Hellboy USA 2004 – 122min.

Filmkritik

Ein Teufelskerl im Dienst des Guten

Filmkritik: Jürg Tschirren

Ein Superheld mit Herz und Hörnern: Guillermo del Toro inszeniert seine Comicverfilmung "Hellboy" nicht als düsteren Höllentrip, sondern räumt Herzschmerz und lockeren Sprüchen ebensoviel Platz ein wie Tentakelmonstern und Nazi-Okkultismus.

Aus seiner Begeisterung für Mike Mignolas "Hellboy"-Comics hat Guillermo del Toro nie einen Hehl gemacht. In seiner Einleitung zum Band "Conqueror Worm" bezeichnete er den Comic gar als Geniestreich. Man kann sich vorstellen, dass del Toro viel daran gelegen war, bei der anstehenden Hellboy-Verfilmung Regie zu führen. Und tatsächlich schlug er das lukrative Angebot aus, den dritten Teil von Harry Potter zu übernehmen, um statt dessen Mignolas Geschichte auf die Leinwand zu bringen.

Als Regisseur von zeitgenössischen Horror- und Superheldensagen wie "Cronos", "Mimic" oder "Blade" verfügt del Toro auch über das nötige Rüstzeug für eine Geschichte wie diese: Der Zweite Weltkrieg ist in seiner Endphase. Auf einer Schottischen Insel versuchen SS-Okkultisten mit Hilfe des unheimlichen russischen Mönchs Rasputin ein Tor zur Hölle zu öffnen und die Welt ins Chaos zu stürzen. Amerikanische Soldaten wissen das in letzter Minute zu verhindern, doch etwas hat den Sprung durch das Tor geschafft: Ein niedliches feuerrotes Ding mit Schwanz und Hörnern, dem die GIs den Namen Hellboy geben.

New York, 2004: Aus dem putzigen Teufelchen ist ein muskelbepackter Teufelskerl geworden, der in Diensten des Bureau für Paranormal Research and Defense steht. Was nichts anderes bedeutet, als dass Hellboy hingeht und kräftig zulangt, wenn irgendwo ein Monster die Menschheit bedroht. Und das ist bald einmal der Fall, denn Rasputin ist zurück und mit ihm der drohende Weltuntergang.

Man sieht dem Film an, mit wie viel Begeisterung del Toro zur Sache gegangen ist, und dass ihm daran gelegen war, den Stoff unverfälscht zu adaptieren. Doch wo der Comic Raum für Abstraktion lässt, lädt das Kino Figuren mit Ton und Bewegung auf und muss noch den letzten Schauplatz mit Details füllen. Dieses Mehr an Information ist problematisch, denn es entzaubert Mignolas Welt. Es ist kein Zufall, dass eine der effektivsten Filmfiguren auf ihr Wesentlichstes reduziert ist: Der untote Nazi-Scherge Kroenen, dessen Gesicht hinter einer Maske verborgen und dessen Stimme bloss ein Röcheln ist. Dennoch wirkt er viel unheimlicher als jedes computer-animierte Monster.

Einfacher liessen sich der trockenen Humor und die fein ausgearbeiteten Charakterzeichnungen des Comics in den Film übertragen. Lockere Sprüche und Beziehungskrisen haben in "Hellboy "- der in den USA ab 13 Jahren freigegeben war - genau so ihren Platz wie Tentakelmonster und die okkulten Praktiken der SS. Das mag für alle ein Dämpfer sein, die von del Torro einen düsteren Horrortrip erwartet haben. Hat man sich damit abgefunden, gibt es einen rundum gelungenen Film zu geniessen. Auch dank Ron Perlman, der Hellboy als einen Dämon in den Flegeljahren spielt. Eifersüchtig, Zigarren rauchend, eitel (er feilt sich die Bockshörner) und mit einer Schwäche für kleine Kätzchen zeigt das rote Überwesen genug Allzumenschliches, um zum Sympathieträger zu werden.

Und Mike Mignola? Der ist mit "Hellboy" ebenso zufrieden wie die amerikanische Kritik, die den Film als eine der besten Comic-Verfilmungen lobte. Zusammen mit del Toro schreibt Mignola bereits am Drehbuch für einen zweiten Teil, der 2006 in die Kinos kommen soll.

14.11.2023

2.5

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 9 Monaten

Gelungene, aber auch nicht übermäßig tolle Comic-Adaption.
Die Story ist etwas zu träge und braucht relativ lange um in Fahrt zu kommen. Trotzdem gehört Hellboy schon zu den besseren Comicfilmen, besonders im Vergleich zu dem heutigen Marvel- Einheitsbrei.


oneadi

vor 17 Jahren

Jeder scheint auf der Comicerfolgswelle schwimmen zu wollen, doch nicht jedem scheint es auch zu gelingen. Guillermo del Torros „ Hellboy“ könnte noch so genial inszeniert sein, schon bei der Hauptfigur, die einfach etwas merkwürdig aussieht und auch einen wenig Vorbildhaften Charakter hat. Ich mag „ Hellboy“ nicht und finde Guillermo hat mit „ Pan`s Labyrinth“ ein grandioses Meisterwerk geschaffen und hoffentlich kann er aus „ Hellboy 2“ ebenfalls etwas so meisterhaftes erschaffen! Hoffentlich…!Mehr anzeigen


philm

vor 20 Jahren

... aber dafür der Rest: Die Kulisse und Masken sind 1A, die Charaktere gut gezeichnet und es hat Platz für Ironie und subtilen Herschmerz. Und Hellboy ein grossartiger Sympahieträger. Solide Unterhaltung.


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