Miami Vice Deutschland, USA 2006 – 134min.
Filmkritik
Ich nehm mal kurz das Düsenboot nach Havanna ...
Zweifelsohne prägte «Miami Vice» das Lebensgefühl der 80er-Jahre. Jetzt macht Michael Mann («Heat») «Miami Vice» fit fürs 21. Jahrhundert und bringt damit eine der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten auf die grosse Leinwand.
Ich war noch nie ein Fan von «Miami Vice» und halte die 80er-Kult-Serie auch heute noch für Yuppie-Kram, gemacht für Angeber, die auf Phil Collins oder Modern Talking stehen. Doch die weltweite Fangemeinde sah das anders und schaute regelmässig hin, wenn einmal die Woche die Pink Flamingos zu Jan Hammers knitterfreiem Titelthema starteten. Danach rückten jeweils Don Johnson und Philip Michael Thomas der Drogenszene Miamis auf die Pelle, undercover natürlich. Und weil die Anpassung ans gejagte Milieu perfekt sein musste, fuhren die beiden Zuhälter-Schlitten und trugen die entsprechend doofen Klamotten.
Die Serie wurde jetzt fürs Kino generalüberholt. Lag die titelgebende Stadt vor 20 Jahren noch auf dem Planeten «Disco», ist Miami, Ausgabe 2006 trotz Tropennähe ein kalter Marktplatz auf dem sich die globalen Drogen-, Waffen-, Geld- und Menschenströme kreuzen. Wo aber kühl kalkulierende Menschen heisse Ware handeln, da sind die Absahner oft nicht weit. Diese Gangster dingfest zu machen, ist schwierig, sind doch Methoden und Mittel der Unterwelt jenen der offiziellen Organe inzwischen zum Verwechseln ähnlich. Die Strippenzieher sehen nicht nur aus wie Manager, sie geben sich auch gern seriös, sind deshalb unantastbar und ihre Festnahme ist praktisch unmöglich.
Unmögliche Aufgaben aber sind ganz nach dem Geschmack von Sonny Crockett (Colin Farrell) und Ricardo Tubbs (Jamie Foxx), die gleich zu Beginn den Auftrag fassen, das mächtigste dieser Kartelle zu infiltrieren. Einfach ist das nicht, denn so vielfältig wie die gehandelte Ware, so fantasievoll die Vertriebsarten, so verzweigt sind die Allianzen, welche Gangster-, Terror- und Neonazigruppen miteinander eingehen. Einfühlung ins Milieu ist gefragt. Weil aber der Unterschied zwischen legal und illegal mitunter scheissegeal ist, braucht es nur wenig Rollenstudium, und die beiden kommen ins Geschäft. Zuerst mit dem hinterhältigen Zito (Justin Theroux), später mit Big Boss Arcángel Montoy (Luis Tosar), der aus dem lateinamerikanischen Hinterland agiert. Seine rechte Hand (und Betthäschen), die schöne Kuba-Chinesin Isabella (Gong Li), sorgt für einen ersten Auftrag, den Crockett und Tubbs erledigen sollen.
Mit der erfolgreichen Abwicklung erwerben sich die beiden das Vertrauen des Kartells. Die Beziehung aber reicht bald übers Geschäftliche hinaus, denn Isabella, fasziniert vom smarten Crockett, gibt dessen unnachgiebigem Liebeswerben nach. Ein Balztanz in Miami wäre nicht ausgefallen genug. Deshalb gehts mit dem Speed-Boat nach Havanna, wo auf ausgiebigen Caipirinha-Konsum eine heisse Nacht folgt. Danach ist nichts mehr, wie es einmal war. Crockett liebt die Gangsterbraut und muss feststellen, dass er damit die ganze Operation in eine gefährliche Situation manövriert hat.
Zugegeben, das ist keine besonders originelle Story. Aber sie reicht Michael Mann, einmal mehr die Räume einer Megapolis auszuloten und Miami als geometrisches Spiel abgestufter Grau- und Blauflächen sowie unzähliger Lichtblitze zu malen. Mitten hinein in diese Umgebung stellt der Regisseur seine Helden, deren einziger Halt in dieser Welt die Selbstachtung ist. Im Gemenge von Lüge, Gier, Hass und Verbrechen als Undercoveragent die Identität nicht zu verlieren, ist eine Disziplin, die nur wenige beherrschen. Wie kein Zweiter findet Michael Mann Bilder für die Verlorenheit und Einsamkeit solch standfest auftretender Figuren in einer Welt der konstanten Überforderung. Zu Grüblern mutieren Crockett und Tubbs dennoch nicht, definiert allein atemlose Aktion ihren Charakter. Nur wenn sie jagen, fühlen sie sich instinktiv ganz bei sich. Das Resultat ist ein 1-A-Actionfilm, der intensivste und schönste der Saison.
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Kommentare
cooler copfilm... ich habe die geschichte mal besser kapiert wie die handlige von die originale serie... die scho stilvol war... auch der film ist stark. Miami cool.
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