Filmkritik
Entzauberter Mythos
In seinem Roadmovie «Angry Monk» folgt der Schweizer Luc Schaedler den Spuren eines buddhistischen Mönches. Dabei zeichnet er nicht das gängige, verklärte Bild vom Leben im Tibet - er setzt in seiner Doku mehr auf Nüchternheit und Realismus.
Im Mittelpunkt der Odyssee steht ein Mann mit Ecken und Kanten. Sein Name: Gendun Choephel. Seine Profession: Mönch. Doch der Weise mit seiner weitsichtigen Weltanschauung ist ein klassischer Querdenker. 1903 erblickte er das Licht der Welt. 1937, als junger Erwachsener, bricht Choephel ein Stück weit mit den Traditionen und er wendet sich ab vom klösterlichen Leben. Er hat Fragen, ihn dürstet nach mehr. Der Mönch will seinen Horizont erweitern. Später schreibt er dann auch den ersten Reiseführer in Tibet, um seinen Landsmännern und -frauen von der «other world» zu berichten. Das Porträt dieses eigenwilligen Wanderers zwischen den Welten demontiert den Mythos Tibets auf subtile Art. Die romantisch verklärte Sichtweise, die Westler oft haben, wenn es um Tibet und das Leben im vermeintlichen Paradies geht, wird hier unter die Lupe genommen. Dabei kommt es zu Widersprüchlichkeiten. Luc Schaedlers Film arbeitet mit einem unaufgeregten Erzählstil. Die mannigfaltigen historischen Filmsequenzen sind beeindruckend. Den Vorwurf der Oberflächlichkeit muss sich der Regisseur sicher nicht gefallen lassen: Seine Doku wirkt gründlich recherchiert.
«Angry Monk» bemüht sich nicht, Heldenverehrung zu betreiben. Vielmehr wird über die Ambivalenz des Protagonisten die Stellung Tibets hinterfragt. Schaedler und sein Team reisten zu den Orten, an denen der Mönch am Wirken war. So kommt unter anderem dessen Reisebegleiter Golok Jigme zu Wort, der mit Gendun Choephel zwei Jahre durch Indien pilgerte. Weiter erzählen ein Grossneffe (über die Lausbubenstreiche des Mönchs) und ein ehemaliger Mitschüler (über die Neugier und Lebenslust Choephels und wie er zum Beispiel aus Teilen von Uhren kleine Boote baute).
Der Film arbeitet mit den Stilmitteln eines Roadmovies: Die Musik ist zuweilen reduziert auf sanft angeschlagene Gitarrensaiten, welche die teils epischen Bilder stimmungsvoll untermalen. Mal hält die Kamera fest an der hypnotischen Atmosphäre in den Discos in Lhasa und Kalkutta, um dann als Gegenpol Aufnahmen von Ruhe ausstrahlenden Karawanen und der Busreise durch das Tibet von Heute zu setzen. Ein Trip für die Sinne.
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Kommentare
gute doku ohne kitsch und pathos, allerdings greift der titel etwas zu kurz. gedun choephel war ein mönch, der nach höherem strebte, der antworten wollte, der unruhig war, aber er war bestimmt nicht wütend.
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