Das kleine Arschloch und der alte Sack Deutschland 2006 – 80min.

Filmkritik

Talfahrt mit Abstürzen

Filmkritik: Eduard Ulrich

Wenn schon am Anfang eines Films bei einer Beerdigung so ziemlich alles schiefläuft, kann es eigentlich nur in der Hölle weitergehen. Ein Zeichentrickfilm ist das richtige Medium, um eine Höllenfantasie zu illustrieren, ob der Witz dieser Idee in einer modernen Gesellschaft zieht, ist allerdings fraglich.

Am Humor von Walter Moers und Helge Schneider scheiden sich seit je die Geister, und so wird es wahrscheinlich auch mit diesem Film sein, der nach einem Drehbuch von Moers über seinen eigenen Comic von Michael Schaack inszeniert wurde - wie der knapp 10 Jahre zurückliegende Erstling "Das kleine Arschloch". Schneider passt mit seinem Minimalismus an Effekten und Ideen gut zum Konzept der visuellen und sprachlichen Sparsamkeit von Moers und Schaak und so durfte er neben seiner Stimme sogar die Musik beisteuern, die ihre Herkunft vom Jazz oft nicht verleugnet.

Die Geschichte vom Kleinen Arschloch, dem ewigen Opfer, das als Hund der Nachbarin die Hölle auf Erden erlebt, dem dauernd nörgelnden Alten Sack, der in der Hölle alles andere als nur schmort, den immer wieder streitenden Familienmitgliedern und dem über absurde Risiken diskutierenden Flugentenpaar zerfällt in viele kurze Episoden, die nur mit dramaturgischer Brachialgewalt zusammengezwungen werden. In logischer Ökonomie der Einfälle wurde das Prinzip des Running Gags vervielfacht und verallgemeinert, indem immer wieder dieselben Konstellationen variiert werden.

Die einfach gehaltene Animation erlaubt sich nur in den Höllenszenen einen gewissen Detailreichtum, die Sprache ist gewohnt drastisch und direkt, was wohl vor allem die Jüngsten im Publikum freuen dürfte. Fraglich ist aber, ob das Wechselbad von Fäkalausdrücken und geschliffenen Formulierungen die oft im Text liegenden Witze zur Geltung bringen kann. Grundsätzlich ist es problematisch, das Spasspotential eines Films hauptsächlich in den Text zu legen. In diesem Fall wirkt sich auch die Tatsache negativ aus, dass die meisten Scherze bekannt oder gar leicht vorauszusehen sind.

Als mildernden Umstand darf man berücksichtigen, dass die Vorlage mehr als 10 Jahre alt ist und sich die Gesellschaft seitdem in Richtung Respektlosigkeit und Glaubensarmut entwickelt hat, so dass gewisse Tabubrüche nur noch belächelt werden oder als Selbstverständlichkeit unbemerkt bleiben. Vielleicht muss man sich den Film einfach bekifft reinziehen, um ihn schätzen und geniessen zu können.

24.09.2021

2

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Kommentare

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mamama

vor 17 Jahren

nein, nicht schon wieder eine fortsetzung von diesem schrecklichen unvorbildlichen titel für kinder.


kiwi333

vor 17 Jahren

okei!


kebdn

vor 18 Jahren

Schade... Es hätte so ein schöner Filmabend werden können... Aber was Walter Moers geritten hat, als er diesen Film in die Kinos gebracht hat?? Man weiß es nicht!! Der erste Teil war super, pfiffige Musik und Handlung. Der zweite ist nur schlecht - ich mag Helge Schneider und ich mag Walter Moers, aber für diesen Film müssen MINUS STERNE erfunden werden! Jeder Euro zu schade!! Ohne Szenen, die den Film einfach nur KÜNSTLICH in die Länge ziehen bleiben vielleicht 60 Minuten schwache(!) Unterhaltung.Mehr anzeigen


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