Leon y Olvido Spanien 2004 – 112min.
Filmkritik
Geschwisterliebe
Ein Geschwisterpaar auf sich gestellt: León, unter dem Down-Syndrom leidend, hängt existenziell an seiner Schwester Olvido. Eine intime Studie über Hassliebe, Abhängigkeiten. Verzweiflungen und Zuneigung.
Er ist störrisch, verweigert sich und rebelliert so lange, bis seine Schwester ihn wohl oder übel aus seinem Institutsdasein befreit. León ist ein Querkopf, er leidet am Down-Syndrom, Doch sein Handicap ist nicht das eigentliche Thema im Beziehungsdrama des Spaniers Xavier Bermudez. Es ist die Liebe unter Geschwistern, eine Geschichte über Heil und Unheil, Liebe und Hass, Zuneigung und Verweigerung.
León ist auf seine Schwester Olvido fixiert, und die will sich unter allen Umständen aus dieser Verantwortung lösen. Die Eltern sind tot. León sieht seine Schwest als Lebenselexier. Er nistet sich bei ihr ein und geht ihr auf die Nerven. Sie will sich von ihm befreien und greift zu radikalen, mörderischen Mitteln. Liebe schlägt in Hass um. Aber León, der mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, hält unerschütterlich an Olvido fest. Ja, am Ende erweist er sich als der Stärkere im Geschwisterverbund: Er ist bereit, endlich Verantwortung zu übernehmen.
Das Beziehungsdrama - mal schräg komisch und poetisch, mal bitter ernst - lässt mehrere Deutungen zu. Das macht es spannend und ungewöhnlich. Spiel oder Wirklichkeit, Liebe oder Hass, Begehren oder unschuldige Sympathie - die Grenzen verschwimmen. Es gibt schöne unschuldige Momente, etwa wenn die Geschwister in der Badewanne spielen, aber auch Konfrontationen, Schritte am Abgrund. León ist nicht tumb, etwas naiv, aber auch berechnend.
Hauptdarsteller Guillem Jiménez kennt das Down-Syndrom am eigenen Leib und verkörpert León, der an seiner Schwesterliebe gnadenlos festhält. Überzeugend ist ein Ausdruck, der seine Filmpräsenz nur schwach würdigt. "León, y Olvido" ist in starkes Stück Kino über zwischenmenschliche Ambivalenz, innere Widersprüche, Kommunikation und Zuneigung. Aspekte wie Inzest, Sex, Brudermord, Hass oder das Down-Syndrom sind eher Nebenerscheinungen im teilweise liebenswürdig-ironischen Drama über Liebe zum Leben und zu Geschwistern.
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Kommentare
Absolut empfehlenswert für diejenigen die sich nicht nur mit Hollywood-Rumgeballer zufrieden geben...
Ein sehr emotionaler Film. Wunderschön zum anschauen und geniessen...
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