Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche Grossbritannien, USA 2005 – 77min.

Filmkritik

Im Dunkeln zu Hause

Filmkritik: Andrea Bleuler

Zehn Jahre Arbeit sind in Tim Burtons jüngstes Stop-Motion-Projekt investiert worden. Eine nekrophile Liebesgeschichte ganz im Erbe seines Kultfilms "The Nightmare Before Christmas" (1993), in Zusammenarbeit mit den engsten Weggefährten - Johnny Depp, Helena Bonham-Carter und Komponist Danny Elfman - realisiert.

Keine verzweifelten Hausfrauen, sondern verzweifelte Bräute spielen die Hauptrolle in dieser etwas dreisten Geschichte rund um das Eheversprechen "Bis dass der Tod uns scheidet". Nur wenige Monate nach dem Release von "Charlie and the Chocolate Factory" gibt es damit schon wieder Neues aus dem Hause Tim Burton.

Der intellektuell-bleiche und gottlos ungeschickte Victor Van Dort (gesprochen von Johnny Depp), Sohn aus neureichem Haus, soll die scheue Victoria Everglot (Emily Watson), Tochter verarmter Adliger heiraten. So wollen es die Eltern - den einen fehlt das Geld, den anderen das Prestige - und glücklicherweise auch die Sprösslinge.

Es ist eigentlich die komplizierte Hochzeitszeremonie - der zahnstocherbeinige Victor kann sich das komplizierte Gelübde nicht merken - die den Bräutigam dazu bringt, auf einem einsamen Waldspaziergang zu Übungszwecken eine Braut-Leiche (Helena Bonham Carter) zu heiraten: Kaum hat er ihr den Ring an den knochigen Finger gesteckt, findet er sich im Reich der Toten wieder - ein spassiges Kabinett fleischloser, von Würmern besetzter Kreaturen und einigen überbleibenden Accessoires der diesseitigen Welt.

Keine Frage: Gruftiges ist längst keine Präferenz einer Randgruppe mehr. Schwarz ist in und im letzten Jahrzehnt in der Unterhaltungsindustrie der breiten Masse - in Musik, TV und Film - schmackhaft gemacht worden. Doch kaum einer ist in dieser Welt so zu Hause wie Regisseur Burton. Seine Handschrift ist nach wie vor unverwechselbar; bloss die Musical-artigen Einlagen von Hauskomponist Danny Elfman sind spärlicher als auch schon gestreut.

Charmant altmodisch und düster märchenhaft ist mit "Corpse Bride" eine russische Volksgeschichte umgesetzt worden. Kindlich freudig stolpert man durch das exotische Reich der Dunkelheit. Wie viel Zeit der viel beschäftigte Meister selbst in die aufwändige Animationstechnik investiert hat, ist allerdings fraglich. Offensichtlich waren aber Seelenverwandte am Werk.

Burtons neuester Streich wird den Erwartungen gerecht: "Corpse Bride" ist eine Augenweide von bezaubernder Perfektion. Sichtlich überzüchtet ist - wenn wundert es bei der langen Entwicklungszeit von zehn Jahren - einzig die Geschichte an sich. Schreckmümpfeli bestechen besser durch Nonchalance.

28.05.2024

4

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Kommentare

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MrsStraciatella

vor 11 Jahren

Ganz tolle Atmosphäre und gestaltung. Auch die Musik wurde sehr passend gewählt.


tuvock

vor 18 Jahren

Meine Meinung:

Wenn das Leben eine Graue Schleiereule ist, und das Totenreich eine bunte Orgasmuswelt, dann ist das schon ein Asbach Uralt wert, oder zumindestens ein guter Wein. Denn als der eine einen Wein trank, rann es ihm so richtig süß dort raus, wo die Kanonenkugel oder sonst so ein Geschoß ein Loch hinterließ. Und wenn HILDEGARD, Küchenhilfe im Hause wo VIKTORIA lebt, meint, Schatz, du zitterst ja wie Espenlaub, du brauchst einen Tee, und die hässliche Frau des Hauses meint, Du brauchst eher eine Zwangsjacke, dann lacht das Kino und bebt vor Witziger Erregung.

