tor und führen in der angenehmen Kleinstadt einen Hamburgerladen. Die Farrellys - sonst konsequent dem Absurden und Surrealen verschrieben - bemühen sich sogar zu erklären, weshalb die beiden nicht zu trennen sind: Walter hat eine zu kleine Leber, um alleine zu überleben, weshalb er auch sichtlich älter aussieht.
Im Visier von "Stuck On You" ist das "American Idol/Deutschland sucht den Superstar"-Syndrom und die Showbiz-Entourage: Frauenheld Walt glaubt, auf Grund seines lokalen Theatererfolgs - er hat eine Truman Capote-Show auf die Beine gestellt - sein Glück in Hollywood zu finden. Bruder Bob hingegen will eigentlich nirgendwo hin. Er lässt sich nur nach Kalifornien locken, um dort seinen langjährigen Online-Schwarm zu treffen.
Via Model mit schauspielerischen Ambitionen (Eva Mendes) finden sie gar einen Manager (Seymour Cassel) und Walt wird der Co-Star von Cher (in einer Cameo-Rolle) in einer "Matlock"-ähnlichen TV-Serie. Doch in der Liebesgeschichte wie in der Filmkarriere passt eben jeweils nur eine Person in die Szene. Und genau aus dieser Tatsache schöpft der Film seine besten komischen Momente. Bob und Walts Trennungswünsche zu verfolgen ist weit unterhaltsamer als die schamlosen Witze. Und insofern kann man beinahe von einer engagierten, minimal herzergreifenden Charakterstudie sprechen.
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