Samaria Korea, Republik (Süd) 2004 – 96min.
Filmkritik
Liebe, Triebe, Geld und Sühne
Gerade lief Bin-Jip, da folgt schon der Vorgängerfilm (!) desselben Regisseurs, was erfreulich logisch ist, denn beide Filme zeigen Kim Ki-Duks Übergang von abgeschiedenen Szenarien zum modernen Grossstadtleben. Gemeinsam ist ihnen mit den Vorgängern das Fabelhafte und Exemplarische, das sich hier in einer Minitrilogie um käufliche Schülerinnen mit den Teilen "Vasumitra", "Samaria" und "Sonata" abzeichnet.
Die teuflische Konstellation, in der sich zwei koreanische Oberstufenschülerinnen und der Vater einer der beiden befinden, stammt wohl aus der Konstruktionstrickkiste. Der Film, den der einfallsreiche und hochproduktive Regisseur Kim Ki-Duk daraus fabrizierte, ist dennoch voller Gefühle und lebensechter Szenen, so dass man ihm die laborartige Anlage gern verzeiht.
Dass junge Damen mit nicht mehr so jungen Männern gegen Bezahlung ins Bett gehen, ist ein weltweit verbreitetes Phänomen, mit welchem höchst unterschiedlich in verschiedenen Gesellschaften umgegangen wird. Immer problematisch ist es, wenn ein alleinerziehender Vater gläubiger Katholik ist, der bei der Sittenpolizei arbeitet, und die junge Dame seine einzige Tochter. Allerdings weiss hier der Vater nichts von der speziellen Freizeitaktivität seiner behüteten Tochter "Samaria", die mit ihrer Schulkameradin "Vasumitra" auf eine Reise nach Europa spart und bei den amourösen Diensten der Freundin für das Administrative zuständig ist.
Denn "Vasumitra" amüsiert sich mit den Kunden, verklärt ihre Dienste und löst bei "Samaria" Eifersucht aus, die wegen ihrer katholischen Erziehung nicht einmal einen Freund hat. Insofern geht hier der Riss im Umgang mit diesem "Gewerbe" durch die Beziehung der beiden engen Freundinnen, weshalb jeder neue Freier zu Reibereien zwischen den Mädchen selbst, aber auch mit den Kunden führt, die in unerwartete, ernste Konsequenzen münden. Immerhin liefern sie "Samaria" die Chance, sich endlich selbst zu entwickeln.
Ähnlich wie bei "Bin-Jip" sind die Bilder ungeschönt realistisch - abgesehen von einigen stilisierten, wunderschön arrangierten Szenen, in denen sich die beiden Freundinnen sehr nah sind. Die Kamera ist auf die wenigen Personen konzentriert und verzichtet auf spaktakuläre Mätzchen. Dafür wird der inszenatorischen und visuellen Fantasie Spielraum eröffnet, der aber funktional genutzt und von den unerfahrenen, authentisch wirkenden SchauspielerInnen bestens ausgefüllt wird. So herrscht bis zum Schluss eine spannungsgeladene Atmosphäre, die von der intelligent und geschmackvoll ausgewählt und eingesetzten Musik sanft unterstützt wird.
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