Alles auf Zucker Deutschland 2004 – 90min.
Filmkritik
Koscher oder nicht koscher?
Jackie Zucker (Henry Hübchen) hält sich für den geborenen Zocker - und geborenen Gewinner. Und irgendwie hat das ja auch was Unwiderstehliches, wie er sich nach gewonnenem Spiel aus dem Staub macht. Jedenfalls solange seine Gegner nicht merken, dass sie übers Ohr gehauen worden sind - was öfter geschieht bevor Jackie den Tatort verlassen hat als danach.
Aber das war alles vor einer Woche. Da hatte der Lebenskünstler noch nichts mit seiner jüdischen Herkunft am Hut, seine entfremdete Mutter weilte noch unter den Lebenden und - vor allem - sein Bruder Samuel (Udo Samel) und dessen Familie hatten sich noch nicht in seiner Wohnung einquartiert.
Inzwischen hat die Vergangenheit mächtig aufgeholt. Auf ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen soll das Erbe erst ausbezahlt werden, wenn sich die zwei Brüder unter Zeugen versöhnt haben. Denn seit sich Mutter und Bruder damals vor dem Bau der Mauer in den Westen absetzten, herrscht Funkstille in der Familie. Anlass zur verordneten Versöhnung bietet die einwöchige Totenwache in Jackies Wohnung, welche nach strengen jüdischen Regeln zu erfolgen hat.
Während Bruder und Familie schon auf dem Weg sind, versucht Jackies leidgeplagte Ehefrau Marlene (eine wunderbare Hannelore Elsner) noch verzweifelt und nicht ohne eine gewisse Hysterie, dem Haushalt kurzfristig einen jüdischen Touch zu geben. Denn da siehts im Moment alles andere als koscher aus und überhaupt irgendwie, als sei die DDR noch immer in voller Blüte. Aber Jackie hat andere Pläne: Er würde zu gerne gerade jetzt am hochkarätigen, aber leider ganz und gar unkoscheren Billard-Turnier teilnehmen, mit dessen Preisgeld er endlich alle seine Spielschulden zurückzahlen könnte.
In einer Zeit, in der es zunehmend salonfähig wird, Minderheiten auch mal aussen vor zu lassen, bedarf es schon einer gewissen Unverfrorenheit, sich an eine jüdische Komödie zu wagen. Und vielleicht ist es auch schon ein kleines Kunststück, eine solche nicht in die Klamotte abgleiten zu lassen. Der Wahlberliner Dani Levy scheint dafür jedenfalls wie geschaffen. Mit forschem Tempo und einem sicheren Gespür für Ironie führt Levy die Figuren durch seinen Zusammenprall der Kulturen. Da mag man dem Film gerne verzeihen, dass einige aufgegriffenen Ideen nicht ganz zu Ende gedacht sind.
Obwohl im Ton durchaus nicht immer politisch korrekt, war es gerade auch ein Anliegen des Zentralrats der Juden in Deutschland, eine jüdische Komödie zu zeigen, die für einmal ganz losgelöst vom historischen Blickwinkel steht und dabei sogar mit eigenen Klischees zu spielen vermag.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ich dachte eigentlich der Film sei noch etwas lustiger. Die Schauspieler sind echt gut.
ich habe keinen bruder. aber am allerbesten gefiel mir eigentlich die musik des vorfilms. sie war so schön komponiert. das ist selten bei kurzfilmen!
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