Once Irland 2006 – 86min.

Filmkritik

Verliebte Musikanten

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

2007 war ein gutes Jahr für Musicals: "Dreamgirls" und "Hairspray" machten - nicht zuletzt in Amerika - richtig Kasse und bewiesen, dass das Kinopublikum nicht sofort davonläuft, wenn seine Stars mitten im Satz zu trällern beginnt oder mal kurz ein Tänzchen hinlegen.

"Once" nun, der Film des irischen Regisseurs John Carney, ist ein Musical der etwas anderen Art, mit logisch in die Handlung integrierten Songs und ganz ohne Choreografien. Von Glamour und überkandideltem Pomp fehlt jede Spur, schließlich ist der Held nichts weiter als ein Straßenmusiker (Glen Hansard). Wenn er nicht gerade seinem Vater beim Reparieren von Staubsaugern aushilft, geht er mit der Gitarre seiner musikalischen Leidenschaft nach - und jagt zur Not auch mal einem Dieb hinterher, der ihm die wenigen Groschen aus dem Koffer klaut.

Auf der Straße trifft er auch eine junge Frau (Markéta Irglová), die nicht nur einen kaputten Staubsauger hat, sondern auch seine Lieder mag. Sie ist Immigrantin, Mutter einer kleinen Tochter und spielt bezaubernd Klavier. Die Wellenlänge der beiden ist nicht nur musikalisch die gleiche und so kommen sie sich ganz zaghaft näher. Doch während die Arbeit an gemeinsamen Songs sie sogar bis in ein Aufnahmestudio bringt, scheint ihre Liebe keine Zukunft zu haben.

Vermutlich gab es im Kino selten ein vermeintlich so unspektakuläres und dezentes Musical zu sehen wie "Once". Aber es dürfte sich auch schwerlich ein charmanteres finden lassen. Carney erzählt zurückhaltend, aber leidenschaftlich und mit feinem Gespür für Humor und Ernsthaftigkeit von den kleinen Träumen seiner bodenständigen, namenlosen Protagonisten, von den Sorgen des Alltags und von Glück und Unbarmherzigkeit der Liebe.

Seine beiden Hauptdarsteller sind dabei absolut bemerkenswert. Hansard, der auch schon in "Commitments" zu sehen war, und die 19jährige Irglová, die ihr Leinwanddebüt gibt, spielen ihre Rollen nicht nur mit Hingabe, sondern machen auch im richtigen Leben zusammen Musik. Die Songs, die sie für "Once" geschrieben haben, dürften in Sachen Singer-Songwriter-Folk zum Schönsten gehören, was es zuletzt zu hören gab - auch jenseits der Leinwand.

"Dieser kleine Film hat mich unglaublich inspiriert", wird niemand Geringerer als Steven Spielberg zitiert, und auch der Rest der Filmwelt darf sich bei diesem Kleinod gerne eine Scheibe abschneiden. Schließlich hat "Once" schon längst mehr als 100 Mal so viel Geld eingespielt, als er gekostet hat.

17.02.2024

5

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

isathefreak

vor 13 Jahren

sehr autentisch ohne den gewönlichen hollywood kitsch!!! gefällt mir sehr guet!!

die musik: einfach göttlich!!!


Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

’Once’ ist eine nette CD, für den, der auf akustischem, romantischem Gitarrensound steht. Die Songs werden in voller Länge hintereinander abgespielt. Nicht schlecht, aber in der Anlage ähnlich. Aber es sollte doch ein Film sein!? Wie in vielen Musikfilmen ist auch hier die Handlung äußerst dürftig. Sie: verheiratete Mutter und Immigrantin, er wohnt und arbeitet mit 40 noch bei Vatern. Und außer wenn sich die beiden Hauptfiguren musikalisch äußern, versprühen sie den Charme eines offenen Eisschrankes. Es liegt keineswegs am fehlenden Happy End. Die Figuren sind einfach unscharf, weil zu oberflächlich gezeichnet. Sie sind nur auf Musik fixiert und die kommt so flatterhaft unkompliziert daher, dass man den Eindruck bekommt, am Anfang steht bereits der perfekte Song. Man braucht sich nicht zu plagen, alles fliegt einem nur so zu. So einfach ist das. Wie gesagt, wer den Sound mag, soll sich die CD kaufen. Als Film ist ’Once’ eine Katastrophe. Und als verfilmtes Musical auch nicht ganz echt. Auf gar keinen Fall ist es ein Drama!Mehr anzeigen


mspurt

vor 16 Jahren

Der Film ist bei weitem nicht so glanzvoll wie eine Hollywood-Inszinierung. Aber, ergeht unter die Haut!
Von anfang an baut man für die beiden Hauptdarsteller eine unglaubliche Sympathie auf. Die Musik lässt einen förmlich die Gefühle der beiden spüren. Die Handlung, wie im echten Leben. Und eine geniale Musik.Mehr anzeigen


Mehr Filmkritiken

Typisch Emil

Hölde - Die stillen Helden vom Säntis

Tschugger - Der lätscht Fall

E.1027 - Eileen Gray und das Haus am Meer