Der Film ist ja wirklich süß. Anfangs dachte ich mir nur was ich mir da für einen Scheißdreck angetan habe, der Film ist Schwarz weiß, kam mir vor wie eine Mischung von „ Beetlejuice“ und „ Nightmare before Christmas“, beide übrigens vom selben Regisseur wie hier, Tim Burton, der wohl eine große Affinität zum Totenreich hat. Vielleicht ist der Typ ja selber mit einem Zombie verheiratet.

Die Analogie ist ja nett, da gibt es eine Viktoria und eine Viktor, genauso hieß mal vor langer Zeit ein lustiger Film. Ich finde das Victor van Dort sehr gut von Johnny Depp gesprochen wurde, wenn man das so sagen kann über eine lebende fast tote Figur, die eine Zombieleiche geheiratet hat, und irgendwie legt der Synchronsprecher, durch die Tonnage seiner Stimme sehr viel in die Konsistenz des Gesamtausdruckes der besagten Darsteller, in dem Fall halt vom Hauptdarsteller Victor, und wenn ich sehe das der so arge Schwiegereltern bekommt, dann ist es klar das er sie nicht mag. Ich hätte von Anfang an schon die Schwiegereltern, also die Typen die sich um Victoria kümmern, eigenhändig erschlage. Solche Mistgeburten, naja sieht man eh im Film

Nicht weil sie hässlich sind, sondern böse. Also die brautige Leiche, gesprochen von Helena Bonham Carter, die ja schon Erfahrung mit den alten Dingen gemacht hat, in „ Hamlet“ hat auch hier mit Altertümlichen Erfahrung, sie ist ja altertümlich, altertümlich verfault, und hat so einen süßen 2 Zahnigen Wurm im Schädel, der das Gewissen und die guten Worte symbolisieren soll. Recht praktisch. Du gehst in die Bank, und brichst ein, stiehlst Geld, und beim Polizeiverhör sagst du, das du nichts dafür kannst, dein Gewissen in Form eines Wurmes hat dich dazu bewegt, und ziehst einen Wurm aus dem rechten Ohr, das wäre sicher ein guter Halloweengag, und du würdest vielleicht sogar frei kommen.

Die enthusiastische Emilie hat mir gut gefallen, am besten glaube ich als sie Klavier spielte, als irgendwelche Körperteile immer sich selbständig machten, dann war auch süß, der abgehackte selbständig auf Spinnenbeinen wandelnde Kopf eines Franzosen, was mich an „ Das Ding aus einer anderen Welt“ erinnert. Da war auch so ein Schädel. Blöd fand ich, er hatte nie so richtig Angst, oder war verwundert. Seinen Hund hat er ja auch dort gefunden, Scrabs, der bellte gleich als er ihn wieder erkannte, er war ein Hochzeitsgeschenk, eine Menge Knochen in einer Schachtel die sich dann selbst zusammenfügten, wie durch Geisterhand, und da fehlte mir schon das Wundern, oder die Verwunderung von Victor, das war leider meiner Meinung nach ein Fehlstück im Film. Victor nahm immer alles so normal.

Der gruftige Film mit dem berühmten Kompositionen des Filmekomponist Danny Elfman, ist ja so ne Art Gruft Punk Absage an das Leben, aber auch für die vielen normalen Leute da draußen auf der lebendigen Welt. Ich habe mich schon einige Male kaputt gelacht, sogar meine Freundin hat sich kaputt lachen können, ein paar wenige Male, und so dürfte ein recht guter Eindruck entstanden sein, weil auch das berstend volle Kino mit ca. 20 Leuten sich super amüsiert hat.

Wenn man sich denkt das die Vorbereitung 10 Jahre gedauert hat, ist es schon ein Wahnsinn was da rausgekommen ist, viel zu wenig Eleganz, viel zu wenig Romantik. Ich hätte mir mehr erwartet, trotzdem hat der Film einen sehr guten, netten, romantischen Nachgeschmack.

