Breaking and Entering Grossbritannien, USA 2006 – 120min.

Filmkritik

Schocktherapie gegen Alltagstrott

Filmkritik: Eduard Ulrich

Steckt Anthony Minghella in einer Midlife-Crisis? Sein neuster Film, aus Eindrücken seines Londoner Lebensumfeldes entwickelt, sieht jedenfalls ganz danach aus. Die Hauptfigur steckt eindeutig in einer solchen.

Landschaftsarchitekt Will (Jude Law) ist ca. 40 Jahre alt und hat seit vielen Jahren die Stelle als unverheirateter Stiefvater der verhaltensgestörten Tochter seiner Freundin inne. Sein Leben bietet keine Überraschungen mehr, die Beziehung zu seiner Freundin ist nicht mehr von Leben und noch weniger von Begehren erfüllt. Gerade hat er mit seinem Büropartner den Firmensitz in das Problemquartier verlegt, welches sie im Rahmen eines Entwicklungsprojekts massiv umgestalten sollen, da schlägt sozusagen der Blitz ein: über Nacht wird das frischeröffnete Büro ausgeraubt und sein wichtigstes Gerät, sein Laptop mit allen Texten, Fotos und Terminen, ist weg.

Da die Einbrecher kurz danach erneut zuschlagen, wobei sie wieder die Alarmanlage ausschalten, und die Polizei nur hilflos die Spuren sichern kann, beschliessen Will und sein Partner, selbst Wache zu schieben. Auch wenn sich Will eine Therapie seiner Midlife-Crisis wohl etwas anders vorgestellt hat: jetzt kommt Leben in die Bude, er lernt Menschen aus anderen Schichten kennen und seine Stieftochter reagiert auf die neue Situation. Die Geschichte an der Schnittstelle von arm und gutsituiert, osteuropäischen Flüchtlingen und arrivierten Einheimischen ist also nicht spektakulär, und die Besetzungsliste mit Jude Law und Juliette Binoche in einer wichtigen Rolle als bosnischer Flüchtlingsmutter nur moderat prominent.

Die übrigen Darstellerinnen liefern ebenfalls eine anständige Leistung ab. Das alles ist aber nicht weiter schlimm, denn die Stärke des Films, so er denn eine hat, liegt im Visuellen. Die Bilder von London müssen ohne die typischen Wahrzeichen auskommen, dafür sind tolle Animationen eines imaginierten zukünftigen Stadtraums zu sehen, der wie Venedig oder Amsterdam von Wasser durchzogen ist. Besonders geglückt sind die halsbrecherischen Szenen von jugendlichen Stadtspringern, die querstadtein über Autos, Zäune und Häuser klettern, rennen und springen.

19.02.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

unterhaltsahm, mehr nicht


colette

vor 15 Jahren

anthony minghella hat wircklich nur spitzenfilme gemacht! tragisch das breaking and entering sein letzter war! einmal mehr musste ein so riesentalent so früh sterben! mega besetzt mit jude law, juliette binoche und robin wright penn!


estrellita88

vor 17 Jahren

wenige lustige momente, dafür sehr, sehr emotional... sehr gut gespielt


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