Die detailverliebte Künstlichkeit der Puppen nach der Russischen Märchengeschichte, hat sich nach langem Überlegen Burton gut umsetzen lassen von seinen Leuten, er hat Produktion und Regie geführt. Was mir auch gefallen hat, Victor war sehr nett, und der Vater von Victoria, also der ist so ein arges Ungustl, fettleibig, grauslich, kann nicht lachen, hat ca. 80 Zähne, wie ein Haifisch. Naja ein gutes Beispiel, dicke haben viel zum beißen.

Die Darstellung der Charaktere, und vor allem der Einrichtung des Filmes ist gut gewählt. Z. b. wohnt Victoria in so einem alten englischem Haus aus dem viktorianischem Stil, darum auch Victoria, und im Totenreich gibt es eine Bar, viel zu saufen, und Sanges und Besaufungsgelage. Das dieser Film so lange produziert werden mußte ist klar, jedes Einzelbild, 1/24 einer Sekunde, hat ein Extrafoto. Also man mußte jedes einzelne Bild, der 76 Minuten Filmzeit abfotografieren, und zusammensetzen, so wirkt das ganze sehr flüssig. Wie gut das es Computer gibt.

Ein richtiger Familienfilm der sich aus anfangs etwas langweiliger Mär, zu einer wirklich süßen Geschichte entwickelt mit Sinn für Romantik und wahren Gefühlen.

88 von 100Mehr anzeigen


tuvock

vor 18 Jahren

Handlung:

Ball and Socket heißt so viel wie Kugelgelenk, und so heißt auch die Kneipe im Totenreich im alten England da im Film wo die ganzen Toten sich an der Bar amüsieren. Dort singt die Knochengerippemusikgruppe The Skeletons. Bis VICTOR dort hinunter kommt, er wurde entführt, vergeht eine Menge an Leben. Da ist mal die Mutter von VICTORIA EVERGLOT, die mit Ihrer grauslichen Mutter MAUDELAINE und FINNIS zusammenlebt, der übrigens von Albert Finney im Original gesprochen wurde, und dem Film „ Big Fish“ nach empfunden wurde.

VICTOR hat eine Mutter, HILDEGARD (gesprochen von Tracey Ullman) und die ist eignetlich mehr so ein bißchen daneben. Aber sie ist sehr nett. VICTOR soll ja heiraten, gerade noch dazu VICTORIA, denn wenn schon deren Eltern sich nicht leiden können und aus Eigennutz heirateten, dann kann das auch VICTORIA, nein sie muß sogar, und VICTOR will gar nicht heiraten, aber irgendwann verliebt er sich doch in sie.

Als VICTOR eines Tages im Wald spazieren war, und den Heiratsspruch, er ist vergesslich und Sohn einer neureichen Familie, aufsagt, stolpert er über eine Baumwurzel, beginnt zu reden und zu singen, wie ein Musical, und aus Spaß steckt er den Ring den er für VICTORIA verwenden sollte an eine Wurzel, die in Wirklichkeit die Hand einer Toten, der von EMILY ist.

Die Everglots sind pleite, also soll die Hochezit mit den Van Dorts helfen, denn die sind reich. VICTORIA entführt den Bewusstlosen dann in das Totenreich, sie wurde in der Hochzeitsnacht umgebracht, und er muß fortan dort unten leben, bis er es schafft an die Oberfläche zu kommen, denn EMILY hat Erbarmen mit ihm und dort besucht er dann VICTORIA um Ihr von allem zu erzählen, doch die eifersüchtig romantisch veranlagte EMILY folgt ihm.

GASWELL (gesprochen von Christopher Lee) ist ein Ekelpaket und wird in dem Film noch eine große Rolle spielen, genauso wie Graf BARKIS BITTERN. Jetzt ist es natürlich spannend, wer kriegt wem.

Infos:

Das Marionettentheater der berühmten Herren Mackinnon und Saunders, die ja in Amerika sehr beürhmt sind, haben nahc 10 jähriger Vorbereitungszeit mit dem Werkstoff Silikon ungefähr so viel fantastisches bewirkt wie mit Plastilin beim Film „ Wallace und Gromit“ Dadurch das die Figuren 3 Dimensional sind, merkt man eigentlich den Unterschied zwischen Zeichentrickfilmen. Sie sind nicht ganz real, aber auch nicht ganz Zeichentrick, und so wirkt eigentlich die Gruselmär als funktionierendes Bindeglied zwischen Erwachsenem und Kindischem sehr gut in den Köpfen der Zuseher, die sich die einmalige 75 Minütige Geschichte hoffentlich noch lange als Beispiel von Romantik und Liebe merken sollen.

Es gab in dem Film viel Stop Motion Technik zu bewundern, was seit Ray Harryhausen, aus den alten Sindbad Filmen lagne noch keiner machte, alle Figuren hat man mit wirklichen Stoffen bekleidet, und man hat den Computer eingesetzt, für schnelle Bewegungen, und einige Effekte, und zur Unterstützung und Abrundung des ganzen.

Beim alten Düsteren Film „ Nightmare before Christmas“ hat man bei verschiedenen Gesichtsmimiken dauernd andere Köpfe gebraucht, hier hat man in die Figuren ein bißchen Technik einfließen lassen, und dadurch sehen die Darsteller, tot wie lebendig, viel genauer und besser aus.

Die Jazz Lieder aus den 30 er und 40 er Jahren die im Totenreich gespielt wurden, sind halt noch Anpassungsfähig, weil die meisten Leute eben nicht auf Jazz stehen. Chrstopher Lee hat man nach empfunden als grausamer, böser Priester, und dessen Rolle paßt sehr gut, fast so gut wie Helena Bonham Carter als Emily, aber man braucht halt lange bis mand en erkennt.

Vor langer zeit war ja Burton, der aus Burbank stammt, Animator von „ Cap und Capper“ und dann machte er sich eigenständig an das Filmedrehen. Sein erster großer Film im Kino war ja „ Pee-Wee´ s irre Abenteuer“ und von da an kannte man den Tim Burton. Lange hat er auch überlegt, wie er den Film da auf die Leinwand bringen konnte, und noch länger, was er eigentlich auf die Leinwand bringen wollte. Denn Tim Burton mag Puppenfilme.

26 verschiedene Sets hat der Film. Wer sich wundert wieso die Puppen so realistisch wirkten, das Studio das diese entwarf hat so eine Art Silikonschaummischung als Hautüberzug über das Skelett benutzt, das sieht natürlich echt aus. Und trotzdem das fast mehr als ein Halbes Jahr diese Puppen im grellen Scheinwerferlicht standen, trochnete nichts aus. Durch die Haare kann man den Mechanismus der Kopfbewegung und Mimik mit einem Schraubenschlüssel verändern, durch die Ohren kann man reinfahren, und die Augen und den Mudn verändern und die Wangen, alles eigens für den Film entwickelt, also High Tech. Die Puppen mussten übrigens mehr als 40 cm groß sein.

Das Haus im unteren Stock in England, wo VICTORIA lebt, war übrigens so das es genau dem Maßstab entsprach, damit aber das ganze Set nicht zu hoch und zu groß wurde, hat man einfach den Masstab der restlichen Häuser und des oberen Stockwerkes und alles was hoch ist, verkleinert gebaut und im Film vergrößert. Also war ein Teil nur maßstabsgetreu gebaut worden.

Mit unsichtbaren Drähten, und Bild für Bild Abfilmung erreichte man den Hochzeitsschleier der toten Emily, sehr genau sogar, sah aus wie Computeranimiert daweil war es MIlimeterarbeit. Und das zu bauen, damit es auch echt aussieht, samt Diadem und allem was EMILY trägt, hat 10 Monate gedauert.

Man hat afür den Film sogar Weichzeichner eingesetzt, das wurde in den 40 er und 50 er Jahren das letzte Mal gemacht. Deshalb sahen die Figuren auch so weich und freundlich aus. Die Umsetzung von Lebendiger Welt und Toter ist genau das Gegenteil, Was hier lebt ist unten im Totenreich auch lebendig aber tot. Von Statuen bis Leuten.Mehr anzeigen


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